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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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abendliche Festmahl - steckte sie in einen Beutel. Anschließend halbierte sie den Kadaver und nahm etliche Wurzeln aus der Rückentrage, um Platz zu schaffen für die Organe und die Hinterbeine. Den Rest des Fleisches legte sie zum Abkühlen auf Wacholderzweige.
    Erst nach dem Zerlegen entnahm sie den Pansen und die Eingeweide.
    Sie drehte die Innenseite des Pansens nach außen, rollte die Därme auf und legte sie hinein, damit sie feucht blieben und die Fliegen nicht herankamen. Vor Einbruch der Dunkelheit würde sie mit Kleiner Tänzer noch einmal herkommen und die restlichen Wurzeln und das Fleisch holen.
    Bei der Erinnerung an die Ereignisse dieses Tages rötete sich ihr Gesicht vor Freude. Sie grinste breit und sang fast lautlos ein Lied -ein nutzloser Versuch, die Qualen zu vergessen, die ihr die schwere Last zufügte. Noch immer machte sie sich Sorgen, daß die Rückentrage der Belastung nicht standhalten könnte. Sie hatte die Tragriemen selbst genäht und die besten Sehnen verwendet, außerdem das meiste Leder doppelt genommen. Aber jetzt schleppte sie annähernd die Hälfte ihres eigenen Gewichts. Nicht einmal die beste Trage konnte das lange ohne Schaden überstehen.
    Aber sie mußte zurück. Die Milch in ihren Brüsten bereitete ihr zusätzliche Schmerzen zu der Pein in Muskeln und Knochen. Sie spürte bereits die austretende Feuchtigkeit und roch den Moschusgeruch der Milch.
    »Ho-yeh!« Der Ruf erklang hinter ihr.
    Langsam drehte sie sich um und beschattete mit der Hand die Augen.
    Ein rasch ausschreitender Mann eilte den Weg herunter.
    »Ho-yeh!« antwortete sie und versuchte, die Gestalt zu erkennen.
    »Beeil dich! Ich bin schwer bepackt!« Mit Hilfe ihres Grabestocks das Gleichgewicht haltend, machte sie sich wieder auf den Weg.
    Sie hörte den Mann näherkommen. Seine schweren Schritte knirschten auf dem Sandsteingeröll, das verstreut auf dem Felsenpfad lag.
    »Wer bist du?« rief sie.
    »Ich bin Widderhorn, ein Krieger des Rothand-Volkes, und ich könnte wetten, die Vorderseite dieses gewaltigen Packens ist Reizende Wapiti, ebenfalls eine Angehörige der Rothand und zu allem Überfluß auch noch meine Cousine.«
    Reizende Wapiti biß sich auf die Unterlippe. Sie wußte nur zu gut, was er wollte. Sie hatte gehofft, Blutbär wäre nicht so dumm, noch einmal jemanden herzuschicken. Sie hatte gehofft, alles wäre vorbei, weggeblasen wie der Staub vom Westwind.
    »Ho-yeh, Widderhorn. Willkommen in Hungriger Bulles Lager. Du hast dir genau die richtige Zeit ausgesucht. Ich habe frisches Wild in der Trage und Wurzeln - wenn auch zufällig mit Blut vollgesogene.«
    Er lachte. »Ich habe es mir angesehen. Du hast die Spuren zwar gut verwischt, aber es sah nach einem einzigen einwandfreien Wurf aus. Wie weit hast du den Speer geworfen?«
    »Ungefähr zwanzig Schritte.« Sie grinste, obwohl seine Gegenwart sie bedrückte; auf so einen Wurf konnte man nicht alle Tage stolz sein. »Beim Zerlegen sah ich, daß der Speer die Lunge durchbohrt hat.«
    Näher kommend bot er ihr an: »Soll ich dir etwas abnehmen? Vielleicht die Hinterbeine? Ich sehe die Fesselgelenke, sie stehen oben heraus.«
    »Nicht nötig«, schnaubte sie. »Wir sind fast da.«
    Der Weg gabelte sich. Die weniger begangene Route nach rechts führte auf den überhängenden Felsbändern weiter. Der andere Pfad schwenkte nach links ab und führte durch einen Riß im Sandstein hinunter. Reizende Wapiti verlangsamte ihre Schritte und setzte ihre Füße aufgrund langer Erfahrung mit großer Sicherheit.
    »Habe gehört, du hast wieder ein Baby bekommen. Einen Jungen diesmal?«
    Ihr Gesicht verfinsterte sich, denn ihre Rückenlast scheuerte an den Felsen entlang, die den engen Durchgang zu beiden Seiten säumten. Bitte, scheuert nicht die Tragegurte durch! »Nein, zu Hungriger Bulles Bestürzung ist Kleiner Tänzer wieder Vater einer Tochter geworden.«
    »Hmm. Ich wette, du hast dir deswegen einiges anhören müssen.«
    Sie ging den Weg oben auf dem Hügel weiter, wo sich fächerartige Pflanzen unterhalb des gelbbraunen Sandsteins ausbreiteten.
    Felsenbirnen und Salbei raschelten unter ihren Mokassins, Gestrüpp und Sträucher streiften ihren Rock und kratzten laut an der Rückentrage. Liebevolle Wärme stieg in ihr auf. »Nein, nicht von Kleiner Tänzer. Für ihn ist jedes Kind ein Geschenk, eine ganz besondere Gabe, die er voller Dankbarkeit entgegennimmt… auf die Weise, wie die meisten Menschen einen Sonnenaufgang und einen Sonnenuntergang

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