Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear

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gekümmert. Nun sorge ich für sie. Die furchtbare Leere in meinem Herzen, die mich quält, seit Salbeiwurzel umgebracht wurde, wird zwar nie ganz verschwinden, aber ein Teil von mir ist wieder ausgefüllt, und erst seither weiß ich, wie entsetzlich leer ich wirklich war. Ich fühle mich wieder wie ein ganzer Mensch.«
    Hungriger Bulle entledigte sich seiner Last und schlang den Gurt seiner Trage über einen brusthohen Baumstamm, den der Wapiti mit einem einzigen Sprung bewältigt hatte. »Hilf mir da hinauf.«
    Mit Drei Zehens Hilfe kletterte er auf den Stamm, dann zog er den Freund nach. »Übrigens, deinen Kindern gefällt es hier. Ich habe Zwei Monde, Der viel lacht und Grashüpfer zusammen mit Schwarze Krähes Brut beobachtet. Sie rollten Steine den Hang hinunter und lachten und kreischten dabei, als wollten sie die Geister aufwecken.«
    »Ihnen gefällt es, das stimmt. Wir lebten bei Sieben Sonnens Sippe so weit im Osten, daß sie nicht oft Gelegenheit hatten, Steine einen Hang hinunterzurollen. Die Jugend sollte diese Gelegenheit haben.«
    »Und Wiesenlerche und Die die Spaß macht sind bestimmt auch lieber hier als in der Ebene. Hier oben ist die Arbeit nicht so schwer.
    Im Winter müssen sie nicht so weit gehen, um Feuerholz zu holen.
    Wasser gibt es fast überall. Eßbares ist leichter zu finden. Man muß nicht so gewaltige Lasten auf dem Rücken schleppen.«
    Sie traten zwischen den Bäumen hervor und stapften auf eine Wiese hinaus. Der verharschte Schnee knirschte unter ihren mühseligen Schritten.
    »Ich würde sagen - da drüben.« Drei Zehen deutete auf eine schmale Erdspalte zwischen einer Baumgruppe. In der Nähe des Spaltes waren Vertiefungen von lagernden Hirschen im Schnee zu erkennen. Der Platz stank nach dem üppigen Moschusgeruch der Wapitis.
    Markierungs- und Urinflecken färbten den Schnee.
    »Ich könnte wetten, sie gehen da hinüber.« Drei Zehen lockerte ein urinverkrustetes Schneestück und roch daran. Er grinste, sein Atem dampfte weiß in der frostigen Luft.
    »Glaubst du, die Bäume sind stark genug, um einen in einer Schlinge gefangenen Wapiti zu halten?«
    »Glaubst du, dein Seil ist es?« entgegnete Drei Zehen.
    »Das werden wir vermutlich bald feststellen.« Hungriger Bulle marschierte über die Lichtung.
    »Sag mal, wie gut ist eigentlich der Geruchssinn der Wapitis?« erkundigte sich Drei Zehen. »Kommen sie auch hierher, wenn sie die Anwesenheit von Menschen riechen?«
    »Klappernde Hufe meinte, wir sollen auf beiden Seiten des schmalen Durchgangs an die Bäume pinkeln. Sie sagte, Wapitis schnüffeln und hinterlassen dann ihre Markierung über der eines Menschen.«
    »Du machst Witze!«
    »Das ist kein Witz. Sie erzählte mir, Reizende Wapitis Vater sei immer den gleichen Weg wieder zurückgegangen, wenn er auf Wapitis Jagd gemacht hat. Dabei habe er einmal einen Hirsch beobachtet, der ihm länger als einen halben Tag lang gefolgt ist.«
    »Gejagter und Jäger zugleich, ha?« Drei Zehen starrte über seine Schulter auf die dunkle Linie der Bäume.
    Hungriger Bulle trat in eine Mulde, die ein lagernder Hirsch in den Schnee gedrückt hatte - und wäre beinahe gestürzt. Unter dem warmen Körper des Tieres war der Schnee gefroren und hatte das Lager mit einer glasigen Eisschicht überzogen. »Ziemlich gefroren. Sie müssen schon eine ganze Weile fort sein.« Er hob ein wenig Kot auf und zerquetschte das Kügelchen zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Der Durchgang zwischen den Bäumen sah vielversprechend aus. Der Pfad war von den Hirschhufen festgetrampelt.
    Hungriger Bulle schob Drei Zehen so hoch in einen der Bäume hinauf, daß er das Ende der Fallenschlinge über einen kräftigen Ast ziehen konnte. Dann kletterte er auch hinauf, und gemeinsam hingen sie die Schlaufe in den richtigen Winkel, so daß der Wapiti mit dem Kopf hineingeraten mußte.
    Nachdem sie ihr Werk beendet hatten, klopfte Drei Zehen den Schnee von seinen Fäustlingen. »So sieht also eine Hirschschlinge aus. Ich hätte nicht gedacht, daß ich auch das kann.«
    »Du hast auch Schafe mit einer Falle gefangen. Und Kiefernsamen von den Bäumen heruntergeschlagen.«
    »Und sie haben mir sogar geschmeckt«, pflichtete ihm Drei Zehen bei. »Ja, ich könnte mir vorstellen, das Leben hier oben irgendwann zu genießen. Aber es ist ein bißchen einsam. Mir fehlen die alten Legenden.« Er runzelte die Stirn. »Vielleicht hätten wir Kleiner Tänzer mitnehmen sollen. Er hätte irgendein Zeichen oder so etwas machen können,