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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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dir viele Kinder gebärt.«
    Doch beim Anblick seines gekränkten Gesichts bereute sie ihre Worte sofort. »Tut mir leid. Verzeih mir. Ich wollte dich nicht verletzen. Vermutlich wollte ich mir selbst weh tun. Ich vermisse Leuchtender Mond sehr und trauere noch immer um sie.« Sie verstummte. »Ich hasse allein schon den Gedanken, es Salbeigeist sagen zu müssen.«
    »Es wird ihm das Herz brechen.« Er ließ sich auf den Themenwechsel ein, obwohl er gerne, trotz seiner Angst davor, über seine Liebe zu ihr gesprochen hätte. Warum quälst du dich dauernd? Ein kluger Mann würde ihr aus dem Weg gehen. Lautlos bewegte er die Lippen.
    Schweigend gingen sie weiter. Verstohlen sah er sie an. Ihr Gesicht verriet ihm, daß sie darüber nachdachte, wie sie Salbeigeist gegenübertreten solle.
    Er bewunderte ihre Schönheit, ihr wiegender, geschmeidiger Gang und die vollendete Rundung ihrer Hüften fesselte ihn. Er sehnte sich danach, die Hand auszustrecken und sie zu berühren. Ich darf sie nicht lieben, gleichgültig, wie sehr ich mich danach sehne. Sie ist die Tochter meines Onkels. Für den Weißlehm-Stamm ist sie meine Schwester. Ich muß sie Schwester nennen. Ginge ich zum Schwarzspitzen-Stamm, könnte ich sie heiraten. Meinen Stamm müßte ich für tot erklären. Ich hätte keine Verwandten mehr. Der Gedanke überwältigte ihn. Wieder und wieder dachte er darüber nach, beleuchtete die Möglichkeiten von allen Seiten. Natürlich war ein Risiko damit verbunden. Er mußte sich seinen Platz beim Schwarzspitzen-Stamm durch einen Kampf erobern. Hatte er eine Chance, diesen Zweikampf gegen den stärksten ihrer Krieger zu gewinnen?
    Weit im Westen, kaum sichtbar vor dem Hintergrund der ansteigenden Bergausläufer, flog ein Schwarm Gänse Richtung Norden… nach Norden …
    Es könnte gehen. Der Gedanke fraß sich in ihm fest. In seinem erschöpften Zustand war er vollkommen machtlos dagegen. Er stellte sich Tapferer Manns dummes Gesicht vor, wenn er erfuhr, daß er Weiße Esche heiraten würde! Tapferer Mann. Er könnte in der Zwischenzeit Ärger machen.
    »Eines darfst du nicht außer acht lassen«, sagte er unvermittelt.
    Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.
    »Tapferer Mann wird Salbeigeist bestimmt zusetzen und versuchen, aus seiner Verzweiflung über Leuchtender Monds Tod Vorteile für sich herauszuschlagen. Er will dich heiraten.«
    »Ich werde nein sagen. Salbeigeist würde mich niemals mit einem Mann verheiraten, den ich nicht will, selbst wenn er vor Kummer ganz außer sich ist.«
    Nachdenklich blickte Windläufer zum Horizont. »Eines Tages wirst du heiraten müssen. So groß ist die Auswahl an Ehemännern beim Weißlehm-Stamm auch wieder nicht.«
    Sie lachte. »Im Weißlehm-Stamm gibt es nur einen Mann, den ich heiraten möchte.«
    Er senkte die Stimme und antwortete: »Darüber haben wir schon gesprochen. Du bist die Tochter meines Onkels. Für den Weißlehm-Stamm ist das…«
    »… Blutschande, ich weiß. Aber ich bin nicht deine Schwester, auch wenn deine Leute erste Cousinen so nennen.«
    Soll ich es ihr sagen? Will ich mich schon jetzt festlegen? Nein. Abwarten. Wie ein guter Jäger. Nichts überstürzen.
    In gespielter Gleichgültigkeit zuckte er die Achseln. »So ist es Brauch bei meinem Volk. Ich kann meinem Stamm nicht den Rücken kehren und nicht dem Glauben meines Vaters und seines Vaters.
    Ein Mann ist nichts ohne seinen Stamm, nicht mehr als ein Tier.«
    Sie schwieg.
    »Tut mir leid. Lägen die Dinge anders, hätte dich Salbeigeist nicht großgezogen als seine… er hat dich im Rat seine Tochter genannt. Wärst du nicht meine Schwester, hätte ich dich längst geheiratet.«
    »Und warum hast du nicht jemand anderen geheiratet? Tanzende Rose würde sofort unter deine Decken kriechen, wenn du ihr ein wenig Interesse entgegenbrächtest.«
    »Darum«, antwortete er schnippisch.
    »Warum?«
    »Einfach darum.« Er holte tief Luft. »Du weißt genau, warum.«
    Der spöttische Blick, den sie ihm zuwarf, verwundete seine Seele. »Und wenn Tapferer Mann mich wieder entführen will?«
    »Dann bringe ich ihn zur Strecke und hole dich zurück. Sollte er Widerstand leisten, treibe ich einen Speer durch ihn hindurch.«
    Ihr Körper wurde starr. Für das Erdvolk gab es nichts Grauenvolleres als einen Mord nicht einmal Blutschande war annähernd so verpönt.
    Ihr Lächeln wurde bittersüß. »Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, Windläufer. Wenn du Tapferer Mann umbringst, weil er mich vergewaltigt, dann … also

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