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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Augen, um besser hören zu können.
    »Sonnenjäger!… Sonnenjäger! Beeil dich! Wo bist du? Kannst du mich hören? Komm und schau!
    Mammuts kommen!«
    Eine leuchtende Glut durchdrang alles um ihn herum. Sie war erfüllt von dem verzweifelten Schreien eines Babys. Er trieb auf diesem gequälten Geschrei dahin, frei wie eine Rauchwolke an einem windstillen Tag, höher und immer höher, befreit vom Gefängnis seines kranken Körpers.
    Der Traum hob seine Seele empor und trug sie auf goldenen Schwingen davon …
    Er fand sich hoch oben auf einem Berg wieder. Dort kauerte er auf der Jagd nach einem Kondor im Hinterhalt. Um ihn herum ragten steile Felsen in den Himmel. Er zog die Beine an den Körper, um sich zu wärmen, doch aus dem gefrorenen Boden drang die Kälte durch seine mit langen Fransen besetzte lederne Hose und sein ledernes Hemd in ihn hinein. Wolkenbäusche waren durch das dicht verflochtene Gestrüpp über ihm sichtbar. Die Wolken trieben nach Westen, zum Meer hin. Den ganzen Tag lang hatten immer wieder kurze Schneegestöber den Gipfel überzogen. Alter-Mann-Oben mußte ihm geholfen haben. Die dünne, weiße Schneeschicht würde ihm helfen, verborgen zu bleiben.
    Sein Versteck bestand aus einem runden Wall aus Geröll, der um eine Grube herumgebaut und mit Gestrüpp bedeckt war. Etwa sieben Meter vor dem Hinterhalt lag ein totes Dickhornschaf. Seine mächtigen Hörner glänzten in der Nachmittagssonne. Sonnenjäger hatte das Schaf beim Morgengrauen getötet, es den felsigen Berghang heruntergezerrt und ihm den Bauch aufgeschlitzt, so daß die Eingeweide offen lagen und eine Vielzahl von Gerüchen ausströmten, vom schweren, süßlichen Geruch des Blutes bis zum Gestank aufgerissenen Gedärms. Großmutter Kondor war ein wachsamer Jäger. Doch nur mit dem flaumigen Untergefieder von Kondors Flügeln würde Sonnenjägers rituelles Gewand vollständig sein.
    Er erspähte zwei winzige schwarze Punkte, die vor dem Hintergrund der Wolken dahinglitten, und hielt den Atem an. Er konnte gerade die weiße Innenfläche ihrer riesigen Flügel ausmachen.
    Langsam und vorsichtig kreisten die Kondore nach unten. Sie streckten ihre roten, kahlen Köpfe vor, während ihre scharfen Augen den Koniferenwald nach Gefahr absuchten. Es war ein brütendes Pärchen. Sonnenjäger hatte ihr Nest vor einem Mond gefunden. Es lag in einer Felsnische, von seinem Hinterhalt aus dreißig Meter den Hang hinunter.
    Das riesige Weibchen stieß einen Triumphschrei aus, legte die Flügel an und segelte so gerade wie ein Pfeil auf das tote Schaf zu. Das Männchen landete neben ihr, und gemeinsam näherten sie sich zögernd den freiliegenden Eingeweiden. Das Weibchen riß die Leber auf, während das Männchen in die blutige Lunge hineinhackte.
    Sonnenjäger zog seinen Knochendolch aus dem Gürtel und machte sich bereit. Während er geduldig wartete, drehte er die Fransen seines Hosenbeins mit den Fingern und sang ein lautloses Opfergebet:
    Ich sehe dich, Kondor. Höre meine Gebete.
    Laß uns einander eng umarmen,
    uns fest aneinander halten,
    Laß uns unseren Weg gemeinsam beenden,
    ewige Schönheit vor unseren Augen.
    Die drei Meter Flügelspannweite der Kondoren erschwerten ihnen das Auffliegen, und wenn Kondore fraßen, stopften sie sich voll, insbesondere bei kaltem Wetter. Die Flucht würde mit einem vollen Magen noch schwieriger sein.
    Die riesigen Vögel fraßen lautlos. Hin und wieder, wenn sie an einem festsitzenden Fleischbrocken zerrten, schlugen sie mit ihren schwarz-weißen Flügeln. Als eine Weile vergangen war, verlangsamten beide Vögel ihre Freßgeschwindigkeit. Sie hielten öfter inne, um sich umzuschauen und durch das Durcheinander von Eingeweiden zu stolzieren, das sie hinterlassen hatten. Das Männchen hob den Kopf und warf ihn nach hinten, vielleicht um in seinem Magen Platz zu schaffen. Sie schienen vollgefressen zu sein. Das Weibchen plusterte sich auf und zupfte an irgend etwas unter dem rechten Flügel. Das Männchen sprang auf das Schaf und blickte wachsam über die offene Wiese. Bald würden sie wegfliegen.
    Sonnenjäger brach aus seinem Versteck hervor und stürmte auf die Vögel zu. Das Männchen stieß einen Schreckensschrei aus und schlug heftig mit den Flügeln, um seinen schweren Körper zu heben.
    Das Weibchen brach in die entgegengesetzte Richtung aus. Sonnenjäger rannte so schnell wie möglich.
    Schnee zerknirschte unter seinen Mokassins, als er nach vorn sprang, um die Beine des Weibchens zu ergreifen. Er

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