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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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hoffentlich verirrt sie sich, Wühlmaus.« Wanderer blickte sie ernst an. »Nur wenn sie sich verirrt, findet sie die Höhle. Die Erste Frau hat einen undurchdringlichen Schleier der Illusion vor den Eingang gewoben.«
    »Wenn du Flechte suchen gehst, komme ich mit.«
    »Du bist zu krank.«
    »Ich gehe mit. Weiter ist dazu nichts zu sagen.«
    Unvermittelt stieß Wanderer einen schrillen, angsterfüllten Schrei aus. Erschrocken fuhr Wühlmaus herum und suchte nach der Ursache seiner Angst. Sie blickte über das Sonnenblumenfeld, die Felsen und das in der Ferne schimmernde Schwemmland. Sie sah nichts. »Was ist denn los?«
    Wanderer deutete auf Wühlmaus' »Steinkissen«. »Da, sieh doch! Da ist sie. Sie ist meinetwegen gekommen!«
    Wühlmaus beugte sich vor und entdeckte ein rotes Bein, das sich zaghaft unter dem Stein hervortastete. Eine Spinne kroch heraus, ein wunderschönes Geschöpf mit riesigen Augen.
    »Das ist nur eine Spinne, Wanderer.«
    Erstickt flüsterte er: »Sie - sie will meine Seele.«
    »O heilige Mondjungfrau. Geht das schon wieder los?«
    Wühlmaus drehte sich um, hob einen Fuß und zertrat die Spinne. »So. Fühlst du dich jetzt besser?«
    Mißtrauisch schlich Wanderer näher. Unter höchster Anspannung hob er das Steinkissen hoch. »Ich vermute, das war sie nicht. Hoffentlich hat die Große Spinne im Himmel Verständnis für deine unbesonnene Natur, Wühlmaus.«
    Krächzend schössen die Raben zum Himmel empor und verschwanden hinter den Felsen. Ein plötzlicher Windstoß peitschte die Sonnenblumen und wirbelte einen Regen zarter Blütenblätter vor ihren Unterschlupf und auf Wanderers graue Haare.
    Wanderer sah Wühlmaus an und sagte: »Am besten brechen wir gleich auf. Bist du auch wirklich kräftig genug für diesen Marsch?«
    »Natürlich. Meine Tochter ist irgendwo da draußen; sie braucht mich.«
    »Er hat es getan. Er hat es tatsächlich getan, mein Häuptling!«
    Beim Klang der vor Panik beinahe überschnappenden Stimme fuhr Petaga ruckartig auf und griff nach seinem Bogen. Benommen blinzelte er in die Dunkelheit. Neben ihm schreckte Löffelreiher hoch und hob drohend seine Kriegskeule. Eine kleine, dunkle Gestalt, nur schemenhaft erkennbar vor dem gewaltigen Sternenfirmament, stand vor ihnen.
    »Bitte, mein Häuptling, beeil dich!«
    »Pflanzenwurzel?« fragte Petaga schlaftrunken. »Bist du das? Von wem sprichst du?«
    Der kleine alte Mann kniete vor Petaga nieder. Seine weißen Haarsträhnen glitzerten silbern im Sternenschein. Flehend streckte er die Hände aus. »Von Taschenratte. Er ist fort. Er hat alle seine Krieger mitgenommen.«
    Langsam senkte Löffelreiher die erhobene Keule und legte sie auf einen Stein. »O nein.« Er wandte sich an Petaga. »Glaubst du, er hat sich entschlossen, Wapitihorn auf eigene Faust anzugreifen?«
    Pflanzenwurzels Altmännerstimme zitterte. »Wenn er das Überraschungsmoment zunichte macht, stürzt er uns alle ins Verderben.«
    Bei diesen Worten lief Petaga eine Gänsehaut über den Rücken. Er warf seine Decke beiseite und stand auf. Der kalte Nachtwind biß in seine Wangen und peitschte sein Gewand um seine Beine.
    »Löffelreiher, ruf die Mitglieder des Rates zusammen. Sieht so aus, als müßten wir heute angreifen.«
    Das schwache Licht der Morgendämmerung fiel auf die Felsen und Büsche, zwischen denen sich Taschenratte und seine Wachposten verborgen hielten.
    »Sag Handwurz, er soll vorrücken«, befahl Taschenratte dem jungen Mann an seiner Seite. »Wir greifen an, sobald es hell genug ist.«
    Grinsend stand Tabak auf. »Heute ist ein großer Tag, mein Häuptling. Die Namen der Krieger von Red Star Mounds werden in den Legenden weiterleben.«
    »Ja, ja«, murmelte Taschenratte geistesabwesend. »Geh schon. Beeil dich. Es wird bald hell.«
    Tabak trabte los, bog nach rechts ab und verschwand hinter einem Felsen.
    Im Vorgefühl seines nahen Triumphes strich Taschenratte zärtlich über die wunderschöne Befiederung seiner Pfeile. Er blickte sich um und sah seine Krieger, die sich auf den Angriff vorbereiteten.
    Taschenratte hatte in der Nacht kein Auge zugetan, aber er fühlte sich nicht müde. Die in seinen Adern pochende Erregung war zu groß. Nach der Versammlung des Rates hatte er in seiner Wut auf Petaga und die Alten unverzüglich Boten zu den bereits im Süden stationierten Truppen geschickt und seine Krieger um sich versammelt. Er führte sie in die Gegend von One Mound Village. Zusammen mit den dort südlich der feindlichen Feldlager

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