Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
das die Wapitis stärker anzieht als Urin.«
    Hungriger Bulle zuckte die Achseln. Er wollte sich umwenden, erstarrte aber mitten in der Bewegung und klopfte seinem Freund auf die Schulter. Drei Zehen drehte sich ebenfalls um und erschrak.
    Der Wolf stand im Schatten der Bäume. Seine Augen brannten seltsam gelb, als glühe ein loderndes Feuer darin.
    »Groß, findest du nicht?«
    »Ja«, stieß Drei Zehen hervor.
    Einen langen Augenblick sahen die zwei Männer und das Tier einander an; dann verschwand wie von Zauberhand der Wolf.
    Drei Zehen blinzelte und rieb sich die Augen. »Ich habe nicht einmal gesehen, daß er sich bewegt hat.«
    »Ich auch nicht.« Hungriger Bulle lief eine Gänsehaut über den Rücken. »Hast du gesehen, wie… Ach was. Muß das Licht gewesen sein.
    »Du meinst, er hat so geguckt wie der Wolf auf der Felszeichnung in der Höhle?«
    Hungriger Bulle nickte. Er starrte noch immer auf die Stelle, an der der Wolf gestanden hatte. »Wie der Wolf in der Höhle. Genau so…«
    »Die Büffel sind beunruhigt!« rief das Wolfsbündel. »Ich spüre es.
    Verwirrung, Frustration, Hunger, sie sind halb verrückt. Einer nach dem anderen stirbt. Ihre Angst, auszusterben und in Vergessenheit zu geraten, gefährdet das Gleichgewicht der Spirale.
    Sie wissen, ihre Zeit ist noch nicht gekommen. Aber wie sollen sie ihren Tod aufhalten? Die Seele des Landes schreit. Fühlst du den Tod? Fühlst du ihn näher rücken, fühlst du, wie er der Erde Wärme entzieht? Ist das unsere Zukunft? Fühlst du das Antilopenkitz und sein Elend? Durst. Das Land weint.
    Was können wir tun? Ich werde gepeinigt… sterbe mit dem Land. Durst, Hitze, was können wir ihnen anbieten?«
    Müde erklang Wolfsträumers Stimme aus dem goldenen Schimmer der Spirale: »Hoffnung.«

KAPITEL 17
    »Du siehst bekümmert aus, Mädchen.«
    Rasch wich Reizende Wapiti dem Blick der Mutter aus und sah ins Tal hinaus. Das Braun der Hügel des letzten Jahres war zartem Grün gewichen; blaugrün leuchtend hob sich der Salbei von den Sandsteinfelsen ab. Über ihnen spannte sich ein kristallklarer Himmel in die blaue Unendlichkeit, den gerade keimenden Frühling mit tödlicher Trockenheit bedrohend.
    »Ich dachte eben an etwas, was mir Zwei Rauchwolken erzählt hat… über Träumer.«
    Seufzend setzte sich Klappernde Hufe neben ihre Tochter in die warme Sonne. »Ich habe dich mehr als einmal dabei ertappt, wie dein Blick in die Leere ging. Sobald du dich unbeobachtet fühlst, versinkst du in diesen abwesenden Blick. Möchtest du nicht mit mir darüber reden?«
    »Ich dachte, Der das Hörn packt würde mein erster Mann sein. Doch dann begegnete ich Kleiner Tänzer. Ich liebe ihn, und das ist ein Gefühl, als würde ein loderndes Feuer in mir brennen. Ich wußte nicht, daß ich einen Mann jemals so lieben könnte. Er ist so… ach, er ist so sanft, und er behandelt mich, als sei ich für ihn das Kostbarste auf der Welt.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Andererseits macht er mir angst. Da ist etwas in ihm, das ich nicht mit ihm teilen kann. Etwas, was sich außerhalb meiner Wahrnehmungswelt befindet.«
    »Und Zwei Rauchwolken? Du sagtest, er hätte mit dir über Kleiner Tänzer gesprochen.«
    Reizende Wapiti biß sich auf die Unterlippe. Zögernd antwortete sie: »Er hat mir einmal gesagt, wie Macht auf einen Menschen einwirkt… daß ein Mensch nur als Werkzeug für ein bestimmtes Ziel dient und dann fallen gelassen wird. Um es mir zu verdeutlichen, benutzte er das Beispiel eines Speeres, der mit großer Sorgfalt angefertigt und erst nach langen Vorbereitungen nach einem Tier geworfen wird.
    Du weißt, manche Speere verfehlen ihr Ziel und treffen auf einen Felsen. Wenn das passiert, wird die Spitze zertrümmert, der Schaft bricht. Die ganze Arbeit war umsonst. Manchmal gehen sie auch im Schnee oder im hohen Gras verloren, werden einfach vergessen. Sie bleiben liegen, bis sie verrotten.«
    Dieses Bild war stets lebendig in ihr, verfolgte sie, quälte sie.
    »Und du glaubst, die Macht in Kleiner Tänzer ist so stark?«
    Sie atmete tief ein und genoß das Gefühl der frischen Luft, die ihre Kehle hinunterglitt und ihre Lungen füllte. Sie kostete diesen Augenblick so lange wie möglich aus. »Ja, Mutter. Ich glaube, er besitzt eine größere Macht als er ahnt. Der Vorfall mit der Schaffalle oben in den Bergen war erst der Anfang. Ich war schon früher beim Fallenstellen dabei. Du weißt genausogut wie ich, daß die Schafe kurz davor waren, in die andere Richtung

Weitere Kostenlose Bücher