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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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mißgestaltetes, dunkles und riesiges Geschöpf an die Wand. Dachsschwanz unterdrückte einen Schauder und fragte sich besorgt, ob es sich tatsächlich um ihren Schatten handelte oder um ihren Geisterhelfer, den Schlammkopf. Oft hatte er den alten Murmeltier über den furchterregenden Dämon mit dem verzerrten Gesicht, der Nachtschatten überallhin folgte, flüstern hören. Der alte Murmeltier, der große, mächtige Priester, hatte beim Erscheinen von Nachtschattens Geisterhelfer stets befürchtet, seine Seele sei in Gefahr.
    Nachtschatten sagte: »Dachsschwanz, ich bin hier, weil du von mir etwas über Petagas Kriegspläne erfahren möchtest.«
    »Ich verlange nicht, daß du ihn verrätst, Nachtschatten.«
    »Nein? Was verlangst du denn?«
    Dachsschwanz begegnete ihrem scharfen Blick und bemerkte zum erstenmal die von Müdigkeit herrührenden Schwellungen unter ihren Augen. War auch sie die ganze Nacht sorgenvoll auf und ab gewandert wie er? »Sag mir, wie man dem Töten ein Ende machen kann. Kannst du das? Weißt du, wie ich das Häuptlingtum retten kann, ohne … ohne Tharons Befehle zu befolgen?«
    »Nein.«
    Nach kurzem Schweigen fragte er zögernd: »Weißt du es nicht oder willst du es mir nicht sagen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Stirnrunzelnd blickte Dachsschwanz in seinen Tee. »Warum nicht? Ich meine, ich verstehe nicht viel vom Träumen, aber ich dachte -«
    »Du dachtest völlig richtig. Eigentlich hätte es mir gelingen müssen, in den Quell der Ahnen zu tauchen und weiter in die Unterwelt zu gelangen, wo ich die Erste Frau hätte fragen können.«
    »Warum ist es dir nicht gelungen?«
    Sie fuhr sich mit der Hand durch die üppigen schwarzen Haare. ,Anscheinend hat die Erste Frau die Unterwelt versperrt… aus Zorn.«
    »Auf uns?«
    »Ja. Wegen der Zerstörung des Landes. Und zur Strafe für etwas, das Tharon getan hat. Ich wünschte, ich wüßte mehr, aber das ist nicht der Fall.«
    Nachtschatten setzte sich ein wenig seitlich hin und zog die Knie an, um ihre Schale darauf abstellen zu können. Das Mondlicht fing sich silbern leuchtend in jeder Linie ihres Gesichts und betonte die Schatten ihrer Wangenknochen und Nasenflügel. Ihr zerbrechlich wirkendes, fast verängstigtes Gesicht berührte die Tiefen seiner Seele und löste den Wunsch in ihm aus, sie festzuhalten und zu liebkosen.
    »Nachtschatten«, sagte er, »wenn du nicht in die Unterwelt gelangen kannst, wer dann?«
    »Eine Frau, die von Wanderer unterrichtet wird. Ich weiß ihren Namen nicht, aber sie besitzt große Macht. Sie ist mächtiger als ich.«
    »Ich wußte nicht, daß es jemanden gibt, der noch mächtiger ist als du.«
    Unsicher fingerte sie an ihrer Schale herum und schwieg.
    »Deshalb soll ich Wanderer also herbringen. Damit wir den Namen dieser Frau erfahren?«
    Nachtschatten nickte. »Ja. Sie ist das lebenswichtige Verbindungsglied.«
    »Um was zu erreichen?«
    »Die Beendigung dieses Krieges.«
    Erleichtert atmete Dachsschwanz aus. »Mehr wollte ich gar nicht von dir wissen, Nachtschatten. Ich danke dir. Sobald ich Wanderer aufgespürt habe, bringe ich ihn her … und ich wache über ihn mit meinem Leben.«
    Nachtschatten trank einen großen Schluck Tee. Dachsschwanz erwartete, sie würde gleich die Schale absetzen und gehen. Aber er täuschte sich; sie deutete auf das Gefäß mit dem Falken. »Kann ich noch etwas Tee haben?«
    »Natürlich«, antwortete er überrascht, füllte ihre Schale auf und goß sich ebenfalls nach.
    Sie lächelte. Unter der Weichheit dieses Lächelns keimte eine wohlige Wärme in Dachsschwanz' Herzen. Sie atmete flacher, der rote Stoff über ihren Brüsten hob und senkte sich rasch.
    »Ich wußte nicht, daß du jemanden fürchtest«, sagte er leise. »Am allerwenigsten mich.«
    »Falls ich mich vor jemandem fürchte, dann nur vor dir, mein Entführer.«
    Dachsschwanz blickte auf die Narben an seinen Handgelenken. »Ich habe dich nicht aus Bösartigkeit entfuhrt, Nachtschatten. Der alte Murmeltier hatte geträumt, du und das Schildkrötenbündel, ihr könntet Mutter Erde wieder zum Leben erwecken.«
    »Er hatte nicht begriffen, worum es ging.«
    »Du meinst, sein Traum war falsch?«
    Sie stellte die Schale auf den Boden. »Nicht falsch, nur … unvollständig. Hätte er weit genug gesehen, hätte er gewußt, daß nicht ich diejenige war, die er brauchte. Und er hätte vorausgesehen, daß dein Volk -«
    »Du betrachtest uns noch immer nicht als dein Volk nach all den Zyklen?«
    Sie runzelte die Stirn, als

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