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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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den Anit'ah oben in den Bergen gibt es immer noch Büffel. Vielleicht haben sie auch keinen Geisterträumer, der so nette Menschen wie meine Mutter verflucht.
    Und man würde dich nicht verspotten. Die Männer würden dich beim Pflanzensammeln nicht einfangen und dich auf den Boden werfen und dir die Röcke hochziehen, um …«
    »Schsch! Schlaf jetzt. Morgen wird es wieder ein langer Tag und…«
    »Zwei Rauchwolken? Ist das die andere Möglichkeit, eine Frage nicht zu beantworten? Indem man versucht, den Fragenden abzulenken?«
    Schweigen breitete sich aus. Schließlich sagte der Berdache leise:
    »Einmal, vor langer Zeit, habe ich einen Fehler gemacht - und ein Versprechen gegeben. Ich schwor auf das Wolfsbündel.«
    »Was hast du getan? Bestimmt nichts Schlechtes. Du bist ein guter Mensch. Was hast du geschworen?«
    »So dumm bist du doch nicht. Du weißt genau, man spricht nicht über Versprechen und eine Macht, jedenfalls nicht leichtfertig.
    Vielleicht, eines Tages, wenn du ganz artig bist, erzähle ich es dir. In der Zwischenzeit darf ich dich nicht verlassen, nicht einmal für kurze Zeit. Und um deine Frage von vorhin zu beantworten, ja, Kleiner Tänzer, ich wäre lieber bei den Anit'ah.
    Sie verstehen und achten die Macht eines Berdachen. Sie verurteilen mich nicht, weil ich Männer statt Frauen liebe. Für sie ist ein Berdache ein guter Mensch, ein Mensch, der Glück bringt.«
    »Aber warum wird man Berdache?«
    Zwei Rauchwolken zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht.
    Vielleicht verändert sich der Samen eines Mannes manchmal im Schoß einer Frau. Vielleicht berührt eine Macht die Seele - segnet sie und findet eine Heimstatt in dem neugeborenen Kind. Du weißt, Männer und Frauen denken verschieden. Berdachen stehen dazwischen… sie sind anders - nicht Männer und nicht Frauen.
    Eben Berdachen. Zwischen den Welten, jedoch von den Welten getrennt. Nur dieses Kleine-Büffel-Volk akzeptiert mich nicht als menschliches Wesen. Für dieses Volk bin ich etwas anderes - ein Ungeheuer, das man fürchten muß.«
    »Sollen wir zu den Anit'ah flüchten?«
    »Deinem Vater würde das bestimmt nicht gefallen. Deine Mutter würde auch nicht gerne gehen. Sie haben gegen die Anit'ah Krieg geführt. Dein Großvater und deine Großmutter wurden von den Anit'ah getötet. Glaubst du, Hungriger Bulle und Salbeiwurzel würden gerne unter Menschen leben, die ihre Eltern umgebracht haben? Du weißt, wie finster sie dreingeschaut haben, als ich dich die Sprache der Anit'ah lehrte. Sie würden sich bei dem Rothand-Volk so schlecht fühlen wie ich mich hier. Möchtest du das?«
    »Warum hast du mir die Sprache der Anit'ah beigebracht? Und mir all die Geschichten über den Ersten Mann erzählt, der die Menschen unter der Erde hindurchgeführt hat? Glaubst du, ich werde eines Tages ein Anit'ah sein?«
    Erneut breitete sich langes Schweigen aus. Endlich flüsterte Zwei Rauchwolken: »Vielleicht ist das meine Art, alles lebendig zu erhalten. Vielleicht bezahle ich für meine Fehler. Schlaf jetzt.«
    In Kleiner Tänzers Kopf schwirrten die Fragen wild durcheinander.
    Was war mit den Anit'ah? Was mit seiner Mutter? Und Schwerer Biber? Wenn der Geisterträumer seine Mutter verfluchte, was würde passieren? Mußte sie sterben?
    Bei diesem Gedanken breitete sich ein dumpfes Grauen in seinem Innern aus. Er versuchte, sich zu beruhigen. Schwerer Biber würde seine Mutter nicht töten. Warum sollte er auch? Salbeiwurzel war bei allen beliebt. Und Kleiner Tänzer liebte sie mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt.
    Verwirrende Gedanken drehten sich in seinem ruhelosen Geist. Eine schleichende Angst verursachte ein Gefühl von Übelkeit in seinem Magen, seine Muskeln zitterten.
    Ängstlich blinzelte er in die Dunkelheit.
    Niemals würde er die Nacht vergessen, in der Tanzende Hirschkuhs Baby geboren wurde. Niemals würde er den Abscheu, den unverhüllten Haß in Schwerer Bibers Blick vergessen, den dieser seiner Mutter zugeworfen hatte. Solange Tag und Nacht über den Himmel tanzten, würde er dem Schamanen niemals verzeihen, daß er das Wolfsbündel beleidigt und Zwei Rauchwolken in den Staub getreten hatte.
    Und sollte der Geisterträumer Salbeiwurzel wirklich verfluchen, dann … »Zwei Rauchwolken?« »Ja.«
    »Wenn Schwerer Biber meine Mutter verflucht, bringe ich ihn um.« »Sei still. Kleine Jungs töten keine Geistermänner. Sie respektieren die Älteren. Du machst doch keine Dummheiten, Junge?
    Du wirst dich anständig benehmen.

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