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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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zerschlagen.« Er zeigte auf ihr »Kissen«.
    »Flechte … erzähl mir von Flechte. Wo ist sie?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete er. ,Aber sie ruft ständig nach mir. Erst wenn sie aufhört zu rufen, werde ich in Panik geraten.« Er stand auf. »Wühlmaus, bevor ich die Salbe auftragen kann, muß ich die Wunden auswaschen. Das wird weh tun. Glaubst du, du hältst es aus:
    »Was sein muß, muß sein. Hauptsache, es wird bald gemacht … Was hat Flechte zu dir gesagt?«
    Wanderer ging zur Felskante und fing mit der hohlen Hand Wasser auf. Vorsichtig kehrte er mit der kühlen Flüssigkeit zu ihr zurück und ließ sie auf ihr Bein träufeln. Wühlmaus unterdrückte einen Schrei. Das Wasser berührte ihr Fleisch wie ein feuriger Fluß. Je mehr Wanderer auf ihr Bein tröpfelte, um so schlimmer wurde der Schmerz. Um nicht zu weinen, vergrub sie ihr Gesicht in der Ellenbogenbeuge.
    Er tat so, als habe er nichts bemerkt, und fuhr fort: »Ich höre keine Worte. Es ist eher die federleichte Berührung von Flechtes Seele mit meiner Seele.« Wühlmaus fühlte, wie er den Ärmel des roten Hemdes hochhob und hörte das Reißen von Stoff. Sanft und vertrauensvoll sprach er weiter: »Flechte ist eine sehr mächtige Träumerin. Solange sie in einem geschützten Versteck bleibt, ist sie in Sicherheit. Ich glaube, inzwischen kann sie mit Bestimmtheit sagen, wann feindliche Krieger in ihrer Nähe sind. Alle großen Träumer können das. Es ist wie …
    Wühlmaus hörte seine Worte nicht mehr. Nur ein sanftes Leiern drang durch die heftigen Schmerzen.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Brandwunden gesäubert waren. Sie zitterte am ganzen Leib, als er mit dem feuchten Tuch des Hemdärmels vorsichtig den Schmutz und den Ruß abtupfte. Der Dreck war mit dem getrockneten Blut verkrustet. Jedes Sandkorn, das er berührte, schnitt wie eine giftige Kralle in ihr Fleisch.
    Erst ganz zum Schluß, als er die Rosensalbe in kühlen Klecksen auftrug, ließ sie sich gehen und weinte … vor Erleichterung, daß es fast vorbei war. Ihre Schultern zuckten verräterisch. Er hielt einen Moment lang inne, setzte dann aber seine Arbeit entschlossen fort. Endlich stand er auf.
    Wühlmaus weigerte sich, aufzublicken und ihm ihre Tränen zu zeigen. Geh weg, Wanderer. Beschäme mich nicht. Stell bloß keine dummen Fragen, zum Beispiel, wie geht es dir.
    Doch er tat nichts dergleichen. Sie hörte, wie er sich entfernte. Seine Sandalen schlurften über den Stein. Nach einer Weile kehrte er zurück und kniete neben ihr nieder. Sie fühlte seine große knochige Hand, die ihr ungeschickt über das Haar strich.
    »Versuch zu schlafen, Wühlmaus. Ich halte Wache.«

KAPITEL 31
    Rund um Flechte funkelten glitzernde Sterne. Sie leuchteten wie Rauhreif in einem Meer von Dunkelheit, die bis in die entferntesten Winkel des Himmels wogte. Im unheimlichen Licht schimmerte ihre Haut bläulichweiß.
    Feuerschwamm blieb stehen und deutete nach vorn. »Siehst du das, Flechte?«
    Am Ende des blauen Fadens, auf dem sie entlangwanderten, erstreckte sich, so weit das Auge reichte, eine bedrohliche Wand aus Eis. Aus ihrem Innern rauschte Wasser in einem donnernden Strom. Er trug Kies und Sand mit sich und ergoß sich in einen breiten Kanal, der sich durch hoch aufragende, schneebedeckte Berge schnitt. Wo der tosende Fluß auf die Felsen traf, spritzte das Wasser in kristallener Gischt auf und gefror zu bizarren Formen.
    Feuerschwamm trabte weiter. Flechte rief ihm nach: »Warte! Wohin gehen wir? Da kommen wir nicht durch. Sieh doch, diese Wand ist unüberwindlich!«
    Ich zeige dir den Weg. Beeil dich. Hier entlang.«
    Flechte folgte ihm. Plötzlich wurde in der Wand eine schmale, gezackte Spalte sichtbar. Hoch über ihr leuchtete zwischen zwei mächtigen Eisbastionen ein Stück azurblauen Himmels.
    »Da hindurch.« Feuerschwamm sank auf die Knie und kroch in die pechschwarze Finsternis. »Das ist der Weg, Flechte.«
    Flechte hielt sich an seinem Fellärmel fest und kroch hinter ihm her. Drückende Dunkelheit senkte sich auf sie herab und nahm ihr den Atem. In ihren Ohren begann es zu hämmern; eine schwere Last schien auf ihre Augenlider zu drücken. Von allen Seiten knarrte und stöhnte gespenstisch das verharschte Eis. Es hörte sich an wie das Echo von Tausenden von Stimmen.
    Weit vor ihr schimmerte ein winziger Lichtfleck auf, der im Näherkommen größer wurde. Flechte trat aus der engen Spalte heraus auf einen vom Wasser in unendlich langer Zeit geglätteten

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