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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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angstvoll geweiteten Augen nach links aus und raste an Klares Wasser vorbei. Verzweifelt brüllte es sein Entsetzen in die Welt hinaus.
    Die riesige Kuh wirbelte herum und änderte die Laufrichtung. Sie folgte den Schreien ihres Kalbes.
    Mit gesenktem Kopf, die Hinterbeine fest in den Boden gerammt, die Muskeln der Flanken bis zum Zerreißen angespannt, preschte sie los.
    Hilflos hatte Zwei Rauchwolken beobachtet, wie die wütende Kuh ihren Kopf hochgeworfen und gleich darauf gesenkt hatte. Die Hornspitze stieß aufwärts, durchbohrte den Körper von Klares Wasser im Kreuz und zerfetzte die Haut unter den von der Muttermilch schweren Brüsten der jungen Frau. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen seine Augen die ihren. Ungläubiges Entsetzen war darin zu lesen.
    Der gewaltige Leib des rasend gewordenen Büffels verdeckte, was dann geschah.
    Er erinnerte sich nur noch an den unvermittelten Anprall auf seinen eigenen Körper, wie er von hinten gepackt wurde, als er sich zur Flucht umwandte. Danach Schmerz… und Stille… und… Er rief sich das Leuchten der darauf folgenden Vision in die Erinnerung zurück, ein Trugbild schob sich vor seine klare Sicht und die Welt verschwamm. In den tiefsten Tiefen seines Geistes hörte er ein Baby weinen; das mitleiderregende Wimmern erdrückte seine Seele.
    Grauer Nebel umwogte ihn, kühlte die stechende Hitze der Sonne in seinem Rücken und pulsierte mit dem Schmerz, der seine Nerven verbrannte wie weißglühende Kohlen die Haut.
    Wie lange hatte er dort gelegen? Wie oft hatte er das Bewußtsein verloren? Die undeutliche Erinnerung an jene Nacht, an Kälte und Schmerzen durchzuckte seinen Kopf.
    Irgendwann war etwas geschehen. Jemand hatte seinen Kopf bewegt.
    Trotz der ihn folternden Schmerzblitze bemerkte er die Gegenwart eines Menschen. Stöhnend versuchte Zwei Rauchwolken die Wellen des Schmerzes zu durchdringen.
    »Anit'ah?« Dieses Wort war ihm vertraut. Feind.
    »Anit'ah, kannst du mich hören?«
    »Ich…« Der krächzende Klang seiner eigenen Stimme erschreckte ihn.
    »Trink. Langsam.«
    Warme Finger öffneten seine aufgesprungenen Lippen, drängten sich zwischen seine Zähne und zwängten seine Kiefer auseinander.
    Wasser träufelte auf seine Zunge. Verzweifelt leckte er an seinem Gaumen.
    Noch mehr Wasser reizte seine Kehle, dann konnte er trinken.
    Genußvoll gab er sich der köstlichen Flüssigkeit hin.
    Er versuchte, sich umzudrehen - der Schmerz betäubte ihn.
    »Halt still. Dein Bein. Sieht schlimm aus. Warte eine Minute.
    Trink noch etwas.«
    Dieses Mal erkannte er den gegen seine Lippen gepreßten Gegenstand. Ein Wassersack aus Büffeldarm. Er trank in gierigen Schlucken.
    »Und jetzt will ich mir dein Bein ansehen.«
    Er fühlte sanfte Hände den Saum seines Berdachengewandes hochheben. Weiße Feuerblitze zuckten auf, als die Finger ihn berührten, und er schrie gellend auf. Das Kleid wurde höher geschoben, und er hörte ein verblüfftes Schnauben.
    »Du bist ein Mann? Und trägst ein… Ah! Ein Berdache!«
    »Muß zurück ins Lager«, flüsterte er. »Meine Schuld. Muß das Kind retten. Muß… zurück…«
    »Dem Kind geht es gut. Ich muß etwas wegen deines Beines unternehmen. Es wird weh tun.«
    Sachkundig berührten die Hände sein Fleisch. Wieder begann ihn der graue Nebel zu umhüllen, ihn unwiderstehlich hinabzuziehen in die Dunkelheit… weg von diesem unerträglichen Schmerz … Sie hatte sein Bein gerettet. Die alte Frau hatte ihn geheilt.
    Später war sie fortgegangen, und er hatte bei den Monster Bone Springs gewartet. Sie kam mit herumwandernden Jägern zurück.
    Anschließend hatte sie ihn hierhergebracht. Jetzt saß er in diesem Lager und litt. Er sehnte sich zurück in die Buffalo Mountains, wo er aufgewachsen war und seinen Platz unter Menschen eingenommen hatte, die ihn nicht wie ein Tier behandelten.
    Behutsam hob Zwei Rauchwolken das Wolfsbündel und drückte es sanft an seine Wange. Doch er fühlte keine Spur der dem heiligen Bündel früher innewohnenden Macht. Singend legte er Balsamgräser auf die Kohlen des Morgenfeuers, hob das Bündel viermal durch den reinigenden Rauch und erwies ihm fortwährend singend seine Ergebenheit. Mit ehrfürchtiger Hingabe strich er über die abgewetzten Stellen des Wolfsbündels und hüllte es fachgerecht in das schützende Wolfsfell.
    Eiskalte Finger strichen über seinen Rücken. Die Macht war beleidigt worden. Wer würde leiden müssen, um die Kreise wieder zu schließen? Die Macht hatte sich stets

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