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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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weichen Sand.
    Plage folgte ihnen ergeben. Die Dünen ringsum hatten sich unter einer Grasmatte verfestigt, hier und da wuchsen Beifuß, Salbei und Dornensträucher mit fleischigen Blättern. Ampfer bedeckte die Hänge und zu seinem besonderen Mißvergnügen riesige Inseln mit stachligen Kakteen.
    Das gelegentlich sprießende, faserig aussehende Reisgras war unter der Spätsommersonne bereits braun geworden, und der wilde Roggen beugte sich unter der Last seiner Samen. Dieses Jahr gewährte das Land reichliche Ernte.
    Der Wind wechselte ständig, die leichte Brise frischte immer wieder zu stärkeren Böen auf. Drosseln und Wiesenlerchen erfüllten die Luft mit ihrem Gesang. Hoch oben segelte ein Adler auf die sich im Süden drohend zusammenballenden Gewitterwolken zu.
    Stilles Wasser und Weiße Esche hielten sich in den Mulden und Ebenen zwischen den Dünen. Diese List wandten die Jäger an, um nicht von den scharfäugigen Antilopen und den Spähern des Sonnenvolkes entdeckt zu werden. Sobald sie ohne Deckung hohe Dünen hinaufklettern mußten, beeilten sie sich.
    Stilles Wasser blickte zu Weiße Esche hinüber, sie schien in Gedanken verloren. Harte Linien hatten sich um ihren vollen Mund eingegraben. Sorgen nagten an ihr und ließen sie nicht mehr los.
    »Kannst du die Vögel träumen?« fragte er.
    »Die Vögel träumen?« Unwillig runzelte sie die Stirn. Der Wind zerrte an ihren im Sonnenlicht aufleuchtenden blauschwarzen Haaren.
    »Ja, sicher.« Er gestikulierte. »Singende Steine träumte und rief die Wapitis. Versuch, ob du die Vögel herbeiträumen kannst, bring sie dazu, uns für eine Weile zu begleiten. Ich würde gerne mit den Vögeln gehen.«
    Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. »Ich weiß nicht. Gehen und träumen zur gleichen Zeit?«
    Er grinste sie an. »Eine neue Herausforderung. Heute morgen hast du dich beklagt, daß du, wie Singende Steine gesagt hat, zwar gelernt hast zu gehen, aber dein Gleichgewicht noch immer nicht kontrollieren kannst. Du neigst noch zum Stolpern.«
    Sie nickte ruckartig, was hieß, sie würde es versuchen. Ihr Gesicht nahm einen angespannten Ausdruck an, und sie versuchte, sich zu konzentrieren.
    Sie verlangsamten ihre Schritte, gingen aber stetig weiter. Stilles Wasser behielt die zwischen den Sträuchern herumflatternden Vögel aufmerksam im Auge.
    Er schwieg, genoß die Wärme und die vertrauten Gerüche des Landes. Eine leichte Berührung schien seine Seele zu streifen ein unmerkliches Gleiten, das sofort wieder verschwand. Er sah Plage an, der Weiße Esche mit gespitzten Ohren und leise winselnd anstarrte.
    Eine Gänsehaut überlief Stilles Wasser, als er die gleitende Berührung abermals spürte, diesmal etwas stärker. Seine Haut prickelte: Weiße Esche träumte im Gehen. Tief in seiner Seele wußte er, wann sie die Grenze zum Großen Einen berührte. Das Gewicht des Wolfsbündels auf seinem Rücken verringerte sich immer mehr, bis es schien, als sei der Beutel nur noch mit Luft gefüllt. Stilles Wassers Seele erbebte im Gefühl der Macht, die ihre Funken durch seine Knochen strömen ließ. Er war bis ins Innerste seines Körpers aufgewühlt.
    Gerade als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, begann sie ein Fink zu umflattern. Sprachlos starrte er auf den Vogel, sein Mund verbreiterte sich langsam zu einem Lächeln. War der Fink nur neugierig?
    Eine Drossel setzte sich auf seine Schulter. Weitere Vögel umkreisten sie und folgten ihnen von Strauch zu Strauch flatternd. Sie sangen, zwitscherten und trällerten. Unbändige Freude durchströmte Stilles Wassers Seele.
    Plötzlich plumpste etwas auf seinen Kopf. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, blieb stehen und wischte klebriges weißes Zeug aus seinen Haaren. Empört schielte er nach oben, dort kreiste eine Wiesenlerche.
    Als er sich an Weiße Esche wenden wollte, um sich zu beschweren, entdeckte er plötzlich eine Antilope, die den Kamm einer Düne erklomm und sie beobachtete. Ohne Scheu kam sie herunter und ging durch die Salbeisträucher vor ihnen her. Stilles Wasser sperrte Mund und Augen auf und blickte über seine Schulter nach hinten.
    Ein Kojote mit seinen helläugigen Jungen trottete gemächlich hinter ihnen her. Ein leise vor sich hin brummender Dachs kämpfte sich auf kurzen krummen Beinen durch das Dickicht und gesellte sich ebenfalls zu ihnen. Auch der Adler war aus seiner luftigen Höhe herabgeschwebt und zog nun dicht über ihnen seine Kreise. Keiner der anderen Vögel reagierte auf das

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