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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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offen zu ihm sein sollte. Sie ließ sich auf die Knie nieder und sah ihm direkt ins Gesicht. »Ich weiß es nicht. Aber was auch immer geschieht, du bleibst bei deinem Vater. Er wird dafür sorgen, daß dir nichts zustößt.«
    »Und was ist mit dir?«
    Sie schüttelte den Kopf und streichelte beruhigend seine Wangen.
    »Ich weiß es nicht. Wildkirsche sagt, er kann mich nicht töten, wenn ich nur fest genug glaube, daß ihm das nicht gelingt. Aber er besitzt Geistermacht, und ich weiß nicht, wie solche Dinge vor sich gehen. Ich verstehe nichts davon.«
    »Warum?« rief er verzweifelt. »Warum sollte er so etwas tun? Das Volk braucht Fleisch, und die Antilopen…«
    »Pst! Mach keinen Wirbel. Die Leute gucken schon her.«
    »Aber warum? Haßt er alle Menschen?«
    Nur die Frauen. Laut sagte sie: »Es geht um eine alte Geschichte zwischen ihm und mir. Zerbrich dir nicht deinen kleinen Kopf darüber. Alles wird gut. Du wirst sehen, alles kommt ins reine.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Schwerer Biber hat das Wolfsbündel beleidigt.
    Böse Mächte sind frei geworden. Ich fühle sie. Nur die Antilopen waren gut.« Er nickte bekräftigend.
    »Warum gehen wir nicht fort?« Mit flehendem Blick starrte er sie an. »Wir könnten unsere Sachen packen und …«
    »Aber das ist unser Volk. Und wohin sollten wir gehen? Was ist, wenn dein Vater nicht fort möchte?«
    Er senkte den Blick. »Wir könnten zu den… Sogar bei den Anit'ah wäre es besser als…«
    »Schweig. Ich möchte nie wieder hören, daß du so daherredest. Und sollte das doch der Fall sein, schicke ich Zwei Rauchwolken unverzüglich fort. Hast du mich verstanden?« Als sie das Entsetzen in seinen Augen bemerkte, zog sie ihn an sich und hielt ihn ganz fest, Tränen standen in ihren Augen.
    »Es tut mir leid. Hör nicht auf mich. Ich habe Angst, das ist alles.«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe Kummer, das kommt vor. Die Menschen machen die merkwürdigsten Sachen.«
    »Weil du nicht getan hast, was Schwerer Biber dir befohlen hat?«
    »Ja. In einer Gemeinschaft kann nicht jeder tun, was ihm gerade paßt und seine eigenen Regeln aufstellen …
    »Aber nach Meinung der Antilopen hast du richtig gehandelt. Sie erlaubten dir, sie in die Falle zu locken. Das haben sie mir ausdrücklich gesagt. Auch Vater hätte nicht gewollt, daß du die Antilopen beleidigst.«
    »Nein, aber er war nicht hier.«
    »Mutter…«
    »Sei jetzt still. Denk über meine Worte nach. Ach übrigens, sollen alle anderen Durst leiden? Auch du mußt deine Pflicht gegenüber deinem Volk erfüllen. Deine Pflicht ist es, der Tradition des Volkes entsprechend ein so großer Jäger zu werden wie dein Vater. Aber im Augenblick liegt es in deiner Verantwortung, daß Wildkirsche nicht verdurstet.«
    »Aber Mutter…«
    »Abmarsch, Kleiner.« Sie unterstrich die Aufforderung mit einem energischen Fingerzeig.
    Er holte tief Luft, um zu protestieren. Ein rebellisches Funkeln blitzte in seinen Augen auf. Doch ihr strenger Blick erstickte seinen Widerstand im Keim. Er drehte sich um und marschierte mit dem schweren Wassersack auf dem Rücken auf unsicher schwankenden Beinen hinüber zu Wildkirsche.
    Gepriesener Großer Weiser im Himmel, ich wußte nicht, daß es so schwer sein würde. Sie biß sich auf die Lippen, bis es schmerzte.
    Seufzend kümmerte sie sich wieder um das Fleisch. Ihre Glieder schienen ihr wie gelähmt. Wie lange noch? Wie lange noch, bis Schwerer Biber kam? Konnte er es nicht endlich hinter sich bringen? Das Warten fraß an ihr wie die Maden an einem Kadaver.
    Unwillkürlich wanderte ihr Blick hinüber zu ihrem Sohn, der mit seinem Wassersack von einem zum andern ging.
    Sie wandte sich um. Tränen der Verzweiflung begannen über ihre Wangen zu strömen.
    Noch nie in seinem Leben hatte er sich so vollkommen hilflos gefühlt. Nicht einmal der Hunger tat so weh. Kleiner Tänzer weinte, als er das Fleisch, wie es ihm seine Mutter gezeigt hatte, sachgemäß wendete. Er trocknete sich die Augen und fühlte das Leid wie beißenden Rauch in der Luft. Wenn Schwerer Biber seine Mutter aus dem Lager jagte, würde er auch gehen. Er würde sie begleiten.
    Der Gedanke an die Anwesenheit der Antilopen tröstete ihn und wärmte ihn wie das Feuer an einem eiskalten Wintertag. Damit sich die Antilopen wohler fühlten, schnitt er ein kleines Stück Trockenfleisch ab und kaute es bedächtig.
    Dabei dankte er ihren Geistern für die Hingabe ihres Lebens. Plötzlich schien die Sonne heller zu

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