Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
ich weiß nicht. Vielleicht werde ich irgendwann eure Art zu leben verstehen. Ich habe bei zwei Völkern gelebt, deshalb verstehe ich eure Gefühle, was die Blutschande angeht… sie sind meinen Gefühlen bezüglich eines Mordes sehr ähnlich. Für das Erdvolk ist ein Mord eine grauenvolle Tat.«
    »Wen könntest du denn sonst heiraten?« Nur Tapferer Mann.
    »Vielleicht jemanden aus den Sippen von Schwarzer Adler und Grauer Donner«, meinte sie.
    »Ich habe nichts mehr von ihnen gehört. Es dürften jetzt an die drei Jahre her sein, seit wir uns in Schwarzer Adlers Lager getrennt haben. Er glaubte damals, das Land oben am Fat Beaver River halten zu können. Ich hielt das für unmöglich und erwartete, er würde uns bald folgen. Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher, was aus ihnen geworden ist.«
    »Ich will Tapferer Mann nicht. Lieber paare ich mich mit einem Eisbären.«
    Ein Schauer der Erregung lief ihm über den Rücken. Vielleicht war das eine Möglichkeit. Wenn Tapferer Mann versuchte, Weiße Esche gewaltsam zu entführen, mußte er den alten Freund töten.
    Dann konnte er sich dem Schwarzspitzen-Stamm anschließen und Weiße Esche heiraten, ohne fürchten zu müssen, Tapferer Mann würde hinter ihnen herjagen und versuchen, ihm Weiße Esche wieder zu entreißen.
    Kranker Bauch beugte sich vor und legte den Gurt der Rückentrage um seine Stirn. Leise stöhnend unter dem schweren Gewicht, richtete er sich auf und blickte noch einmal über das Lager. Die frische Morgenluft biß in seine Haut, und die vom Boden aufsteigende Kälte drang durch die Sohlen seiner warmen Mokassins. Eine plötzliche Wehmut erfüllte seine Brust.
    »Hast du die Ersatzfeuerstöcke?« Rosenbusch konnte es nicht lassen, sie mußte ihn noch ein letztes Mal kontrollieren.
    »Im Beutel auf der Rückentrage.«
    Sie musterte ihn von oben bis unten. »Sei vorsichtig. Sobald es nach einem Frühjahrssturm aussieht, verkriech dich. Geh kein Risiko ein.«
    »Nein.«
    »Kranker Bauch«, sagte sie mit derselben herrischen Kopfbewegung wie seine Großmutter, »du benimmst dich wie ein Dummkopf… wie gewöhnlich. Gib dieses Vorhaben auf. Du bringst dich nur selbst in Schwierigkeiten. Warum tust du mir das an? Habe ich nicht immer gut für dich gesorgt?
    Glaubst du, dieser Händler kümmert sich um dich? Was ist mit deiner Verantwortung für…«
    »Rosenbusch, sei still.«
    »Du bist nicht für ein solches Unternehmen geschaffen, Kranker Bauch, das weißt du genau. Warum zeigst du nicht einmal in deinem Leben Vernunft und handelst wie ein Mann? Du bist dabei, den größten…«
    »Rosenbusch!«
    »… Fehler deines Lebens zu machen. Und du hast bereits eine Menge gemacht. Ich kann das einfach nicht…«
    »Tochter?« unterbrach sie Schilfrohr energisch und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Laß deinen Bruder tun, was er für richtig hält.«
    Kranker Bauch warf seinem Vater einen dankbaren Blick zu. Rosenbusch biß sich auf die Lippen und nickte zögernd, offensichtlich verstimmt über die Einmischung.
    Linke Hand sicherte das letzte Gepäckstück auf dem Rücken eines Hundes. Voller Stolz blickte er auf seine Tiere. Er legte sich den Gurt seiner Trage um die Stirn und prüfte die Verteilung des Gewichts auf seinem Rücken.
    Kranker Bauch wandte sich zum Gehen. Es überraschte ihn nicht, daß nur sein Vater und seine Schwester gekommen waren, um ihn zu verabschieden. Wahrscheinlich saßen Tannenzapfen, Phloxsamen und Anmutige Frau in Rittersporns Hütte und unterhielten sich darüber, wie groß die Beleidigung war, die Kranker Bauch dem Lager zufügte, weil er mit einem Händler auf und davon lief.
    Es war nicht so schwer gewesen, wie er befürchtet hatte. Rittersporn hatte keinen Wutanfall bekommen. Ein Händler besaß zuviel Macht. Händler beleidigte man nicht das wußte Rittersporn genau. Würde sie sich nicht an dieses Gesetz halten, käme das Rundfelsen-Lager in einen schlechten Ruf, und die anderen Händler würden das Lager in Zukunft meiden.
    Sie ließ mich nicht einmal bei meinem sterbenden Freund bleiben obwohl Warmes Feuer mich darum gebeten hat. In diesem Augenblick, auf der Schwelle zur Freiheit, ergriff ein völlig neues Gefühl von ihm Besitz: Wut.
    Der Blick, den ihm die alte Frau zugeworfen hatte, würde auf ewig in sein Gedächtnis eingebrannt sein. Sie hatte höhnisch gelacht und gebrummt: »Geh doch! Lauf weg mit deinem Händler! Kehr deiner Familie und deinem Stamm den Rücken.« Und sie bedeutete ihm mit einer

Weitere Kostenlose Bücher