Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
den Bäumen durchschlängelnden Pfad entlang.
    Obwohl er gelernt hatte, mit den Schmerzen zu leben, hielt er an diesem Tag die sengenden Qualen kaum aus, die von seinem Knie durch den Körper schössen und sich mit den hämmernden Kopfschmerzen verbanden. Das Gelenk war verheilt, der Knochen zusammengewachsen, aber das Knie ließ sich nicht mehr beugen.
    Der Stamm der Gebrochenen Steine folgte den von seinen Kriegern ausgekundschafteten Pfaden durch die Wälder, deren Labyrinth immer wieder zu herrlich blühenden Wiesen führte, wo Wapitis und Bisons grasten. Die Grass Meadow Mountains schienen wahrhaftig ein Paradies zu sein. Aus schwindelerregenden Höhen konnte man die im Osten gelegenen, unendlich weiten Ebenen überblicken. Das Auge reichte bis zum grenzenlosen Horizont.
    Hinter Tapferer Mann kamen die Angehörigen des Stammes. Die jungen Frauen hatten ihre Kinder der Obhut der Alten überlassen und stellten während des Marsches Fallen und jagten. Sie befanden sich in ständiger Alarmbereitschaft, falls ein Angehöriger des Wolfsvolkes durch die sichernde Reihe der Krieger geschlüpft sein sollte.
    Auf einem Erkundungsgang hatte Fliegender Falke ein großes Lager des Wolfsvolkes entdeckt. Sie hatten gewaltige Mengen von Wapiti- und Büffelvierteln in den Bäumen aufgehängt. Es schien sich also nicht um ein gewöhnliches Lager zu handeln, sondern um eine besondere Zusammenkunft mit einer geplanten Zeremonie. Fliegender Falke hatte jedoch keine Anzeichen erkennen können, die darauf schließen ließen, daß sie um die Nähe der Gebrochenen Steine wußten.
    Als sich Tapferer Mann unter einem niedrigen Ast durchbückte, zuckte er unter den pochenden Schmerzen zusammen. Tränen traten in seine Augen, sein Blick verschwamm. Könnte ich doch nur diese Schmerzen abstellen!
    Seinen Kriegern hatte er eingeschärft, die Gefangene Weiße Esche unangetastet zu ihm zu bringen. Er hatte ihnen von seinem Traum erzählt, in dem er den Sieg geträumt hatte.
    Voller Vorfreude erwartete er nun den Augenblick, in dem er seine Macht mit Weiße Esches verbinden konnte.
    Tapferer Mann folgte einer scharfen Wegbiegung und stand plötzlich zweien seiner Krieger gegenüber, die hinter einem umgestürzten Baumstamm kauerten und auf eine offene Wiese spähten.
    »Näher können wir nicht heran«, erklärte Gelber Fels. »Das Wolfsvolk lagert gleich hinter den Bäumen da drüben.«
    Tapferer Mann nickte. »Sind unsere Krieger ausgeschwärmt?« Er blickte zur schräg einfallenden Sonne hinauf. Es würde bald dunkel werden.
    »Ja.« Gelber Fels grinste, ballte die Faust und schüttelte sie. »Morgen früh ist das gesamte Lager umstellt. In der ersten Morgenröte ertönt unser Kriegsruf. Sobald wir hören, daß du dich an deine Macht wendest, stürmen wir von allen Seiten auf sie ein. Sie werden nicht wissen, wie ihnen geschieht. Wenn die Sonne über die Berggipfel steigt, wird das Wolfsvolk den Weg ins Lager der Toten beschritten haben.«
    Tapferer Mann warf den Kopf zurück und sog tief den Duft der Tannen ein.
    Die Stimmen in seinem Kopf wisperten: Bald. Bald gehört Weiße Esche dir!
    Die ersten Sonnenstrahlen fielen schräg über die Gipfel, die trotz des zunehmend wärmer werdenden Wetters noch immer unter einer Schneehaube lagen, und sprenkelten die Baumwipfel mit gelben und grünen Tupfen. Die Vögel trällerten ihre fröhlichen Melodien in die klare Morgenluft.
    »Plage?«
    Als Weiße Esche Kranker Bauchs besorgte Stimme hörte, setzte sie sich in den Decken auf. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und wunderte sich, wie sie so lange hatte schlafen können.
    Kranker Bauch stand ein Stück von ihr entfernt und spähte angestrengt in das Dickicht. Die Halskette, an der er gearbeitet hatte, baumelte in seiner Hand.
    »Was ist denn los?«
    Er drehte sich um. Deutliches Unbehagen stand in seinem Gesicht. »Plage ist verschwunden. Ich bin gleich im Morgengrauen aufgestanden, weil ich meine Halskette fertig machen wollte, und er war nicht da. Zuerst machte ich mir keine Sorgen. Ich dachte, er käme bald zurück.«
    Sie seufzte und gähnte. »Er ist ein Hund, Kranker Bauch. Er findet zurück.«
    »Und wenn er sich verirrt?«
    Sie stand auf, streckte die Glieder und atmete tief die klare, kühle Luft ein. In dieser Höhe war es bei Tagesanbruch noch recht frostig. Sie konnte ihren Atem sehen.
    »Wo sollen wir nach ihm suchen?«
    »Ich weiß es nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Wir finden ja nicht einmal einen Angehörigen des

Weitere Kostenlose Bücher