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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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wie das Wolfsvolk jeder Fremde ist für sie eine Zielscheibe.«
    Er rannte los. Zaudernd folgte sie ihm den Hang hinauf. Kranker Bauch erreichte den Grat und blieb wie angewurzelt stehen.
    Als Weiße Esche neben ihn trat, stieß sie vor Verwunderung einen kleinen Schrei aus. Zu ihren Füßen lag das größte Sternenrad, das sie je gesehen hatte. Es befand sich auf einer Plattform des Bergkamms, der auf den Seiten jäh abfiel. Das Rad war so groß, daß zwanzig weitausgreifende Schritte kaum genügt hätten, den Kreis zu durchqueren. Speichen aus kopfgroßen weißen Steinen verliefen kreuzweise in allen Richtungen durch den Kreis. Das Rad sah uralt aus, Gras wuchs zwischen den Steinen, und schlammige Erde hatte sich in den Steinhaufen angesammelt, die die Mitte und die Hauptrichtungen markierten.
    Von hier oben war der ganze Himmel zu überblicken nicht einmal Baumwipfel verstellten den Horizont. Die Aussicht war beeindruckend, sie reichte von den Red Rock Mountains im Westen bis weit in die Ebenen im Osten. Weiße Esche fühlte die Anwesenheit einer Macht… beobachtend, in der Luft schwebend.
    Trogen sie ihre Ohren? Oder hörte sie wirklich eine alte Frau einen monotonen Singsang leiern?
    »Sieh mal«, rief Kranker Bauch aus und zeigte auf die Steine. »Sieh dir das an! Das ist wunderbar! Du kannst den Weg der Sterne und der Sonne und…«
    »Und irgendwer versucht, uns umzubringen*.«
    Nur mit Mühe riß sich Kranker Bauch vom Anblick des Kreises los und ging auf die Kante des Plateaus zu, um Ausschau nach Plage zu halten. Weiße Esche legte die Beutel auf den Boden und suchte die andere Seite des Grats ab. Doch sie konnte keine Spur von Kranker Bauchs Hund entdecken. Das ist verrückt!
    »Kranker Bauch? Ich gehe wieder auf den Pfad hinunter. Mal sehen, was da unten vor sich geht. Falls noch mehr Leute aufkreuzen, müssen wir auf einem anderen Weg absteigen.«
    Er nickte, winkte ihr zu und setzte die Suche unbeirrt fort.
    Weiße Esche hob ihren Beutel auf und stieg den Hang hinab. Grollend murrte sie: »Wir können jede Sekunde sterben, und er macht sich Sorgen um einen Hund, der mehr Verstand besitzt als er.«
    Sie ließ den Beutel neben den abwärts in den Wald führenden Pfad fallen und kroch wieder an den Rand der Kalksteinklippe. Die Wiese im Tal wirkte trügerisch friedlich und verlassen.
    Beeil dich, Kranker Bauch. Beeil dich.
    Sie ärgerte sich. Jeder Augenblick, den sie noch länger hier verbrachten, vergrößerte die Gefahr.
    Plötzlich stürzten zwei Krieger zwischen den Bäumen hervor auf ihren alten Lagerplatz. Ihr Herzschlag drohte auszusetzen. Sie kannte den Schnitt ihrer Kleidung. Dieses Jagdhemd mit den langen Fransen und die enganliegenden, fransenbesetzten Leggings trug nur ein Volk: das Sonnenvolk. Krieger der Gebrochenen Steine.
    Vorsichtig, um nicht das kleinste Geräusch zu verursachen, kroch sie rückwärts ins Gestrüpp. Sie tastete mit einer Hand nach ihrem Beutel, doch sie griff ins Leere. Er war verschwunden. Verwundert drehte sie sich um und erstarrte. Vor ihr stand lächelnd ein Krieger der Gebrochenen Steine.
    Triumph leuchtete in seinen Augen. »Laß das nächste Mal deinen Beutel nicht mitten auf dem Weg liegen, Wolfsfrau.«
    »Nein«, flüsterte sie.
    Lauf weg!
    Blitzschnell wirbelte sie herum und lief los … dem zweiten Mann genau in die Arme. Sie öffnete die Lippen, um zu schreien, aber eine harte Hand preßte sich von hinten auf ihren Mund.

KAPITEL 19
    Tapferer Mann humpelte durch das Lager des Wolfsvolkes. Wieder ein Lager der Toten doch dieses Mal hatte er die Opfer ins Jenseits befördert.
    »Ob einer von euch entkommt, wie mir das gelungen ist? Das bezweifle ich. Die Macht ist auf meiner Seite.« Er blickte auf einen jungen Krieger hinunter. Der Mann lag in der Sonne, ein Speer ragte aus seinem zerfetzten, blutigen Bauch. Jemand hatte die gräßliche Arbeit vollendet und ihm mit einer Kriegskeule den Schädel eingeschlagen.
    Bleicher Rabe begleitete Tapferer Mann auf seinem Rundgang. Geistesabwesend blickte sie auf die rauchenden Feuerstellen und die rußigen Zeltwände, auf die die Morgensonne fiel. Wären die vielen Leichen nicht gewesen, hätte dieser Ort ausgesehen, als warte er friedlich auf die Rückkehr seiner Bewohner. Bisher war fast nichts zerstört worden. Die persönlichen Besitztümer der Leute lagen noch so da, wie sie sie hatten fallen lassen.
    »Es geschah so, wie du es im Traum gesehen hast«, sagte Bleicher Rabe ehrfürchtig. »Genau so.«
    Tapferer Mann

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