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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Weißlehm-Stamm den Grat hinaufführte, wo die Jäger die Bisons erlegt hatten, erklangen laute Freudenrufe. Noch immer zeugten Blutspuren und zertrampelter Schnee von der glücklich verlaufenen Jagd. Tiefe Erleichterung durchflutete die Ankömmlinge.
    »Anscheinend hat das Wolfsvolk sie nicht aufgespürt«, bemerkte Weiße Esche trocken. Trotz des Büffelfleisches, das hier auf sie wartete, konnte sie die Freude ihrer Gefährten nicht teilen. Ihr stand die schwere Aufgabe bevor, Salbeigeist gegenüberzutreten und ihm die Nachricht von Leuchtender Monds Tod zu überbringen.
    Einige der Jäger kamen winkend aus den provisorischen, aus Zweigen geflochtenen Schutzhütten herausgelaufen, in denen das Fleisch aufbewahrt wurde. Allen voran konnte Weiße Esche Salbeigeists muskulöse Gestalt erkennen. Hinter ihm eilte in raschem Trab Tapferer Mann herbei. Bei seinem Anblick durchzuckten Weiße Esche Krämpfe des Ekels.
    Tapferer Mann rannte auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Die auf seine Stirn tätowierten Kreuze hoben sich überdeutlich von der Farbe seiner Haut ab und ließen sein Gesicht noch härter erscheinen. Ein niederträchtiges Grinsen spielte um seine Mundwinkel, in seinen Augen glomm heißes Verlangen.
    »Genug Fleisch für uns alle. Teile mein Feuer und mein Büffelfleisch mit mir. Wir beide müssen miteinander reden über…«
    Sie drängte sich an ihm vorbei. Sie haßte dieses aufgesetzte, falsche Lächeln, haßte diesen Mann mit aller Erbitterung, deren sie fähig war. Wie konnte ich ihn je lieben? Lächelnd näherte sich Salbeigeist.
    In der Erwartung, Leuchtender Mond wiederzusehen, strahlten seine Augen vor Glück. »Salbeigeist?«
    sagte sie leise.
    Er blickte sie durchdringend an. Sein warmes Begrüßungslächeln schien sie zu erschlagen. Sie vergaß ihre zuvor so sorgfältig zurechtgelegten Worte.
    Der strahlend blaue Himmel, der warme Wind, der Geruch nach Beifuß und schmelzendem Schnee erreichten sie wie durch eine Nebelwand. Er sah sie an, und die Erde schien sich zu verdunkeln.
    »Was ist passiert?« Die Worte schnitten scharf wie ein Obsidiansplitter in ihre Seele.
    »Komm mit. Wir müssen miteinander reden.« Sie senkte den Kopf und kämpfte gegen die Tränen an.
    Rasch ging sie den Weg auf der windwärts gelegenen Hangseite hinunter, nur weg von dem Gedränge der freudig erregten Menschen. Die Gegenwart von Salbeigeist, der ihr mit raschen Schritten folgte, raubte ihr die Fassung.
    Am Fuße des Hangs ragte ein kahler Sandsteinausläufer aus der Erde. Entlang der kantigen Felsen hatten sich halbmondförmig geschwungene Schneeverwehungen gebildet. Sie drehte sich um, der Wind peitschte ihr das lange schwarze Haar ins Gesicht.
    Salbeigeist blickte sie besorgt an. Die fünf auf seine Stirn tätowierten Kreise schienen auf seinem plötzlich blaß gewordenen Gesicht aufzuleuchten. »Leuchtender Mond?« Seine Stimme bebte. Weiße Esche biß sich auf die Unterlippe und nickte zögernd. Mit kräftigen Händen packte er sie an den Schultern. Ihr Fleisch schien gefühllos, sie bemerkte kaum den Schmerz, den er ihr zufügte. Nie werde ich die Qual auf seinem Gesicht vergessen. Nie.
    »Ihre Seele… hat sich von ihrem Körper getrennt. Ich war die ganze Zeit bei ihr. Sie hat nicht gelitten.
    Ich, ich fühlte, wie sie ging. Fühlte, wie sich ihre Seele in jener Nacht befreite. Warm glitt sie an mir vorüber, glücklich vereint mit dem Großen Einen.«
    Sie zwang sich, ihn anzusehen und den Jammer in seinen Augen auszuhalten.
    Seine Hände auf ihren Schultern zitterten, endlich lockerte er seinen festen Griff. »Nein.«
    »Wir konnten nichts tun. Flughörnchen …«
    Er ließ sie los und wandte sich ab. Zutiefst erschüttert verbarg er sein Gesicht in den Händen, taumelte zwei Schritte vorwärts und verharrte regungslos. »Wo … wo ist sie?«
    »Im alten Lager. Wir haben sie mit dem Gesicht nach Westen auf den Gipfel gelegt und gebetet. Ihre Seele schwebte befreit durch einen wundervollen, warmen Dunst. Sie hat gelächelt, Salbeigeist.
    Wirklich, sie hat gelächelt.«
    »Ich gehe zurück. Ich gehe zurück und bleibe bei ihr. Muß aufpassen, daß…«
    »Nein!« Sie nahm seinen Arm. Seine hemmungslos fließenden Tränen jagten ihr Angst ein. »Sie würde das nicht wollen. Du quälst dich nur selbst. Vielleicht stirbst du dann auch.«
    »Und wennschon?« Seine Stimme schnappte über. »Ohne sie… gibt es nichts mehr… nichts.«
    Sie nahm all ihre Kraft zusammen und richtete sich kerzengerade auf. »Ich

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