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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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hatte. Die Anmut ihrer Bewegungen und ihre wundervollen, im Wind flatternden Haare waren Balsam für seine gequälte Seele.
    Der durchdringende Geruch schwitzender Körper und menschlicher Ausscheidungen lastete stechend über dem versteckten Tal im Norden. Neunhundert Krieger hatten ihre Decken im Gras ausgebreitet und ihr Lager aufgeschlagen. Im Mondlicht waren die schwarzen Silhouetten der Wachposten auf der Felsklippe erkennbar.
    Petaga klatschte vor Freude in die Hände und sah über das prasselnde Lagerfeuer hinweg Hagelwolke an. »Das sind noch einmal dreihundert mehr, Hagelwolke! Mit den Leuten von Red Star Mounds macht das insgesamt zwölfhundert. Wir können es schaffen. Wir können Dachsschwanz schlagen!«
    Skeptisch zog Hagelwolke die Stirn in Falten. »Ich bete, daß du recht hast, mein Häuptling.«
    Die Besorgnis in der Stimme seines Kriegsführers vertrieb Petagas Freude. »Bist du anderer Meinung?«
    »Möglich ist es. Wenn es uns gelingt, unsere Krieger zusammenzuhalten. Sie kommen aus so vielen verschiedenen Stämmen.« Müde hob er die Hände. »Ich weiß es nicht. Uns steht eine schwere Prüfung bevor. Wir müssen weitere Krieger rekrutieren und schnellstens Vorräte zusammentragen und beten, daß wir den Vorteil des Überraschungsmoments noch auf unserer Seite haben. Aber wahrscheinlich haben wir den bereits verloren.«
    »Warum?«
    »Bei unserem Überfall auf Spiral Mounds sind zu viele entkommen. Jeder Überlebende kann nach Cahokia geflohen sein. Ich fürchte, mein Häuptling, Dachsschwanz sammelt bereits seine Krieger.«
    Petaga senkte die Augen und blickte blinzelnd in die flackernden Flammen. , Auf welche Strategie wird Dachsschwanz zurückgreifen?«
    Hagelwolke hob eine seiner kräftigen Schultern. »Bin ich er? Ich an seiner Stelle würde mich um alle Häuptlinge bemühen, die noch nicht mit uns im Bunde sind. Jedes kleine Dorf, an das wir noch nicht herangetreten sind, und jedes, das sich geweigert hat, sich uns anzuschließen - alle diese Dörfer wären mein Ziel. Ich würde ihnen sagen, das Häuptlingtum stehe auf dem Spiel, und sie zwingen, sich für eine Seite zu entscheiden.«
    »Und wenn sie sich sperren? Die meisten haben sich geweigert, sich uns anzuschließen.«
    Hagelwolke hieb mit der Faust auf sein Knie. »Er ist Dachsschwanz. Die kleinen Dörfer erstarren vor Entsetzen, wenn sie ihn nur kommen sehen.« Er fixierte Petaga aus harten schwarzen Augen.
    »Entweder ergreifen sie auf der Stelle die Flucht, oder sie ziehen es vor, es sich nicht mit ihm zu verderben.«
    »Wie sollen sie fliehen, wenn er sie mit einer ganzen Streitmacht von tausend Kriegern umzingelt?«
    Hagelwolke ballte erneut die Faust. »Ich glaube nicht, daß Dachsschwanz auf diese Weise vorgeht. Er wird vermutlich seine Krieger in kleine Gruppen aufteilen. Auf diese Weise erfährt er am schnellsten, welche Dörfer Freund und welche Feind sind.«
    Petaga seufzte müde. »Wir müssen ihn aufhalten.«
    »Ja … wenn wir können. Wenn er seine Truppen aufteilt, macht er es uns leichter.«
    »Wie meinst du das?«
    »Kleine Gruppen auf dem Kriegspfad sind leichter in Verwirrung zu stürzen als eine große Armee.
    Wenn wir auf die Taktik überfallartiger Angriffe zurückgreifen … nun, ich muß noch gründlicher darüber nachdenken. Als erstes müssen wir ihn von seinen Nachschublinien und Verbindungswegen abschneiden.«
    »Du meinst, wir müssen an sämtlichen Aussichtspunkten jedes Weges, den er möglicherweise nimmt, Posten aufstellen?«
    Hagelwolke nickte. »Und zwar in Gruppen zu dreien oder vieren … für den Fall, daß Dachsschwanz seine Kundschafter von Wachen begleiten läßt.«
    Petaga starrte in die kühle, von Leuchtkäfern funkelnd erhellte Dunkelheit hinaus. Das ferne Flüstern des Windes im tiefer liegenden Tal klang wie das unheimliche Raunen von Dämonen. Aus den Tiefen seiner Erinnerung tauchte bittersüß das wissende, tröstliche Lächeln seines Vaters auf. Wieder hörte er Jenos' Worte: »Niemand kann führen, ohne ein Risiko einzugehen, mein Junge. Ein großer Führer weiß, wann es Zeit ist zu handeln und wann nicht.«
    Petaga rieb sich die Stirn, dann massierte er sich mit den Händen die Schläfen, damit Hagelwolke seine von Trauer umwölkten Augen nicht sah. »Morgen wählen wir gleich als erstes die Wachposten und Späher aus, Hagelwolke. Wenn deine Vermutungen zutreffen, wird Dachsschwanz bald im Anmarsch sein.«
    »Wie du befiehlst, mein Häuptling.«
    »Gibt es noch einen Ausweg,

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