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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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bückte er sich unter den Krallenästen eines längst abgestorbenen Baumes und sah, daß inzwischen das ganze Lager bis auf Heuschrecke auf den Beinen war. Flöte und die drei anderen hockten am Feuer und warfen trockene Stöcke in die Glut.
    Sorgfältig achteten sie darauf, keinen Rauch zu erzeugen, sondern nur die Kohlen am Glühen zu halten.
    Dachsschwanz trat zu Flöte und reichte ihm die Schildkröten. »Frühstück. Vielleicht euer letztes. Also genießt es.« Er wrang das Hemd aus und gab es dem Krieger zurück. »Danke für dein Hemd.«
    Flöte gab die Tiere weiter und legte selbst eines auf die glühenden Kohlen. Mit einem Stock drückte er die zappelnde Schildkröte tief in die Glut. Nach einigen Sekunden hörte das Tier auf zu kämpfen, und Flöte legte seinen Stock neben das Feuer. In den letzten Tagen war das Gesicht des siebzehn Sommer alten Jungen merklich gealtert. Die seine hohe Stirn furchenden Falten verliehen dem runden Gesicht mit der stumpfen Nase das Aussehen von verwittertem Granit. »Was machen wir jetzt, Dachsschwanz?«
    »Ich weiß es noch nicht. Erst essen, anschließend beraten wir.«
    Dachsschwanz stieß die für Heuschrecke und ihn bestimmten Schildkröten in die glühenden Kohlen und drückte sie so lange wie nötig mit einem Stock nach unten. Als sich die Tiere nicht mehr rührten, stand er auf, ging zu Heuschrecke und kniete neben ihr nieder. »Wie fühlst du dich?«
    »Wie eine von diesen Schildkröten«, antwortete sie mit schwacher Stimme.
    Dachsschwanz nickte. Der Stoff seines Hemdes mußte unerträglich auf ihrer Haut gescheuert und die Wunden aufgerieben haben.
    Er schaute auf ihre Hände. Breite Ringe aus getrocknetem Blut zogen sich um ihre Handgelenke. Leise sagte er: »Vielleicht sollte ich dich nach Hause bringen.«
    Heuschrecke sah ihn fest an. »Willst du deine Krieger ohne Führung zurücklassen?«
    »Was immer hier draußen vorgehen mag, wir sind zu weit weg vom Geschehen. Wir können nicht eingreifen. Wenn wir nach Cahokia gehen, kann ich die zweihundert Krieger um mich sammeln, die ich zur Bewachung der Palisaden zurückgelassen habe, und mit ihnen wieder in den Kampf ziehen.
    Das wäre weit sinnvoller und hilfreicher, als-«
    Heuschrecke wandte ihr Gesicht ab; ihre Kiefermuskeln zuckten. »Du erwartest doch nicht, daß ich etwas dazu sage, oder?«
    Er spreizte die Finger. »Was soll ich deiner Meinung nach tun? Sag es mir.«
    »Nimm Flötes Leute und suche Wapitihorn. Vermutlich braucht er deine Hilfe.«
    ,Und was ist mit dir?«
    Sie zuckte die Achseln, »Mir geht es hier ganz gut. In ein paar Tagen habe ich neue Kräfte gesammelt und kann mich auf den Heimweg machen. Du brauchst nicht «
    »Das stimmt nicht, das weißt du genau. Du bist krank, und in den nächsten Tagen wird es dir noch Schlechtergehen als jetzt.«
    Sie sahen einander an und fochten einen stummen Kampf aus. Dachsschwanz' stärkerer Wille siegte.
    Heuschrecke wandte die Augen ab. Sie wußte, daß er recht hatte - aber es war ihr verhaßt, dies eingestehen zu müssen.
    Dachsschwanz schaufelte Sand in die hohle Hand und ließ ihn durch die Finger rieseln. Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich lasse dich nicht allein, Heuschrecke.«
    »Dann befiehl Wolkenschatten, der am wenigsten von deinen Kriegern taugt, mich nach Hause zu bringen. Deine Leute brauchen dich hier.«
    »Heuschrecke - ich habe Angst um dich. Ich will sichergehen, daß du gut nach Hause kommst.
    Anschließend werde ich «
    »Und wenn Wapitihorn irgendwo von Feinden umzingelt ist? Du könntest ihn -«
    »Also gut!« Dachsschwanz warf resigniert die Hände hoch. Doch um sein Herz legte sich eine schneidende Fessel und nahm ihm fast die Luft. »Ich werde ich werde Wolkenschatten den Befehl erteilen.«
    Matt hob Heuschrecke die Hand und tätschelte seine nackte Wade. »Mir passiert bestimmt nichts.
    Cahokia ist nur einen Tagesmarsch entfernt.«
    Unglücklich sah er sie an. »Die Schildkröten müßten gar sein. Ich hole sie.«
    Schwarze Birke rollte zufrieden lächelnd seine Decke zusammen. Der gestrige Tag war hervorragend verlaufen. Sie hatten eine Gruppe von Petagas Kriegern überfallen und alle getötet bis zum letzten um Gnade winselnden Mann. Heute war der Marsch zurück nach Norden geplant. Sie wollten versuchen, sich Dachsschwanz anzuschließen. Wie es ihm wohl ergangen war?
    Jede Gruppe, die unterwegs zu seinen Kriegern gestoßen war, war überfallen worden. Aber alle hatten sich erfolgreich zur Wehr gesetzt. Vielleicht hatte

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