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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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vorstehenden Punkt am heißen Felsen fest und zog sich weiter hinauf. Japsend schnappte er nach Luft. Neben ihm fiel eine steile Klippe fast senkrecht hinab.
    Unten auf dem herabgestürzten Geröll saß beobachtend der Wolf, den Schwanz um die Vorderbeine gelegt.
    Die Aussicht von der Klippe verschlug Kleiner Tänzer fast den Atem. Nicht einmal Adler konnten eine bessere Sicht über die Welt haben. Er konnte weit über die Ebene bis zu den blaugrünen Bergen im Westen blicken. Dort erhoben sich die Gipfel grau und zerklüftet in den majestätisch blauen Himmel hinauf.
    Die Ausläufer der Buffalo Mountains erstreckten sich wie die gekrümmten Finger einer Hand ins Land hinaus, gesprenkelt mit Nadelbäumen und Wacholder. Weiter oben breiteten sich dichte Fichtenwälder über die Hänge. Sie sahen aus wie zerfetzte Skalps, aus denen die abgerundeten Gipfel wie kahle Schädel herausragten.
    Trotz der wunderbaren Aussicht haderte Kleiner Tänzer mit seinem Schicksal. Wie sollte er mit den bösen Ahnungen und den scharfen Krallen der Angst, die sein Herz umklammert hielten, fertigwerden?
    Er hatte geglaubt, die Gefahr eines Sturzes, die Möglichkeit eines Fehltritts, eine weitere Herausforderung an seine Kraft könne den nagenden, ihn innerlich zerfressenden Zwiespalt besiegen.
    Er konnte nicht fortgehen. Er fühlte den Ruf, fühlte die Anziehungskraft des Wolfsbündels - aber Reizende Wapiti zog ihn weit mehr an. Er würde seinen Kindern nicht mehr in die Augen sehen können, wenn er dem Ruf folgte.
    »Ich habe es versprochen«, keuchte er durch zusammengebissene Zähne. »Ich habe mich entschieden!«
    Unter seiner schweißüberströmten Wange scheuerte der grobe Sandstein sein Fleisch.
    Er streckte die Hand nach einem weiteren Halt am Felsen aus.
    »Wolfsträumer!« schrie er. »Wo bist du?«
    Trotz seiner schmerzhaft blutenden Hände zwang er sich, weiterzuklettern. Seine zerschrammten Finger suchten verzweifelt nach dem nächsten Halt. Er entdeckte einen winzigen Riß im Fels und zog sich daran hoch. Seine Muskeln zitterten unter der Anstrengung.
    »Wolfsträumer?«
    Sein Fuß fand Halt auf einem Vorsprung und so konnte er sich weiter hinaufstemmen. Mit letzter Kraft zog er sich keuchend auf die Spitze des Felsens hinauf. Schweiß strömte über seine fieberheißen Wangen und malte unregelmäßige Muster auf seine Haut.
    Flach auf dem Rücken liegend blickte er hinauf zum Himmel. Das endlose Blau schien ihn lockend in eine Ewigkeit zu rufen, die er nie erreichen konnte, gleichgültig, wie hoch er auch klettern mochte.
    Dort, jenseits der Unermeßlichkeit des Himmels, lag das Land der Geister.
    »Wolfsträumer?«
    Er schloß die Augen und sah die Gesichter seiner Frau und seiner Kinder vor sich. »Ich kann nicht fort, Wolfsträumer. Ich kann sie nicht verlassen. Ich liebe sie zu sehr. Ich bin gerne der Mann, der ich bin. Ich bin kein Held … bin nicht wie du. Ich bin nur ein Mensch, ein Ehemann und Vater. Wähle jemand anderen, jemanden, der stärker ist und deinen Krieg für dich ausfechten kann.«
    Tränen vermischten sich auf seinen Wangen mit den Schweißtropfen.
    »Bitte, Wolfsträumer. Suche einen Helden, der dieser Aufgabe gewachsen ist. Ich kann das Wolfsbündel nicht retten. Ich kann Schwerer Biber nicht vernichten. Ich liebe zu sehr. Ich kann nicht kämpfen.«
    Doch nur das leidenschaftliche Wispern des Windes antwortete ihm.
    Irgendwo weiter unten krächzte ein Rabe und trug die schmerzende Erinnerung an Schwerer Bibers Fluch herauf zu ihm. Schemenhaft aufblitzende Bilder von Salbeiwurzels Antlitz, ihren zerschnittenen Handgelenken, den aus den Augenhöhlen kriechenden Fliegen jagten eisige Schauer des Grauens durch sein Gemüt.
    »Nicht ich!«
    Er rollte sich herum und sprang auf die Füße. Nun konnte er die abgeplattete Felsspitze, die nicht mehr als vier Schritte nach Osten, Westen, Norden oder Süden erlaubte, genauer betrachten.
    Kleine Rosen- und Gänsefußsträucher klammerten sich verzweifelt in die Felsspalten. Auf dem kleinen Plateau lagen von Regen und Wind polierte kopfgroße Geröllsteine.
    Plötzlich erstarrte er. Sein Herz begann in dumpfem Stakkato zu hämmern. In die gesamte Felsoberfläche war in mühevoller Arbeit eine lange Spirale gemeißelt worden. Das Werk sah uralt aus, an manchen Stellen verwittert, an anderen deutlich erkennbar.
    Teilweise füllte Erde die Rillen aus, kümmerliches Gras hatte darin Wurzeln geschlagen. Er würgte den Kloß im Hals hinunter.
    Kopfschüttelnd

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