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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gehabt, die mit ihr in einem Zimmer schliefen und sich stets um sie kümmerten.
    Sanft strich Nachtschatten Orenda übers Haar.
    »Nein! N-nicht!« Entsetzt rappelte sich Orenda auf und wich rückwärts bis zur Wand zurück. Ihre kostbare Puppe zerrte sie hinter sich her.
    »Orenda, ich bin es, Nachtschatten. Es ist alles gut. Ich tue dir nichts.«
    Orendas bebende Lippen formten lautlose Worte. Sie starrte Nachtschatten aus ängstlich aufgerissenen Augen an. »Du … kann ich …«
    »Was ist los, Orenda?« Beim Anblick der Tränen in den Augen des Mädchens lächelte Nachtschatten beruhigend.
    Am ganzen Körper zitternd stieß Orenda hervor: »Ich ich wollte wissen …« a?
    »Kann ich … ich möchte in deinem Zimmer schlafen!« Sie brach in ersticktes Schluchzen aus.
    Eine dunkle Vorahnung pirschte sich prickelnd an die Grenzen von Nachtschattens Seele heran.
    »Natürlich kannst du bei mir schlafen. Ich freue mich über deine Gesellschaft.« Sie erhob sich. »Seit meiner Rückkehr nach Cahokia fühle ich mich einsam. Ich richte die Decken neu her und mache dir einen Schlafplatz zurecht.«
    Orenda stürzte auf sie zu und klammerte sich mit einer Hand an Nachtschattens Rock fest. Sie blickte auf. Die ganze Qual ihres Kinderherzens war in ihren Augen zu sehen. »Können … können wir gleich hineingehen?«
    Nachtschatten zog die Türvorhänge zur Seite. »Ja. Zufällig habe ich sogar noch etwas Fischsuppe übrig. Wir teilen sie uns.«

KAPITEL 18
    »Dieses Mal furchte ich mich wirklich, Dachsschwanz. Wofür, im Namen der Mondjungfrau, kämpfen wir eigentlich?« Kopfschüttelnd ließ sich Heuschrecke gegen die Wand sinken. Sie trug eine einfache, blau und hellbraun gemusterte Tunika. Saubere und schlichte Kleidung schienen ihr als Nachtschattens Begleiterin passend zu sein. Kein Schmuck zierte ihre kurzen Zöpfe. Ihr ernstes Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt.
    »Für das Häuptlingtum«, erwiderte Dachsschwanz leidenschaftlich. »Wir kämpfen dafür, daß das Häuptlingtum und damit unsere Art zu leben, ohne Schaden zu nehmen, erhalten bleiben.«
    »Warum habe ich dann so ein ungutes Gefühl dabei, Cousin? Weißt du, daß Tharon mich heute fünfmal in den Tempel hat rufen lassen? Und weißt du auch, weshalb?« Zornig schüttelte Heuschrecke die Faust. »Tobend und brüllend schwor er, alle Verräter auszulöschen.«
    »Mit mir hat er das gleiche Spiel getrieben.«
    Unruhig schritt Dachsschwanz über die abgenutzten Felle, die auf dem Fußboden seines rechteckigen, vierzig mal dreißig Hand großen Hauses lagen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Kriegsbeutestücke schmückte die Wände. Die gesamte Westseite war mit leuchtend bunten gelben, roten und schwarzen Schilden bedeckt. In jeder Ecke thronten auf bearbeiteten Baumstümpfen bei Kampfgängen erbeutete exotische Tongefäße und Körbe. Sein Schlafpodest, erreichbar über eine Leiter, war entlang der Nordwand knapp unterhalb der Dachschräge errichtet. Die Eingangstür öffnete sich nach Osten. Von da aus konnte er direkt auf die Palisaden und auf Vater Sonnes erste Morgenstrahlen blicken.
    An diesem warmen Abend hatte Dachsschwanz die Türvorhänge hochgebunden. Der silbrige Schleier des Mondlichts fiel durch die Öffnung und brachte jedes Härchen der auf dem Boden liegenden Hirschhäute zum Funkeln. Das helle Licht des Mondes überstrahlte den blassen Schein der in der Südecke schwach glimmenden Feuerschale.
    »Dachsschwanz, was sollen wir bloß machen?«
    »Wir befolgen die Befehle unseres Häuptlings, Heuschrecke.«
    »Können wir das? Er hat uns befohlen, ein kleines, hundert Einwohner zählendes Dorf zu zerstören und jeden zu töten, der sich weigert, sich uns anzuschließen! Das ist Wahnsinn! Das ist der Untergang des Häuptlingtums.«
    »Nein.« Dachsschwanz massierte mit den Fingern seine Stirn. »Nein, das glaube ich nicht. Wir müssen unsere Angriffe nur sorgfältig vorbereiten. Wenn alles nach Plan verläuft, verliert außer den Unruhestiftern niemand sein Leben.«
    »Wer ist denn in diesen Zeiten kein Unruhestifter?« schrie Heuschrecke und schüttelte hilflos die Fäuste. »Wer?« Sie biß die Zähne so fest zusammen, daß ihre Kiefer deutlich hervortraten.
    »Heuschrecke …«
    Verlegen wich Dachsschwanz ihrem Blick aus. Sie hatte recht. Seit dem Überfall auf River Mounds kämpfte er vergebens gegen eine Flut von Verzweiflung an. Sein Gespräch mit Schwarze Birke im Morgengrauen hatte das Gefühl der Sinnlosigkeit nur noch verstärkt. Der

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