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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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berührt.
    »Wühlmaus«, sagte Wanderer sehr sanft. Beim Klang seiner Stimme begann Flechtes Herz heftig zu hämmern. »Ich kann dich nicht zwingen, an meinen Traum zu glauben, aber «
    »Ich glaube nicht an ihn«, erwiderte ihre Mutter mit tiefer, bebender Stimme. Ihre Miene drückte zugleich Zorn und Schmerz aus. »Ich glaube, du hast Flechte genug beigebracht. Vielleicht lasse ich sie nie mehr zu dir. Sie soll dich nie wiedersehen!«
    Unaufhörlich zeichnete Wanderers Finger magische Symbole auf den Fußboden. Die tiefen Falten um seine Augen gruben sich noch stärker ein. »Träumer werden nicht in zehn Tagen gemacht, Wühlmaus.
    Gewitter entstehen nicht aus Wolkenfetzen. Ein Blitz ist mehr als eine Feuerzunge. Wenn Flechte auf sich allein gestellt lernen muß, bringt sie die damit verbundene Qual wahrscheinlich vom bewußten Träumen ab. Die Macht hat sie erwählt. Du oder ich, wir haben darauf keinen Einfluß. Auf uns kommt es nicht an. Sie ist eine Träumerin. Wir haben nur die Wahl, ihr entweder zu helfen … oder sie hilflos herumstolpern zu lassen bei dem Versuch, den ihr bestimmten Weg zu finden.«
    »Manche Leute sind besser dran, wenn sie herumstolpern, anstatt von einem verrückten alten …«
    Als ihre Mutter plötzlich aufstand, zuckte Flechte unwillkürlich zusammen. Tränen traten in ihre Augen. Sie zog die Lippen zwischen die Zähne und biß darauf, damit sie nicht verräterisch bebten. Sie wollte doch nur für eine Weile bei Wanderer leben - sie wollte ihrer Mutter doch nicht weh tun.
    Ihre Mutter durchquerte das Zimmer und holte den Steinwolf aus seiner Nische. Mit dem Wolf in der Hand ging sie zu ihrer Tochter und kniete neben ihr nieder. Flechte mußte gegen die Tränen kämpfen, als sie in das ernste Gesicht ihrer Mutter blickte.
    »Sieh her, Flechte«, sagte ihre Mutter und hielt den Wolf hoch, als wolle sie ihr, aber besonders Wanderer etwas demonstrieren. »Ich habe einen Lederriemen an den Wolf geknotet, damit du ihn nach deiner Heimkehr um den Hals legen und tragen kannst.« Sie zog den Riemen über Flechtes Kopf.
    Flechte erschauerte, als der Wolf über ihrem Herzen lag. Fäden der Macht rankten sich aus dem Stein und drangen in ihre Brust. Sie hörte kaum noch die Worte ihrer Mutter. »Der Wolf hilft Flechte, Wanderer. Du brauchst nicht …« Da begann der Wolf zu ihr zu sprechen, leise und freundlich, mit der Stimme einer Frau.
    »Deine Mutter weiß nicht, daß ihr kleines Mädchen in der Unterwelt bei der Durchquerung des Dunklen Flusses gestorben ist. Flechtes Seele lebt tief unten bei den wogenden Halmen, die am Grund des Flusses wachsen. Auch ich durchquerte einmal den Fluß- und verlor dabei meine Seele.«
    Flechte schluckte. »Ist zu dir auch die Wasserschlange gekommen und hat dich gerettet?«
    ,Nein.« Ein leises Lachen erklang. ,Ein Träumer rettete mich allerdings wußte er damals noch nicht, daß er ein Träumer war. Er rettete mich auf dieselbe Weise, wie Wanderer dich zu retten versucht indem er sich meiner neuen Seele annahm, damit sie sich nicht selbst verletzen konnte, bevor sie stark genug geworden war, um die Schmerzen zu ertragen.«
    »Und wenn mich meine Mutter nicht mehr zu Wanderer läßt?«
    ,Merke dir eines, Flechte: Eine Macht verfolgt ihre eigenen Ziele … und sollte es nötig sein, Leben zu zerstören, um die Spirale im Gleichgewicht zu halten, so wird sie das tun. Das einzelne Leben ist einer Macht nicht heilig. Alles Leben ist heilig. Menschenwesen sind nicht wichtiger als Adler. Adler sind nicht wichtiger ab ein winzig kleines Reisgrassamenkorn, das im Herbst über die Prärie geweht wird.
    Alle Dinge haben ihren Platz in der Spirale. Der Weg, der vor dir liegt, ist sehr schwer. Bist du tapfer genug?«
    »Was muß ich machen? Ich weiß, ich muß in die Höhle der Ersten Frau gehen und mit ihr reden, aber - «
    »Vorher mußt du in eine Höhle auf dieser Welt gehen. Sie wird dunkel sein und kalt. Aber dort brennt ein Feuer. Wie vor langer Zeit auf einem Berg, als ein anderer Träumer zur Rettung der Spirale seine Seele verlieren und seine Familie verlassen mußte. Vielleicht… vielleicht stößt du auf Blut…«
    »Warum ich, Geist? Warum nicht jemand, der es besser kann? Wanderer -«
    Wieder ertönte ein Lachen, so sanft wie eine durch ein Sonnenblumenfeld wehende Sommerbrise.
    »Die gleiche Frage habe auch ich einst gestellt. Vermutlich stellt jeder Träumer diese Frage. Die Wahl des besten und größten Träumers ist für eine Macht stets mit einem

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