Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
Morgendämmerung. Die Zeit von den Sternen abzulesen, erforderte einige Übung, denn ihr Stand veränderte sich mit den Jahreszeiten.
    Erst jetzt blickte er hinüber zum Platz seiner Mutter. Er rieb sich mit den Fingerknöcheln die Augen, konnte sie aber nirgends entdecken. Zwei Rauchwolken lag auf der anderen Seite des Feuers. Die Schlafdecken, die der Berdache seiner Mutter gebracht hatte, lagen unberührt mit der Fellseite nach innen vor einem Salbeistrauch.
    Wieder überlief Kleiner Tänzer ein Frösteln. Ihm wurde unbehaglich zumute, und das lag nicht nur an der schneidenden Kälte. Die Nacht schien ängstlich zu schweben, wie damals, als die Stimmen der Antilopen seine Mutter gerufen hatten.
    Er erhob sich, nahm seine Kleider und trat ein paar Schritte näher an das langsam verglimmende Feuer. Zwei Rauchwolken lag regungslos da. Der leise, gleichmäßige Atem des Berdachen beruhigte Kleiner Tänzer. Seit der Beleidigung des Wolfsbündels hatte Zwei Rauchwolken nicht mehr gut geschlafen. Kleiner Tänzer sprang über das Feuer und spannte seine Felldecke wie ein Zelt über die Kohlen. Wärme hüllte ihn ein und erweckte liebkosend seine steifen Glieder wieder zum Leben.
    Aus der Dunkelheit erklang der Ruf eines Ziegenmelkers. Spannung lag in der Luft und senkte sich herab wie der Frost im Winter.
    Seine Seele gefror zu Eis.
    Wo war seine Mutter? Die Hitze unter seiner Decke nahm unangenehm zu. Er stand auf und ging wieder zu seinem Schlafplatz hinüber.
    Zögernd blieb er stehen. Kurz entschlossen entschied er, sich neben den Berdachen zu legen.
    Plötzlich sah er den Wolf. Das große schwarze Tier trottete wie ein Geist aus dem Dickicht und verharrte. Scharfe gelbe Augen musterten das schwach glimmende Feuer.
    Kleiner Tänzer schluckte. Er blickte sich um und wunderte sich, warum keiner der Hunde reagierte.
    Die Tiere schliefen, keines nahm den Eindringling wahr.
    Er drehte sich wieder um und sah dem Wolf direkt in die glühenden Augen. Das deutliche Gefühl eines Versprechens durchdrang seine Seele. Dann, als habe es sich in nichts aufgelöst, verschwand das große Tier in der Finsternis.
    Mit einem Ruck setzte sich Zwei Rauchwolken auf, als Kleiner Tänzer sich dicht neben ihm zusammenrollte.
    »Kleiner Tänzer? Fehlt dir etwas?«
    »Ich bin erschrocken. Ich habe einen Wolf gesehen. Einen großen, schwarzen Wolf. Er sah mich an.«
    Zwei Rauchwolken legte einen Arm um den Jungen und zog ihn eng an sich. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
    »Als ich heute draußen im Salbei war, konnte ich ein Gespräch zwischen Dauerläuferin und Schlafende Föhre belauschen. Sie sagten, Schwerer Biber wird meine Mutter verfluchen. Was bedeutet das? Was wird passieren? Kleine Kinder drohen auch manchmal, daß sie einander verfluchen … und manchmal verfluchen sie auch Felsen oder Schlangen und Skorpione. Aber wenn ein Geisterträumer jemanden verflucht, ist das etwas anderes, oder?«
    »Ja, das ist etwas anderes.«
    »Was geschieht mit uns, wenn Schwerer Biber meine Mutter verflucht?«
    »Dir wird gar nichts passieren. Wahrscheinlich verflucht er sie ohnehin nicht.« Zwei Rauchwolken fügte noch eine Redensart der Anit'ah hinzu: »Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter.«
    »Soll das heißen, daß wir an Unvermeidlichem nichts ändern können?«
    »Dein Anit'ah wird von Tag zu Tag besser.«
    »Weil du mir die Sprache beibringst.« Nachdenklich schaute Kleiner Tänzer in die Dunkelheit hinaus.
    »Zwei Rauchwolken?«
    »Ja, mein Kleiner?«
    »Dir gefällt es hier nicht, nicht wahr?«
    »Was meinst du? Ich bin satt. Ich habe ein warmes Zelt. Deine Mutter und dein Vater sind freundliche Menschen. Ich habe dich, der mich mitten in der Nacht aufweckt und …«
    »Aber ich habe gehört… na ja, daß die Menschen dir weh tun.« Der Junge fühlte, wie sich etwas in seinem Freund verkrampfte, aber tapfer sprach er weiter. »Die Leute machen Witze über dich und über deine Art zu leben. Ich habe gesehen, wie dich die Kinder gehänselt und ausgelacht haben, weil du ein Kleid trägst. Das verletzt dich, oder?«
    »Solltest du nicht besser schlafen? Es war ein langer, anstrengender Tag und du bist sicher…«
    »So drückt man sich vor der Beantwortung einer Frage, stimmt's?
    Indem man eine Gegenfrage stellt.«
    »Möglich.«
    »Möchtest du gerne wieder zurück zu den Anit'ah?«
    Zwei Rauchwolken schluckte vernehmlich. »Ja.«
    »Warum gehst du dann nicht? Ich glaube, hier stehen die Dinge ziemlich schlecht. Ich habe gehört, bei

Weitere Kostenlose Bücher