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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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die Hände trichterförmig an den Mund. »Wer ist da?«
    Nichts rührte sich. Ein unheimliches Gefühl, als habe sich alles ins Gegenteil verkehrt, berührte ihren Geist gleich den Schwingen einer durch die Nacht fliegenden Fledermaus.
    Der Schrei eines Kindes durchbrach die Stille.
    Der Traum hatte sie wieder eingeholt. Weißes Kalb schreckte hoch und blinzelte in die nächtliche Düsternis ihrer Felshöhle. Ihr Inneres verkrampfte sich. Sie empfand ein körperliches Unbehagen, als ob sich irgend etwas nicht mehr an seinem angestammten Platz befände. Mühsam kämpfte sie gegen den Brechreiz an. Stille lag über der Nacht. Was war geschehen? Das Gefühl der Übelkeit war durchdrungen vom Mißbrauch einer Macht. Aber wessen? Wo?
    Ihr Mund war trocken. Sie griff nach dem Wassersack und trank Schlückchenweise. Anschließend setzte sie sich auf und rieb ihre alten Beine. Sie spürte den Nachtkrampf der von den Jahren geplagten Muskeln. Acht Jahre waren vergangen, seit eine Macht sie zu dem Kind und dem Berdachen geführt hatte. Was war geschehen?
    Sie blickte durch den Türbehang ihrer Höhle. Ihre Augen folgten den vertrauten Umrissen der Gipfel vor dem Nachthimmel.
    Suchend hielt sie Ausschau nach den von den Wolken hervorgezauberten dunklen Figuren. Als habe er darauf gewartet, durchbrach der Mond den Horizont im Osten.
    Steif und aufrecht stand sie da. Das fahle Licht des Mondes fiel durch die Wolken und spielte leicht über das bauschige Weiß. Und wieder sah sie ihn. Das Bild des jungen Mannes aus ihren Geisterträumen formte sich aus den sich türmenden Wolkengebilden und nahm Gestalt an. Halb Mensch, halb Wolf, schien das von den Wolken gesponnene Bild nach Südosten zu deuten - in Richtung auf das Land ihres Volkes.
    Geschockt von Schwerer Bibers Entheiligung erbebte das Wolfsbündel und klagte seinen Schmerz in die Kreise und Windungen der Zeit. Die Stimmen Tausender, die es voll Ehrfurcht berührt und einen Teil ihrer Seele in seiner Hülle zurückgelassen hatten, winselten und stöhnten.
    Die Macht pulsierte, erinnerte sich an die Beleidigung, zog sich von der Welt der Menschen zurück und wirbelte in einem Sog hinunter in das schwelende Innerste ihres Wesens.
    »Erinnere dich, die Spirale… Kreise innerhalb von Kreisen, vereinigt, doch sich nie berührend. Die Zeit ist noch nicht gekommen. Aber sie wird kommen … sie wird kommen …«
    Und das Wolfsbündel wartete.

KAPITEL 2
    »Du mußt das nicht tun.« Salbeiwurzel bückte sich unter der Tür des Geburtszeltes und begegnete dem Blick von Tanzende Hirschkuh, die das Kind an ihre Brust drückte. Tanzende Hirschkuh warf einen verstohlenen Blick zu Schwerer Biber hinüber. Mit vor der breiten Brust gekreuzten Armen stand er herrisch vor seinem Zelt. Das Sonnenlicht offenbarte ihn schonungslos als einen Mann mittleren Alters, klein und mit plumpem, dicklichem Körper. Sein breites Gesicht mit den schweren Backen zeigte keinerlei Regung. Seine Nase wirkte gegen seine schrägen Backenknochen stumpf und flach. Eine tiefe Narbe lief quer über seine hohe breite Stirn - Zeugnis eines Kriegsspeeres der Anit'ah.
    »Wir haben nicht genug zu essen«, flüsterte Tanzende Hirschkuh kläglich und zuckte unter dem Schmerz in ihren Lenden zusammen, als sie sich im schräg einfallenden Morgenlicht aufrichtete.
    »Ich sage trotzdem, tu es nicht. Es wird sich alles finden.« Der wütende Knoten in Salbeiwurzels Magen zog sich knurrend zusammen.
    Von der letzten Beute war fast nichts mehr übrig, nur noch ein paar dünne Streifen Trockenfleisch ausreichend für höchstens ein oder zwei Mahlzeiten. Zusätzlich hatten sie einige Wurzeln gesammelt, gerade genug für eine Brühe. Selbst die Frauen waren hinausgegangen, um etwas Eßbares aufzustöbern. Sie durchstreiften das Unterholz und hielten Ausschau nach Kaninchen oder Ziesellöchern, die so nah am Fluß lagen, daß sie mit Wasser überflutet werden konnten, um ein paar dieser Tiere hervorzuscheuchen. Aber deshalb ein Kind töten… Tanzende Hirschkuhs Mund preßte sich zu einem dünnen Strich zusammen. »Mein Baby… ist ein Mädchen.« Wieder glitt ihr Blick hinüber zu Schwerer Biber, der noch immer vor seinem Zelt stand.
    »Und er weiß es.«
    »Es ist deine Entscheidung! Er kann dich nicht zwingen, dein eigenes Kind zu töten.«
    »Bitte.« Tanzende Hirschkuhs flehende Stimme schnitt schmerzlich in Salbeiwurzels Herz. »Ich weiß, was du denkst. Aber solange Langläufer nicht zurück ist… Verstehst du, ich möchte

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