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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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wand sich in Krämpfen.
    »Das ist die Stimme eines kleinen M-Mädchens«, flüsterte sie von Grauen gepackt.
    Mit der flachen Hand schlug sie Nachtschatten fest auf die Wange. »Nachtschatten, ich … ich habe Angst. Da ist noch ein kleines M-Mädchen im Tempel. Ich weiß nicht, wer …«
    Sie richtete sich auf. Konnte es das Mädchen sein, mit dem sie in ihren Träumen gesprochen hatte?
    Das Mädchen, das ihr immer wieder versichert hatte, sie brauche sich nicht zu sorgen, sie würde mit der Ersten Frau sprechen und alles in Ordnung bringen?
    Aber wenn er das kleine Mädchen in seine Gewalt bekommen hatte …
    Sie sprang auf; ihr Atem ging schwer. Durch ihren Kopf begannen unerträgliche Bilder zu wirbeln. Sie wußte, was Tharon kleinen Mädchen antat. In den versteckten Winkeln ihrer Seele schrie eine lautlose Stimme: Nein, nein, das darf nicht noch einem Mädchen zustoßen!
    Entschlossen zog Orenda ihr Schlafgewand aus. Sie schlüpfte in das rote Kleid mit den aufgerollten Ärmeln und kämmte sich mit den Fingern flüchtig die wirren Strähnen ihrer langen Haare. Noch einmal versuchte sie, Nachtschatten aufzuwecken. »Nachtschatten, Nachtschatten, bitte w-wach auf.«
    Aber Nachtschatten rührte sich nicht.
    Orenda nahm all ihren Mut zusammen, schlich zu den Türvorhängen und lugte vorsichtig hinaus. Die Feuerschale neben der Tür erhellte ein Stück des stillen, verlassenen Flurs, aber die Schale am Ende des Korridors war erloschen.
    Das kommt manchmal vor. Besonders in windigen Nächten. Ein Windstoß könnte durch die Ritzen eingedrungen sein …
    Auf Zehenspitzen ging Orenda den Korridor hinunter bis zum ersten Quergang. Dort verharrte sie und lauschte angespannt. Als sie nichts hörte, bog sie zögernd in den Flur ein, der zu seinem Zimmer führte. Heute nacht war niemand zu sehen.
    Sie preßte den Rücken an die kalte Wand und tastete sich langsam voran. Ihre Lungen brannten; sie glaubte, ersticken zu müssen. Als sie an der Tür zum Tempel vorbeikam, lauschte sie noch einmal, dann ging sie mit heftig klopfendem Herzen weiter.
    Zwei Wächter standen neben der Tür zu Tharons Gemach. Als sie sich näherte, schielte der große häßliche Hufspur unbehaglich zu ihr herüber. Der andere, ein magerer Mann, dessen Kriegshemd von seinem vorstehenden Bauch ausgebeult wurde, starrte sie finster an. An seinen Namen konnte sich Orenda nicht erinnern.
    Aus dem Zimmer drang die flehende Stimme eines Mädchens: »Hör auf! Warum tust du mir weh? Ich verstehe nicht …« Orenda blieb sechs Hand von den Wächtern entfernt stehen.
    »Ich verlange nicht, daß du verstehst, Kind. Nur, daß du gehorchst«, antwortete Tharon mit seiner spöttisch süßen Stimme. »Ich bin der Häuptling Große Sonne. Entweder man gehorcht mir, oder man stirbt. Das verstehst du doch, oder?«
    Ein ersticktes Schluchzen, dann sagte eine zaghafte Stimme: »Ja.«
    »Also tu, was ich dir sage. Geh zu dieser Matte hinüber und leg dich hin.«
    »Warum?«
    »Weil du ein hübsches kleines Ding bist und ich dich … dich ansehen will.« Er lachte. »Ja, genau. Ich will dich ansehen.«
    Orendas Knie zitterten schrecklich; sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Flehend sah sie die Wächter an, doch diese hatten sich abgewandt. Sie gaben vor, nichts zu hören, und blickten teilnahmslos den Korridor entlang. Orenda rang die Hände und überlegte fieberhaft, was sie tun könnte.
    Als das kleine Mädchen drinnen gellend aufschrie: ,Nein!«, stürzte Orenda unwillkürlich vor und kroch auf allen vieren unter den Türvorhängen hindurch.
    Die Wächter brüllten hinter ihr her. Einem gelang es, ihren Fuß zu packen, aber sie riß sich los und kroch weiter. Sie wußte, die Männer wagten es nicht, ihr in Tharons Gemach zu folgen, bevor sie nicht von Tharon gerufen wurden.
    Im Nu befand sich Orenda in der Mitte des prächtigen Raums. Sein riesiges Bett aus Fellen und Decken türmte sich links von ihr auf. Die merkwürdigen Gegenstände an der Wand unterhalb des Fensters kannte sie alle: aus weit entfernten Orten zusammengestohlene Dinge. Die Fenstervorhänge waren geschlossen. Nur durch einen schmalen Spalt war der nächtliche Himmel zu sehen. Ein Dutzend lodernder, an den Wänden aufgereihter Feuerschalen erhellte den Raum. Wohin sie auch sah, starrten sie aus leeren Augen Gegenstände der Mächte an. Das Bündel des alten Murmeltier mit dem blauen Muster lag zerfetzt neben seinem Bett, der Inhalt war über den Boden verstreut worden. Zu ihrer Rechten

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