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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Mutter über Flechtes Haar. »Ich bin stolz auf dich, Flechte. In meinem ganzen Leben kannte ich bisher nur einen Träumer, der zu Besuch in der Unterwelt gewesen ist.« Sie lächelte Wanderer an.
    Flechte sprudelte überglücklich hervor: »Wolfstöter sagte mir, daß das nicht viele Träumer können, aber ich habe meine Macht zum Träumen schließlich auch von Wanderer.«
    Das Lächeln ihrer Mutter gefror. Verärgert blickte sie Wanderer an.
    »Ich habe mein Versprechen gehalten«, sagte Wanderer leise. »Ich habe es ihr nicht gesagt. Wolfstöter sagte es ihr.«
    Ungläubig senkte ihre Mutter den Blick. Dann richtete sie sich auf. »Wir reden später darüber, Wanderer. Flechte hat sicher Hunger. Ein frischer Kaninchenbraten wartet schon auf sie.«
    Wanderer streichelte Flechte über den Kopf, dann ging er an ihr vorbei und schritt neben Wühlmaus in Richtung Dorf. Er redete leise auf sie ein. Flechte konnte nichts verstehen, aber sie sah, wie sich die Schultermuskeln ihrer Mutter in Abwehr verkrampften. Flechte und Fliegenfänger folgten ihnen in einigem Abstand, sich angeregt unterhaltend.
    Im Dorf angekommen, umarmte Flechte Fliegenfänger zum Abschied, und Fliegenfänger gesellte sich zu seiner Mutter und Krickente. Die alten Leute blickten hinter Flechte her. Unverhohlene Neugier stand in ihren runzligen, verwitterten Gesichtern.
    Flechte fühlte sich unwohl. Vor lauter Übereifer, ihrer Mutter ja nicht zu erzählen, daß sie die Seele einer Wasserschlange bekommen hatte, hatte sie sich leichtsinnig verraten. Es war ihr einfach herausgerutscht. Niemals hätte sie ihr geheimes Wissen, daß Wanderer ihr Vater war, preisgeben dürfen. Welche Folgen würde dieser Schnitzer haben? Bei diesem Gedanken begann sie nach Hause zu rennen.
    Hagelwolke preßte seinen Bogen an die Brust und stieg über die Klippe zu einer Höhle in den Felsen, in der ihn seine Krieger erwarteten. Während die Abenddämmerung ihren dunkelblauen Mantel über das Land senkte, gab er sich der Schönheit der Landschaft hin. Er sog den Geruch nach Leinkraut und Erde ein und versuchte, die kommenden schrecklichen Tage für einen Moment zu vergessen.
    Er bog ab, ging ein Stück weiter abwärts und sprang auf eine tiefer liegende, aus der Klippe ragende Felsnase. Große Kalksteinbrocken waren vom Fels gebrochen und bedeckten eine Wiese am Fuß der Klippe. Hagelwolkes Blick fiel auf die mit Spalten und Rissen übersäten Felswände, die schimmernd das schwindende Licht reflektierten. Aus einer dunklen Spalte stiegen Fledermäuse auf und flogen als wogende dunkle Masse himmelwärts. Hagelwolke kämpfte sich über den schmalen Felsvorsprung und blieb vor der Höhle stehen. Leise rief er: »Linde, ich bin's.«
    Die zwölf Männer, die sich an die Rückwand der Höhle gelehnt ausruhten, starrten ihn aufmerksam an. In ihren schmutzigen Gesichtern zeigte sich tiefste Erschöpfung. Keiner hatte in den letzten zwei Tagen geschlafen. Schweiß glänzte auf ihren stark tätowierten Körpern und tränkte ihre Lendenschurze. Linde, ein mittelgroßer, wie ein Granitblock gebauter Mann, rappelte sich auf und ging Hagelwolke entgegen. Seine feste Umarmung preßte Hagelwolke die Luft aus den Lungen.
    »Wir haben uns Sorgen gemacht. Wieso hast du so lange gebraucht?«
    Der Krieger musterte Hagelwolke von oben bis unten und vergewisserte sich, daß mit ihm alles in Ordnung war. Lindes Augen waren rotgerändert und lagen tief in den Höhlen, sein Gesicht war dunkel und runzlig wie altes Leder. Der kraftstrotzende Mann mochte etwas über dreißig sein, besaß aber noch immer das Feuer eines Kämpfers. Seit fünfzehn Zyklen kämpfte er an Hagelwolkes Seite.
    »In Bluebird Village hat es länger gedauert als erwartet«, erklärte Hagelwolke. »Die jungen Leute gingen fort und schlössen sich Petaga an. Nur noch ein paar alte Leute blieben im Dorf. Zwar haben sie uns tüchtig beim Holzsammeln geholfen, aber es dauerte trotzdem seine Zeit. Manche rissen sogar ihre eigenen Häuser nieder, um einen Beitrag zum Freudenfeuer zu leisten.«
    Linde schlug ihm anerkennend auf die Schulter. »Gut. Bestimmt gelingt das Täuschungsmanöver.«
    Linde ging neben Hagelwolke zu der Rückwand der Höhle, wo ein weiches Polster aus Gras aufgehäuft war. Müde ließen sich die beiden Krieger auf das Lager fallen und lehnten sich an den kühlen Stein. Hagelwolke genoß das beruhigende Gefühl der Sicherheit an seinen nackten Schultern.
    Der junge Bullenhorn wandte ihm das Gesicht zu. Er war

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