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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sie da sein, wenn ich zurückkomme.«
    »Sicher. Aber du kannst nicht beweisen, daß sie auch gerade jetzt da sind. Oder siehst du deine Leute?«
    Bestürzt schüttelte er den Kopf. »Nein. Aber es ist selbstverständlich, daß sie leben und ihr Tagwerk verrichten. Sie müssen existieren! Sonst… sonst…«
    »Genau, sonst. Wie du siehst, hast du keine Möglichkeit, dir selbst zu beweisen, daß dein Väter tatsächlich existiert. Du kannst dir diese Welt selbst errichtet haben. Du bist der einzige Mensch, der weiß, daß diese Welt für dich real ist. Und du kannst mir nicht beweisen, daß sie auf die Weise existiert, wie du das glaubst.«
    Er sperrte Mund und Augen auf. »Stell dir vor, ich nehme meinen Speer und durchbohre dich. Du wirst ihn spüren - und daran sterben.«
    »Werde ich das tatsächlich?« Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Oder bin ich nur ein Teil deines Traumes?
    Vielleicht stellst du dir nur vor, daß ich den Speer spüren und sterben würde. Verstehst du, du kannst mir nicht beweisen, daß ich wirklich existiere.«
    Verwirrt schüttelte er den Kopf.
    »Ach, Kleiner Tänzer. Der alte Sechs Zähne hat mir vor langer Zeit erzählt, das Leben sei das Große Geheimnis und wir könnten nur in unserem eigenen Innern glauben, daß das, was wir sehen, Wirklichkeit ist. Ich kann dir nicht beweisen, daß du wirklich bist. Ich kann nicht beweisen, daß dieses Feuer real ist - und nicht nur ein Bestandteil des Traumes. Sicher, es wird mich verbrennen, wenn ich in die Glut fasse, aber ist der Schmerz real?
    Oder nur eine Vorstellung? Eine Illusion?«
    »Der Schmerz ist real.«
    Sie schürzte die braunen Lippen. »Das eben frage ich mich. Sechs Zähne erzählte mir, er habe einmal einen Träumer mit dem Feuer tanzen sehen. In den alten Legenden, die ihr jungen Bengels gar nicht mehr kennt, heißt es, die alten Träumer lernten diesen Tanz vom Ersten Mann - und sie tanzten mit dem Feuer.«
    Er wurde blaß, widersprach aber rasch: »Das kann viel bedeuten. Vielleicht schwenkten sie ein bißchen Glut mit Stöcken herum und …«
    »Nein«, beharrte sie ernst. »Mit dem Gedächtnis ist das so eine Sache - es verändert sich wie ein Traum. Die Erinnerung selbst ist eine Illusion. Aber ich erinnere mich so deutlich an Sechs Zähne, erinnere mich an den Blick seiner Augen, die wie Wasserperlen kristallen in der Frühlingssonne leuchteten. Er hatte es gesehen. Er sagte, der Träumer tanzte mit den Kohlen in den Händen. Er tanzte barfuß im Feuer und hat sich nicht verbrannt. Nach Sechs Zahnes Erklärung zieht sich der Träumer in das Große Eine zurück, der Traum wird zur Realität und die Welt zur Illusion.«
    »Was mich angeht, ich vertraue lieber auf eine scharfe Speerspitze«, fügte er hinzu. »Überleg doch mal. Ständig verletze ich mich. Ich schneide mich an einem Feuerstein und merke es nicht gleich.
    Kurze Zeit später sehe ich das Blut und frage mich, wie das passiert ist. Wenn ich mir die Welt nur einbilde, wie du vermutest, würde ich mich doch nicht der Illusion hingeben, mich selbst zu verletzen.
    Das ergibt keinen Sinn.«
    »Sofern dich nicht die Stein-Träume verletzen.«
    »Die Stein …«
    Unter halbgeschlossenen Lidern hindurch beobachtete sie ihn. »Du glaubst nicht, daß die Welt, die dich umgibt, träumt? Woher weißt du, daß du nicht nur durch die Illusion eines Steines existierst?
    Oder einer Fledermaus? Oder vielleicht der eines Baumes? Was ist, wenn sich irgendwo eine Maus in ihrem Mauseloch zusammenrollt und in eben diesem Augenblick deine Gedanken und deine Erfahrungen träumt? Kannst du mir zweifelsfrei beweisen, daß du nicht Teil von irgend jemand …
    der Traum bist?«
    Er sprang auf die Füße und drehte sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis. Abrupt blieb er stehen und blickte sie an.
    »Hier, siehst du. Ich habe gerade eben beschlossen, mich im Kreis zu drehen. Ich habe beschlossen, aufzustehen und mich zu drehen. Ich.« Er zeigte auf seinen Kopf. »Hier drin, im Kopf. Ich dachte, ich will das tun.«
    Sie faltete die Hände und legte den Kopf schief. »So? Oder gab dir, wer auch immer dich träumt, dir diese Idee ein? Spreche ich mit Kleiner Tänzer? Oder mit dem Träumer durch die Illusion Kleiner Tänzer?«
    Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. »Ich bin ich ! Das ist doch verrückt! Wie soll ich dir beweisen, daß ich ich bin? Was ich auch sage, du behauptest, es sei geträumt. Ich würde mir das nur ausdenken, oder jemand anders denkt es sich für mich aus.

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