Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
Hohngelächter.
    Obgleich Dachsschwanz' Ohren sie kaum wahrnehmen konnten, wich seine Seele unwillkürlich davor zurück.
    Er kämpfte sich zum Flüßchen durch. Vom Ufer aus konnte er das Lager überblicken. Krieger jauchzten und hüpften im Feuerschein. Aller Augen waren auf ein Ziel gerichtet. Dachsschwanz erstarrte. Mit dem Rücken an einen Pfahl gebunden, lag Heuschrecke zu Füßen Hagelwolkes. Ihr nacktes Fleisch leuchtete im Licht des Feuers orangefarben auf, aus den in Arme und Beine gebohrten Wunden floß Blut. Auch ihre Oberschenkel waren blutüberströmt.
    Ein leises »Nein!« kam über Dachsschwanz' Lippen, als Hagelwolke einen brennenden Stock aus dem Feuer holte und sich über Heuschrecke beugte.
    »Zwinge mich nicht dazu, Heuschrecke!« brüllte Hagelwolke. »Erzähl mir von Dachsschwanz' Plänen, und ich sorge dafür, daß du eines raschen Todes stirbst. Was hat er vor? Wie will er gegen mich kämpfen?«
    »Ich weiß es nicht!«
    Hagelwolke stieß den Stock in Heuschreckes Hüfte. Sie krümmte sich und versuchte, dem Hieb auszuweichen, aber die Fesseln ließen ihr kaum Bewegungsspielraum. Wieder schlug Hagelwolke mit der Fackel in Heuschreckes Seite. Ihre schrillen, atemlosen Schreie gellten durch die Nacht - sie trieben Dachsschwanz an den Rand des Wahnsinns.
    Die Zuschauer reagierten ausgelassen, alle klatschten und lachten. Kleine Gruppen stellten sich zum Tanz im Kreis um das Feuer auf. Ihre Silhouetten erinnerten Dachsschwanz an ein Rudel Wölfe, das ruhelos um ein frisch erlegtes Bisonkalb schleicht.
    Fieberhaft wanderte Dachsschwanz' Blick über das Lager. Rund um die Kuppe hatte Hagelwolke einen sechs Hand hohen Ring aus Gestrüpp aufschichten lassen. Diesen Sicherheitsring unbemerkt zu überwinden, war so gut wie ausgeschlossen. Aber vielleicht gelang es ihm, sie abzulenken.
    »So. Stehenbleiben«, befahl Flachssamen. »Siehst du die Stelle, an der sich das Ufer absenkt?«
    Ja a.
    »Gut. Geh hinunter. Hier ist das Wasser seicht genug, um gefahrlos auf die andere Seite zu kommen.
    Und vergiß nicht, ich bin direkt hinter dir. Mein Pfeil zielt genau auf deinen Rücken.«
    Dachsschwanz kletterte die abbröckelnde Uferböschung hinunter und schritt in die Strömung. Das knietiefe, eiskalte Wasser versetzte ihm einen Schock, fast wäre er gestürzt. Er warf einen Blick über die Schulter. Flachssamen rutschte die Böschung hinab. Bei jeder Bewegung kollerte Erde herunter. Der junge Krieger trat in die rasch fließende Strömung und rutschte auf einem Stein aus. Einen Moment lang senkte er den Blick und kämpfte um sein Gleichgewicht.
    Dachsschwanz bückte sich blitzschnell. Er rammte Flachssamen den Kopf in den Magen und stieß den jungen Mann in das eisige Wasser. Doch bevor Dachsschwanz nach dem Bogen greifen konnte, wurde die Waffe von der raschen Strömung an ihm vorbeigetragen.
    Er darf nicht schreien. Mit einem Satz warf er sich auf Flachssamen. Um nicht abgetrieben zu werden, verkeilte er seine Zehen zwischen den Steinbrocken. Gleichzeitig packte er Flachssamen an seinem bürstenartigen Haarkamm und drückte ihm das Gesicht unter Wasser. Unter größter Anstrengung gelang es Dachsschwanz, sich mit gespreizten Beinen über Flachssamen zu halten und den Gegner mit seiner breiten Brust unter Wasser zu pressen.
    Flachssamen wand sich unter ihm wie eine Schlange. Er warf sich hin und her, trat um sich und krallte die Hände in Dachsschwanz' Körper.
    Noch ein Finger Zeit…
    Mit der Kraft des Todgeweihten riß sich Flachssamen ruckartig los und hämmerte ein Knie in Dachsschwanz' Leiste. Ein heftiger Schmerz durchzuckte Dachsschwanz und zwang ihn, den Halt seiner Zehen zu lockern. Die Strömung riß die beiden Männer über Steine und Felsen flußabwärts.
    Für einen Moment tauchte Flachssamens verzerrtes Gesicht aus dem Wasser. In größter Verzweiflung schrie er: »Hilfe!« Dachsschwanz stürzte sich auf ihn. Seine kräftigen Hände tasteten nach Flachssamens Kehle. Er mußte einen weiteren Schrei verhindern. Mit aller Kraft drückte er zu. Er fühlte, wie Flachssamens Kehlkopf unter seinen Händen brach. Flachssamen würgte heiser und krümmte sich zusammen; mit einemmal rührte er sich nicht mehr und fiel nach hinten.
    Erbarmungslos preßte Dachsschwanz Flachssamens Kopf in die rauschende Strömung. Durch den aufgerissenen Mund des Mannes floß Wasser in seine Lungen, an der Wasseroberfläche perlten Blasen. Dachsschwanz wartete; er wollte ganz sichergehen. Flachssamens offene Augen

Weitere Kostenlose Bücher