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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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jungen Kriegers gesungen. Der aus der Lende des Mannes sickernde Eiter hatte ihn mit Ekel erfüllt. Der Gestank war furchtbar gewesen, es roch nach durchlöchertem Gedärm und Verwesung. Obwohl sie Festes Holz in einer einzeln stehenden Hütte am Rande des Lagers untergebracht hatten, waren seine Schreie und seine unheilverkündenden Warnungen die ganze Nacht in den Zelten zu hören gewesen.
    »Weißes Kalb«, murmelte Schwerer Biber fast lautlos. »Macht immer noch Ärger, selbst im Tod noch.«
    Wieder schlug er eine Stechmücke tot und wünschte, er könnte mit derselben Leichtigkeit die im Lager kursierenden und seine Autorität untergrabenden Gerüchte aus der Welt schaffen. Mit einem boshaften Grinsen zermalmte er das tote Insekt zwischen den Fingern.
    Obwohl er versichert hatte, Festes Holz sei von einem bösen Geist besessen, zweifelten die Leute daran. Die Nachricht von einer furchtbaren Kriegerin in den Bergen hatte sich verbreitet. Sie hörten Geschichten von in Stücke geschnittenen Kriegern, von der wilden Flucht vor der Grausamkeit und Macht der Kriegerin. Schon hatte er bei einigen Frauen ein seltsames Funkeln in den Augen bemerkt, eine gewisse Auflehnung. Mehr als eine hatte wegen respektloser Bemerkungen blutig geschlagen werden müssen.
    Wie konnte er die Herrschaft über die Lage zurückgewinnen?
    »Mutter?« Er blickte hinauf zum Himmel. »Was würdest du an meiner Stelle tun? Was rätst du mir?«
    Nur die Stille antwortete.
    Erinnerungen an die Große Lobpreisung gingen ihm durch den Kopf.
    An das Dröhnen der Trommeln, das Singen der Leute. Wenn ihn nur seine Wortgewandtheit nicht im Stich ließ! Damals war alles viel einfacher gewesen - niemand hatte das Volk herausgefordert, und niemand hatte sich gegen ihn aufgelehnt. Zwar sah er immer noch Respekt in ihren Augen, aber dahinter versteckt lag etwas Neues: Zweifel.
    Warum ausgerechnet jetzt? Das Fleisch kam in einem endlos scheinenden Strom von den Bergen herab. Frauen und Jugendliche hatten mehr als genug Vorräte für den Winter zubereitet. Seine Krieger plünderten erfolgreich das Land der Anit'ah. Im Grunde könnte er seine Männer zurückrufen und kleine Lager errichten lassen, von denen aus sie die letzten Büffelherden an den großen Flüssen erlegen konnten. Er könnte sich auf seiner Macht ausruhen, die Vision seiner Mutter genießen.
    Die Büffel mußten früher oder später in die Ebenen zurückkommen, denn er hatte das Volk vom verderblichen Einfluß der Frauen gereinigt. Sicher erkannte der Große Büffel im Himmel ihre Demut.
    Bestimmt beendete er bald die Trockenheit und gab seinen Kindern ihre Fruchtbarkeit zurück. Es würde so lange Büffel geben, wie das Volk makellos blieb. Er glaubte fest an die Worte seiner Mutter.
    Warum sich also weiterhin mit den Anit'ah auseinandersetzen?
    fragte ihn die Stimme der Vernunft.
    »Weil sie uns im Wege stehen. Uns das Land verweigern, das uns gehört. Weil sie mir zu trotzen wagen!« Er schüttelte die geballte Faust hinüber zu den Bergen.
    Die Trommeln der Großen Lobpreisung dröhnten in seiner Erinnerung und hämmerten die Botschaft von der Einheit und der Macht des Volkes in seine Ohren. Damals waren sie eine Gemeinschaft gewesen, unbefleckt von den bösen Prophezeiungen einer sterbenden Hexe.
    Er blieb stehen, starrte in das Feuer der Wolken und erinnerte sich an die riesigen Freudenfeuer der Großen Lobpreisung, die sogar das Licht des Sternennetzes überstrahlt hatten.
    »Ja. Eine Große Lobpreisung. Das wäre eine Möglichkeit, sich von der Besudelung durch Festes Holz' vom Bösen besessene Seele zu reinigen.«
    Er lächelte zum Himmel hinauf, dankbar für das Zeichen, das seine Mutter ihm geschickt hatte. Er konnte die Macht des Volkes wieder stärken, es wieder zu einer Einheit machen. Gemeinsam würden sie den Schmutz von Festes Holz' üblem Geschwätz wegtanzen und damit auch die Prophezeiung der Hexe Weißes Kalb.
    Er ballte die plumpen Finger zur Faust und hieb sich in die ausgestreckte Handfläche. Er hörte bereits die Trommeln, fühlte die Macht der tanzenden Menschen. Die Frauen mußte er natürlich wieder auf den ihnen zustehenden Platz verweisen.
    Die Lobpreisung würde seine Macht erneuern. Und vielleicht, aber nur vielleicht, würde er endlich die Worte seiner Mutter verstehen, wenn er sich gründlich reinigte, schwitzte und fastete.
    »Ich danke dir, Mutter«, flüsterte er hinauf zu den verblassenden Farben der Wolken. Natürlich brauchte er noch eine gewisse Zeit

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