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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Mann mußte den Verstand verloren haben. Ihm ging es ausschließlich um Rache und Rache war eine Angelegenheit der Stammesverbände, nicht des Häuptlingtums.
    Um seine ohnmächtige Wut und die Übelkeit erregende Angst zu betäuben, war Dachsschwanz zu den Schießplattformen auf den Palisaden gegangen. Den ganzen Tag über hörte er seinen Kriegern zu. Sie lachten über den bevorstehenden Krieg, verfluchten Petaga und die abtrünnigen Dörfer, die sich auf dessen Seite geschlagen hatten. Sie prahlten mit ihrem Heldenmut und sprachen darüber, wie schnell sie diese unvermutet aufgetauchten Feinde vernichten würden. Die meisten der Krieger blickten Dachsschwanz ehrfürchtig und vertrauensvoll an. Sie waren überzeugt, der Kampf unter seiner Führung garantiere jedem von ihnen Sieg und Ehre. Manche allerdings hatten ihn ausgesprochen skeptisch angestarrt.
    »Dachsschwanz, hör auf mich.« Heuschrecke beugte sich vor. »Unsere Krieger begreifen die Tragweite von Tharons Befehlen noch gar nicht. Erst, wenn sie sie ausfuhren …«
    Dachsschwanz hob in einer hilflosen Geste die Hände. »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun, Heuschrecke? Soll ich mich den Truppen Petagas anschließen? Willst du, daß ich den Häuptling Große Sonne ermorde? Willst du das?«
    »Ich weiß es nicht, Cousin. Ich will nur, daß du nachdenkst. Du weißt, ich bin auf deiner Seite, egal, wofür du dich entscheidest.«
    Beim Langnasigen Gott, sie wollte genau das! Dachsschwanz' Seele schrumpfte zusammen wie ein Stück Fleisch, das achtlos in lodernde Flammen geworfen wird. Wer vertraute ihm noch? Noch nie in seinem Leben hatte er sich so einsam gefühlt. Mit den scharfen Krallen eines Adlers riß die Verzweiflung an seinen Eingeweiden.
    »Ich verspreche, darüber nachzudenken, Heuschrecke. Aber du weißt genau, wie meine Entscheidung letztendlich ausfallen wird.«
    Dachsschwanz wußte den unbehaglichen Blick, den ihm Heuschrecke zuwarf, zu deuten. Er hatte diesen Blick schon einmal gesehen, und zwar in der Nacht, als sie Rotluchs' Leichnam aus der Inneren Kammer von River Mounds trugen. Darin lag die aufgezwungene Loyalität einer Kriegerin, die genau wußte, daß sie das Falsche tat, aber ihrem Kriegsführer zuviel schuldig zu sein glaubte, um aus dem Kampf auszusteigen, gleichgültig, was es ihre Seele auch kosten mochte.
    Seufzend senkte Heuschrecke die Augen. »Der Junge Wolf ist aufgegangen. Ich mache mich wohl besser auf den Weg und hole Nachtschatten ab.«
    »Ja. Vielleicht kann sie helfen, Ordnung in dieses Durcheinander zu bringen.«
    Heuschrecke blieb stehen. »Glaubst du das im Ernst?«
    »Jedenfalls möchte ich es gerne glauben.«
    »Sie haßt uns, Dachsschwanz. Wenn sie die Geschehnisse zu unserem Nachteil beeinflussen und damit unseren Untergang heraufbeschwören kann, wird sie das tun.«
    »Ich weiß, Cousine. Überlaß das mir. Ich glaube, ich merke, ob sie dazu imstande ist, und kann entsprechend handeln.«
    »Das hoffe ich sehr«, knurrte Heuschrecke und ging.
    Kopfschüttelnd, einen Kampf gegen sich selbst ausfechtend, marschierte Dachsschwanz eine Weile auf und ab. Schließlich holte er den Krug mit Tee aus der dunklen Nische in der Südwand, wo er ihn zum Abkühlen hingestellt hatte. Ungeschickt hob er den Krug hoch. Ein Schwall Tee schwappte zu Boden.
    Nimm dich zusammen, mahnte er sich. Oder soll Nachtschatten dich für einen Idioten halten?
    Vorsichtig goß er die Flüssigkeit in ein kleines, mit einem Falkenkopf verziertes Gefäß. Der Tee aus in heißem Birkensaft aufgebrühten Birkenzweigen duftete nach Wintergrün und Honig. Er stellte das Gefäß und zwei Schalen auf einen mit eingelegten Muscheln verzierten großen Holzteller und plazierte das Gedeck auf üppig aufeinander gestapelten Decken.
    Anschließend nahm Dachsschwanz das rastlose Hin- und Herwandern wieder auf. Als sein Blick zufällig in den neben dem Eingang hängenden Spiegel aus Glimmer fiel, erstarrte er. Vorquellende braune Augen stierten ihn aus einem Netz tiefer Falten heraus an. Die Tätowierungen auf seinen Wangen, früher einmal leuchtend blau, waren zu einem traurigen Indigo verblaßt. Das Grau in seinen Haaren schimmerte wie die Fäden eines Spinnennetzes im Sonnenlicht.
    Wann bist du so alt geworden, Dachsschwanz? Und wann hast du begonnen, ehrlose Kriege zuführen?
    Heftig massierte er seinen verspannten Nacken.
    Tharon hatte ihm befohlen, mit der gesamten Armee von tausend Kriegern über Redweed Village herzufallen. Dachsschwanz hatte

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