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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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die Frau von Rotluchs.
    Zornig blickte sie einen nach dem anderen an. Zustimmendes Murmeln antwortete ihr.
    Weiße Esche saß auf Salbeigeists Platz im Kreis des Rates. Seit sie das Lager aufgeschlagen hatten, rührte sich ihr Vater nicht mehr aus dem Zelt. Er saß auf seinen Decken und starrte mit leeren Augen auf Leuchtender Monds verlassenen Platz.
    Das große Feuer in der Mitte des Lagers war fast niedergebrannt. Schuldbewußt warf Junger Trommler rasch Holz in die Glut. Mit grimmigen Gesichtern saßen die Führer des Weißlehm-Stammes um die wieder auflodernden Flammen.
    »Wir können nicht hierbleiben«, beharrte die alte Flughörnchen, die neben Pfeifender Hase saß.
    Geistesabwesend strich sie mit den Händen über ihren abgenutzten Brustschild; ihr Daumennagel fuhr klappernd über die von Meeresmuscheln unterbrochenen Reihen aus Kaninchenknochenperlen. Die Muscheln hatte sie bei einem Händler eingetauscht, der aus dem Westen kam. »Windläufer hatte großes Glück, daß er mit dem Leben davongekommen ist. Diese Krieger, die ihn verfolgt haben, stoßen mit Sicherheit auf unsere Spuren. Vielleicht schnüffeln sie bereits hinter uns her. Rotluchs, es kommt nicht darauf an, wie gut es uns im Norden gefallen hat. Wir haben genug Zeit und Energie verschwendet, um dieses Land zu halten. Wir mußten zu viele Seelen unserer Krieger zum Himmel und zu Donnervogel hinaufsingen. Mir ist nur ein Sohn geblieben. Ein Sohn von vieren.«
    Sie schüttelte den Kopf, für einen Augenblick hing sie ihren schwermütigen Gedanken nach.
    »Vielleicht geschieht dies alles, weil die Macht es will. Wir gehören zum Sonnenvolk. Vielleicht drängt uns die Sonne immer weiter nach Süden. Das Land im Süden wird uns ernähren.«
    Weiße Esche schreckte auf, als die alte Frau erwartungsvoll zu ihr herübersah. Aller Augen wandten sich ihr zu.
    Weiße Esche riß sich zusammen. Sie wußte, was von ihr erwartet wurde. »Die Menschen im Süden leben sehr gut. Es gibt nicht soviel Wild wie im Norden aber trotzdem leidet niemand Hunger. Seit vielen Generationen lebt das Erdvolk auf der anderen Seite der Sideways Mountains. Anfangs gab es nur wenige, weit auseinander liegende Lager. Aber es wurden immer mehr Menschen, deshalb trennten sich die Stämme und gründeten neue Lager. Im Unterschied zu uns sammeln sie Samen und Pflanzen und legen sie als Vorrat für den Winter in eigens dafür geschaffene Gruben zurück.«
    »Sie leben in Zelten aus Erde!« rief Tapferer Mann. »Nie bringst du mich dazu, in der Erde zu leben!«
    »Ihre Alten erfrieren nicht«, entgegnete Weiße Esche scharf. »Sie müssen auch nicht auf langen Märschen sterben, weil das Erdvolk seine Nahrung in der Nähe der Lager findet.«
    Dachs kreuzte die Arme vor der Brust. »Mir gefällt der Gedanke gar nicht, Samen und Pflanzen essen zu müssen.«
    Alter Falke, der Seelenflieger, befreite einen Arm aus den eng um seinen Körper gewickelten Decken und drohte ihm scherzhaft mit dem Finger. »Aber bei jeder Gelegenheit tauschst du etwas gegen diese Wurzelkuchen ein!«
    Dachs machte eine hilflose Gebärde. »Na ja, mit Händlern muß man handeln. Das liegt an der Macht.
    Ich will die Macht nicht beleidigen, das ist der ganze Grund.«
    »Hast nicht du zu mir gesagt, wie herrlich süß diese Wurzelkuchen schmecken?« Alter Falke grinste.
    »Ich glaube, du würdest glatt ein ordentliches Stückchen Büffelfleisch für diese Kuchen eintauschen besonders, wenn du beim Essen keine Angst haben mußt, von einem Speer der Gebrochenen Steine durchbohrt zu werden.«
    »Das bleibt abzuwarten.« Aufmerksamkeit erheischend blickte sich Tapferer Mann im Kreis um.
    »Weiter im Süden heißt man uns bestimmt nicht mit offenen Armen willkommen. Was ist mit diesem Erdvolk? Glaubt ihr, die lassen uns bereitwillig auf ihrem Land lagern und jagen? Meine Macht warnt vor dem Weg nach Süden.«
    Die Leute rutschten unruhig hin und her. Niemand wußte, was von Tapferer Manns Macht zu halten war. Alter Falke seufzte.
    »Hört auf mich«, rief Tapferer Mann beschwörend. »Wenn wir weiter nach Süden gehen, weiß ich nicht, was passiert. Kommt mit mir. Ich führe euch zurück zum Fat Beaver River. Ich weiß eine Möglichkeit, wie wir dort in den reichen Jagdgründen leben können. Schließt euch mir an. Ich sorge für eure Sicherheit.«
    Schockiertes Schweigen breitete sich aus. Nur noch die im Nachtwind hinter dem Lager raschelnden Büsche und das Knistern des Feuers brachen die Stille. Nacheinander wandten

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