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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Linsenwicke. Ich erinnere mich, er hat die Wildkirschensteine zermahlen und die tödlichen Liliengewächse darunter gemischt. Dieses Zeug gab er den Eichhörnchen zu fressen, weil er zusehen wollte, wie sie sich krümmten, bevor sie -«
    Schlagartig verstummte Nachtschatten und spitzte die Ohren. Durch die Flure drang ein gedämpfter Schrei, dem ein Stöhnen folgte - als habe jemand, bevor er brutal zuschlug, eine Decke auf das Gesicht seines Opfers gepreßt.
    Auch Orenda hob den Kopf und lauschte.
    In einem der benachbarten Flure erklang das Hämmern rennender Füße, begleitet von aufgeregten Stimmen.
    Nachtschatten stand auf, ging zum Dreifuß und nahm das Schildkrötenbündel auf. Es fühlte sich leicht und geschmeidig an, als sie es an ihren Gürtel band.
    »Komm mit, Orenda.«
    Das Mädchen sprang auf und ergriff Nachtschattens Hand. Geduckt traten sie unter der Tür hindurch in den Flur. Zwei Feuerschalen verbreiteten dämmriges Licht - eine direkt neben Nachtschattens Tür, die andere am Ende des düsteren Flures. Geräuschlos wie ein Puma auf der Jagd schlichen die beiden den Gang entlang.
    Am Kreuzungspunkt mehrerer Korridore hielt Nachtschatten Orenda zurück und lugte um die Ecke.
    Im Halbdunkel sah sie Kessels rundliche Gestalt zu Tharons Kammer stürmen. Neben Tharons Tür waren die dunklen Umrisse zweier Wächter zu erkennen.
    Nachtschatten führte Orenda in den Flur. Alle Feuerschalen waren erloschen. Tharons Art, seine Spuren zu verwischen. Der schwache, trübe Schein der Feuerschalen aus den anderen Fluren tauchte diesen Gang in schemenhaftes Licht.
    Dreißig Schritte von Tharons Tür entfernt begann Orenda tierische Laute auszustoßen. Sie riß sich von Nachtschatten los und stellte sich mit dem Rücken an die Wand. »Ich k-kann da nicht hin! Da hat e-er -«
    »Ich erlaube nicht, daß er dir weh tut.« Nachtschatten kniete nieder und legte eine Hand auf Orendas heiße Wange. »Willst du lieber hier auf mich warten? Hier kann ich dich die ganze Zeit sehen.«
    Orenda nickte erleichtert und hockte sich auf den Boden.
    Nachtschatten erhob sich und eilte den Flur hinunter. Die zu beiden Seiten von Tharons Tür postierten Wächter strafften bei ihrem Anblick den Rücken und wechselten erschrocken Blicke.
    Nachtschatten drängte sich an Kessel vorbei und durchbohrte die nervösen Männer mit durchdringenden Blicken. Sie wandten die Augen ab, als fürchteten sie, sie könne ihnen ihre Seelen rauben, wenn sie ihr in die Augen sahen.
    Nachtschatten wandte sich an Kessel, die entsetzt die Hände vor den Mund preßte. »Was ist passiert?
    War das Tharon?«
    Kessel schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich hörte nur den Schrei und das Ächzen, genau wie du.«
    Nachtschatten rief »Tharon!« und wollte den Türvorhang aufziehen, aber der Wächter auf der rechten Seite streckte seinen kräftigen Arm aus und hielt sie zurück.
    Schweiß lief über sein Gesicht. Er schluckte hart. »Dem Häuptling Große Sonne geht es gut, Priesterin. Er erteilte uns den strikten Befehl, jegliche Störung von ihm fernzuhalten.«
    Unter Nachtschattens hartem Blick begann der Arm des Wächters zu zittern. Fast unhörbar murmelte der Mann: »Bitte, Priesterin, ich bitte dich sehr. Du weißt, was der Häuptling Große Sonne mit mir macht, wenn ich seinem Befehl zuwiderhandle und jemandem erlaube, ihn zu stören «
    Im selben Augenblick flog Tharons Türvorhang beiseite, und der Herrscher trat unsicher schwankend auf den Flur. Sein goldenes Gewand sah schlampig aus, gerade so, als habe er es vom Boden aufgehoben und hastig übergeworfen. Zerzauste Haarsträhnen hingen ihm wirr ins Gesicht.
    Nachtschatten entdeckte Blutflecken auf seinen Wangen und seinem Kinn. In seinen Augen leuchtete der Wahnsinn.
    Tharon starrte sie an und wedelte wild mit den Armen. »Was macht ihr alle hier? Verschwindet von meiner Tür! Ihr Sternengeborenen seid doch alle gleich. Wenn ich euch brauche, seid ihr nirgendwo zu finden, und wenn ich euch nicht brauche, starrt ihr mir über die Schulter wie gemästete Gänse. Los, verschwindet!«
    Blitzschnell entriß Tharon einem der Wächter die Kriegskeule und stürmte los. Als Nachtschatten nicht auswich, lief Tharon kurzerhand um sie herum und erhob die Keule gegen Kessel, traf aber nur ihren Arm. Sie kreischte: »Nein, mein Häuptling!« und flüchtete den Flur hinunter.
    Heulend wie ein wildes Tier jagte Tharon hinter ihr her. Aber als er Orenda entdeckte, brach er in hysterisches Gelächter aus und ließ

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