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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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in der Erinnerung zu versinken wie der Regen, der niemals kam.
    Gelang es ihm nicht, Zwei Steine, Sieben Sonnen und Wapitipfiff durch das Gewicht und die Größe seiner Macht in Schach zu halten, würde eines nicht allzu fernen Tages ein Speer Schwerer Bibers Eingeweide durchbohren und ein anderer Mann würde seinen Platz einnehmen … und seine unfruchtbaren Frauen.
    Und wenn dieser Mann mit Schwerer Bibers Frauen einen Sohn zeugte, wäre dies eine noch schrecklichere Demütigung.
    »Bereitet euch vor, Anit'ah. Dieses Jahr kommen wir. Wir haben nichts mehr zu verlieren.« Mutter, sogar von bösen Geistern besessen zu sein wäre besser, als zu scheitern.
    Reizende Wapitis Waden schmerzten, Seitenstechen quälte sie und jeder Muskel in ihrem Kreuz und Becken schrie nach Erleichterung.
    Trotzdem konnte sie sich nicht erinnern, je glücklicher gewesen zu sein.
    Nicht jeder Tag ließ sich so gut an wie dieser. Reizende Wapiti folgte dem Pfad, der auf dem über den Canyon überhängenden Felsenband entlangführte. Hinter ihr im Osten erhoben sich schneebedeckt und gleißend weiß vor dem kristallblauen Himmelsgewölbe die hohen Gipfel. Der Frühling war ins Land gezogen - ein weiterer Kreis hatte sich geschlossen, ein neuer begann.
    Ihre Rückenschmerzen und das Ziehen in den Beinmuskeln tapfer ignorierend, lächelte sie fröhlich in die Welt. Abgesehen von den Strapazen war ihre größte Sorge, der Boden ihrer Rückentrage könnte reißen. Sie war schon zeitig hinausgegangen, um Wurzeln auszugraben. Schon nach einer Stunde Arbeit mit ihrem kräftigen Grabestock aus Wildkirschenholz hatte sie auf dem im Winter vom Schnee getränkten Hang einen Sack voller Wurzeln und jungem Grünzeug zusammen. Als sie stehenblieb, um ein paar frische Schafgarben zu pflücken, hörte sie ein Rascheln.
    Eine Hirschkuh trat mit aufgestellten Ohren aus dem Wacholdergebüsch, neugierig, welcher Störenfried sie bei ihrem Morgenschläfchen unterbrochen hatte. Welch ein Glückstag!
    Ohne zu zögern, griff Reizende Wapiti nach ihrem mit schönen Federn befiederten Speer und schleuderte ihn dem Tier tief in die Brust. Entsetzt sprang die Hirschkuh in die Höhe, drehte sich panisch im Kreis und konnte sich gerade noch fünfzig Schritte weiterschleppen, bis ihre Knie nachgaben und einknickten. Taumelnd kam sie wieder auf die Beine, fiel erneut zu Boden, kämpfte sich noch einmal hoch und stürzte wieder hin.
    Reizende Wapiti verharrte wachsam und abwartend. Nur ein Narr würde zu einem verwundeten Tier eilen, denn es bestand stets die Gefahr, daß sich das Opfer zu einer letzten verzweifelten Panikreaktion aufbäumte und wild drauflos stürmte. So ereigneten sich zahlreiche Unfälle, oder die Jäger verloren ihr tödlich verwundetes Wild. In einem solchen Moment konnte sich der Geist des verwundeten Tieres an den Jäger heranpirschen, ihn belauern, anderes Wild verjagen und ihm jegliches Jagdglück vereiteln.
    Reizende Wapiti stand so unbeweglich wie ein vom Blitz getroffener toter Baum und beobachtete, wie die Kuh verblutete. Die Flanken des Tieres vibrierten stärker und stärker, während seine durchbohrten Lungen das Blut herauspumpten.
    Endlich sank der Kopf zu Boden. Schicksalsergeben legte die Hirschkuh das Kinn auf die steinige Erde. Ein paarmal entrang sich ihrer Kehle noch ein laut rasselndes Seufzen, Blut tropfte aus ihren Nüstern und tränkte die trockene Erde.
    Erst als Reizende Wapiti keine Bewegung des Tieres mehr wahrnahm, näherte sie sich vorsichtig. Bei der Hirschkuh angekommen, merkte sie, daß der Geist des Tieres den Körper bereits verlassen hatte.
    Ehrfürchtig sagte Reizende Wapiti die Gebete auf und sang die Seele zum Himmel hinauf. Inbrünstig bat sie darum, die Seele des Wildes solle mit dem Wind laufen und mit den Sternen tanzen. Demütig dankte sie der Hirschkuh für das Geschenk ihres Lebens und erklärte ihr, wie wichtig ihr Fleisch für sie und ihre Familie sei. Dann richtete sie sich auf, hob einen Huf hoch und drehte das Tier um.
    Nicht einmal Hungriger Bulle wäre ein besserer Fang geglückt!
    Sie holte ihr Werkzeug zum Zerlegen der Tiere aus dem an ihrer Taille hängenden Beutel und schnitt blitzschnell das glänzend weiße Bauchfell auf. Mit ihrem Quarzithackmesser trennte sie die Rippen vom Brustbein. Sie reinigte das Herz von geronnenem Blut und schnitt es aus dem zähen Fleisch heraus. Als nächstes entnahm sie die Luftröhre. Die Leber, die Nieren und einen Fötus eine ganz besondere Delikatesse für das

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