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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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zwängen. Zwischen ihren Brüsten lag ein Geburtsbündel, eine Figur in der Form einer Schildkröte - des magischen Tieres, das niemals krank wurde. Die Schildkröte bedeutete Gesundheit und Glück. Sie verschwand mit dem Kommen der Winterstürme, verkroch sich tief in die Erdenmutter und kehrte erst zurück, wenn Vater Sonne den Frühling und das Leben in die Welt brachte. Der Fetisch auf Tanzende Hirschkuhs Brust war aus sorgfältig genähtem Antilopenleder gefertigt und mit Salbei, Zweigstückchen, Federn und anderen Zeichen der Mächte ausgestopft worden.
    Auf ihren Bauch waren verschiedene Muster gezeichnet, damit sich die Geistermacht der Geburt auf den Mittelpunkt konzentrierte. Die wichtigste Zeichnung, ein leuchtend gelber Streifen, verlief ausgehend vom Geburtsbündel zwischen ihren vollen Brüsten hinunter zu einem Punkt im Gewirr ihres schwarzes Schamhaares. Der Pfad des Lichts würde das Kind auf seinem Weg in die Welt leiten.
    Der Junge starrte wie gebannt auf dieses Schauspiel und spürte die Macht des Gesangs der im Zelt versammelten Frauen. Obgleich er sich vor der Entdeckung fürchtete, konnte er sich von den faszinierenden Vorgängen nicht abwenden. Er wußte, seine Mutter würde ihn bestrafen - und Zwei Rauchwolken würde bestimmt voller Sorge nach ihm suchen, sobald er seine Abwesenheit entdeckte.
    Eine Nacht der Hitze, eine Nacht des Schmerzes. Über die Wölbung von Tanzende Hirschkuhs geschwollenem Leib hinweg blickten sich zwei Frauen an - die eine jung, die andere alt. Sorge prägte ihre angespannten Gesichter.
    Das graue Haar der alten Frau glänzte matt im flackernden Licht.
    Das Muster ihrer Falten verwob sich mit dem Gitterwerk der Schatten, die auf ihr runzliges Gesicht fielen. Sie hatte ihren Mund zu einem schmalen Strich zusammengepreßt und ließ ihre wachsamen Augen über die sich anstrengende Frau gleiten. Sie beugte ihren vom Alter gekrümmten Rücken vor, ihr bloßer Oberkörper war schweißnaß, und ihre langen welken Brüste hingen schlaff und leer über die Falten ihres Bauches. Narben wellten die runzlige Haut ihrer Schultern, stumme Zeugen ihrer zahlreichen Opfer an die Geisterwelt, die sie sich selbst auferlegt hatte. Die Leute nannten diese Frau Wildkirsche, nach den Bäumen mit den bittersüßen Früchten, die im Hochland wuchsen.
    Der Junge beobachtete seine Mutter, Salbeiwurzel, deren ängstlicher Blick unentwegt auf Tanzende Hirschkuhs fiebernden Leib gerichtet war. Zwar kannte er den angespannten Ausdruck der Sorge in den Gesichtern aller Angehörigen seines Volkes, der tiefe Furchen wie Trockenrinnen draußen im Land in ihre Gesichter gegraben hatte, aber die hilflose Besorgnis, die seine Mutter offenbarte, machte ihm angst. Tanzende Hirschkuh schrie erneut auf, und seine Gedärme zogen sich zusammen wie in der Sonne trocknende Sehnen.
    Arme Tanzende Hirschkuh. Langläufer, ihr Mann, war zum Jagen in die Ausläufer der Buffalo Mountains gegangen. Er war nie zurückgekehrt.
    Wildkirsche holte tief Luft, griff in einen kunstvoll genähten Beutel, entnahm daraus feuchten Salbei und streute ihn auf die rotglühenden Kohlen. Der Wohlgeruch des Lebens stieg in kräuselnden Rauchschwaden auf.
    Leise sang sie ein monotones Lied. »Komm, Kleines. Komm, tritt ins Leben und preise das Land und die Sonne und die Pflanzen und die Tiere. Komm, begleite uns auf dem Weg zum Sternennetz, der zu allem Guten führt. Hör unser Lied. Vernimm unsere Freude.
    Komm, Kleines. Komm heraus in die Welt und mache uns lächeln.«
    Tanzende Hirschkuh stöhnte. Die Muskeln ihrer kräftigen braunen Beine spannten sich. Verzweifelt rang sie nach Luft. Mit fest geschlossenen Augen und mit vor Anstrengung gebleckten Zähnen atmete sie scharf aus. Schweißtropfen hinterließen glänzende Spuren auf ihrem bebenden Fleisch.
    Salbeiwurzel hielt Tanzende Hirschkuhs Hände fest in den ihren.
    »Ruhig. Atme ganz ruhig. Es dauert nicht mehr lange.«
    Die Krämpfe gingen vorüber, und Tanzende Hirschkuh entspannte sich.
    Keuchend blickte sie zu der unaufhörlich singenden alten Frau auf.
    »So lange dauert es doch sonst nicht. Wildkirsche, ist alles in Ordnung? Oder muß ich sterben?«
    Die alte Frau beendete ihren Singsang und zuckte lächelnd mit den Achseln. »Ich habe viele Kinder geboren und schwerere Geburten durchgemacht als diese. Für dich ist es das erste Mal. Deine Muskeln müssen sich richtig dehnen, aber sie wissen noch nicht, wie. Nichts ist gerissen. Es kommt nur Wasser heraus - du wirst

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