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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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den Kadaver eines Wapitikalbes herfielen. Unbemerkt glitten gespenstische Eulen mit leisen Schwingen über die fahlen Wiesen, während flinke Mäuse im Gras raschelnd nach jungen Samen suchten.
    Die Nacht lebte, während Weißes Kalb träumte …
    Sie wanderte in einem Land grellen Lichts, machte einen müden Schritt nach dem anderen - das uralte Ritual des Reisenden. Ein Wind, heiß wie der von glühenden Kochsteinen aufsteigende Luftzug, blies ihr ins Gesicht und trocknete ihre empfindliche Haut aus.
    Hier wartete die schlummernde Anima, ruhelos, verdörrend, sterbend.
    »So ist es noch nie gewesen.« Beim Klang ihrer krächzenden Stimme verzog sie das Gesicht. Die alten Geschichten berichteten von Wasser, von so vielen Büffeln, daß ein kräftiger Mann seinen Speer in jede Richtung werfen konnte und stets ein Tier getroffen hat.
    Die alten Geschichten berichteten von Gras, das bis hinauf zur Hüfte eines Mannes reichte. Und jetzt?
    Quellen, aus denen der Großvater meines Großvaters trank, sind nur noch Schlammlöcher. Nur die Alten wissen noch davon. Nur die Hüter der Legenden.
    Aber die Legenden wandeln sich. Die Menschen verändern sich. Sogar die Namen der Orte ändern sich. Alles… ändert sich …
    Der altvertraute Schmerz stach und hämmerte in ihrem rechten Hüftgelenk. Tief in ihren vom Alter geplagten Beinen fraßen sich die Fesseln der Ermattung durch jede Faser ihrer Muskeln wie große schwarze Ameisen in das von Parasiten befallene Herz einer abgestorbenen Föhre. Der Schmerz in ihren Füßen war stärker geworden, und der heiße Boden brannte wie Feuer unter ihren Sohlen.
    »Verdammt, zu alt für so ein Unternehmen«, brummte sie. »Sollte ein hübsches Zelt haben … kräftige Söhne und Töchter, die mir Fleisch bringen. Sollte faul herumsitzen, schwatzen und Späße machen können. Die alten Geschichten erzählen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.«
    Doch sie hatte eine Vision. Während sie auf den hohen Gipfeln der Buffalo Mountains betete und fastete, war etwas mit ihr geschehen. Vier Tage hatte sie weder Nahrung noch Wasser zu sich genommen, in der Kälte der Nacht gefroren, sich von den Strahlen der aufgehenden Sonne rösten lassen; zitternd hatte sie ihre Seele gereinigt.
    Nackt hatte sie auf dem höchsten Punkt gesessen und nach der Quelle jenes Rufes gesucht, der sie ihr Leben lang gedrängt hatte.
    Jedesmal, wenn sie zurückgewichen war und versucht hatte, ein normales Leben zu führen, war der Ruf wieder erklungen, gebieterisch, hatte sie dazu getrieben, ihre Männer und Kinder, zu verlassen.
    Jedesmal war sie zu den hochgelegenen Orten zurückgekehrt, um den Ursprung der Macht zu suchen.
    So war sie auch dieses Mal dem Ruf gefolgt, bis sich am vierten Tag das Bild eines gutaussehenden, hochgewachsenen Mannes in den Wolken formte, seine Züge von den gleißenden Strahlen der Sonne beleuchtet. Seine Macht hatte im Schweigen gesungen, die Wolken zu Zwergen schrumpfen lassen, seine Gegenwart hatte sie mit Wärme und Sonnenlicht erfüllt.
    Voller Ehrfurcht beobachtete sie ihn. Er lächelte ihr zu, hob einen Arm und zeigte nach Südosten in Richtung der Ebenen, wo ihre Vorfahren seit der Zeit des Ersten Mannes gelebt hatten.
    So schnell wie es aufgetaucht war, verschwand das Bild wieder und an seiner Stelle erschien ein Wolf mit gelb glühenden Augen.
    Mit rasendem Herzen hatte sie blinzelnd auf die bauschigen weißen Formationen einer riesigen Gewitterwolke gestarrt. Zitternd vor Schwäche kletterte sie den Berg hinunter, zog ihre Kleider an und aß, bevor sie sich auf die Reise begab.
    »Wolfsträumer«, murmelte sie. »Er hat mich hierhergeführt.«
    Sie holte tief Luft, schüttelte den Kopf, ging langsamer und blieb schließlich stehen. Sie schnalzte mit der Zunge, die in ihrem trockenen Mund fast am Gaumen klebte, und schielte hinauf in den weißen Glanz der unbarmherzigen Sonne.
    Eine alte Frau allein in der unermeßlichen Weite und Hitze, so verharrte sie, den Rücken gebeugt vom Gewicht einer sperrigen Trage, die auf ihr Hüftgelenk drückte und deren Riemen ihr in die Stirn schnitten. Mit angehaltenem Atem spähte sie in alle Richtungen. Die weit entfernten Felsklippen schimmerten wie ein Geistertraum - zerklüftete Konturen zitterten im Licht. Selbst das blaue Himmelsgewölbe war verblaßt, hatte sich stetig verflüchtigt, war versengt. Außer dem ruhelosen Wispern der knochentrockenen Brise hörte sie nur das Zirpen einer Heuschrecke in der unendlichen Leere. Sogar der

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