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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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über sie gebeugt. Der schwache Schein des Dorffeuers überzog sein vor boshaftem Lachen verzerrtes Gesicht.
    »O ja, meine liebevolle Frau. Es wird Zeit, daß wir hier weggehen du und ich. Zusammen.«
    Er streckte eine Hand so freundlich nach ihr aus, daß Turmfalke ein Grauen durchlief.
    Turmfalke brüllte »Nein!«, drehte sich zur Seite und stürzte sich Hals über Kopf den Hang hinunter.
    Wie ein Felsbrocken rollte sie den Hügel hinab, schlug gegen alte Baumstümpfe und hatte jede Kontrolle über sich verloren. Sie riß einen Arm hoch, um ihr Gesicht zu schützen, änderte schon dadurch die Richtung ihres Falls und stürzte seitlich gegen den Stamm einer hohen Kiefer. Ihr verwundetes Bein prallte so hart dagegen, daß sie, als sie wieder auf die Beine kam und losrennen wollte, nur noch ein schmerzvolles Humpeln zustande brachte.
    Eine Hand packte ihr langes Haar und riß sie rückwärts zu Boden, wo sie unter Schluchzen verzweifelt um sich trat.
    Stechapfel beugte sich über sie. Sein Mund war zu einem bösartigen Grinsen verzogen. Das Quarzkristall an seinem ledernen Halsband schwang über ihrem Kopf hin und her und spiegelte das silberne Mondlicht in allen Regenbogenfarben wider. Scheinbar leutselig brummte er: »Komm, meine Frau. Ich habe da jemanden, den du treffen solltest.«
    Er packte sie grob am Arm und zerrte sie auf die Beine. Mit roher Gewalt drängte Stechapfel sie über die Wiese und in die Finsternis des Waldes …
    Berufkraut benutzte seinen Atlatl wie eine Keule und schlug damit seitlich gegen Klebkrauts Kopf.
    Die tierhafte Kraft des Mannes überraschte ihn. Aus dem Mund des Hexers schlug ihm ein nach Verwesung und Tod stinkender Atem entgegen und verstärkte sein Entsetzen noch. Mit all der Kraft seines jungen Körpers stieß er den Kopf mit voller Wucht in Klebkrauts Gesicht. Der Aufprall war so heftig, daß er Sternchen vor den Augen sah.
    Klebkrauts Griff wurde schwächer, und wieder und wieder rammte Berufkraut in ihn hinein. Dabei merkte er, daß irgend etwas Klebkraut von hinten schüttelte.
    Der Hexer warf den Kopf zurück, und seiner Kehle entrang sich ein Schrei, der halb wie ein Wolfsgeheul und halb wie das Brüllen eines Menschen klang. Dann bäumte Klebkraut sich auf, wand sich und zerrte, bis er frei war, wirbelte herum und rannte weg.
    Berufkraut sprang auf und sah, wie Klebkraut mit dem Wimmern eines verwundeten Hundes blindlings durch die Menge brach. Helfer war ihm auf den Fersen und schnappte nach seinen Beinen.
    Berufkraut wischte sich den blutigen Mund mit der Hand ab und bückte sich nach seinem Atlatl. Doch alle Speere in seinem Köcher waren beim Kampf zerbrochen.
    »Nein«, sagte Melisse und ergriff Berufkrauts Hand. In seinen alten Augen standen Schmerz und Entsetzen. »Nein, Enkel. Das genügt. Wir werden uns später mit ihm befassen. Bleib hier. Ich brauche dich. Du mußt dich um Sonnenjäger kümmern und auf Turmfalke aufpassen. Wir …«
    »Turmfalke!« schrie Berufkraut. Er suchte die Menschenmenge ab. »Wo ist Turmfalke? Wohin ist sie gegangen? Großmutter …«
    »Ich habe genug eigene Probleme. Keine Ahnung, wo sie geblieben ist!« rief Sumach. Sie war über Sonnenjäger gebeugt und preßte die Hand auf seinen rechten Arm, als hätte sie das Blut in seinen Körper zurückzwingen können. Doch durch ihre alten Finger quoll der rote Lebenssaft in Strömen hervor. Der Kampf hatte die tiefe Bißwunde wieder geöffnet.
    »Sumach«, sagte Sonnenjäger, warf sich schwach herum und versuchte mühsam, auf die Beine zu kommen, »laß mich los. Laß … laß mich los!«
    Es gelang ihm, Sumachs Hände beiseite zu schieben und sich auf Hände und Knie zu stützen, aber sofort fiel er mit dem Gesicht auf den Boden zurück.
    »Sonnenjäger, hör auf1.« schrie Sumach. »Berufkraut, hilf mir, ihn ins Zelt zu schaffen. Er wird sich noch umbringen!«
    Berufkraut eilte ihr zu Hilfe. Sonnenjägers Finger gruben sich in die Erde, und er zerrte sich schwankend wieder auf Hände und Knie hoch. Sein weißes Haar fiel in einem feuchten, funkelnden Schleier um sein Gesicht. »Hilf mir … auf!« befahl er.
    Berufkraut ging in die Hocke und stemmte Sonnenjäger auf die Beine. Er mußte die Arme fest um die blutige Brust des Träumers legen, damit er nicht umfiel. »Sonnenjäger, du bist schwer verletzt. Du kannst nicht…«
    »Berufkraut… hör zu«, flüsterte Sonnenjäger. »Geh. Suche sie! Er wird … er wird sie töten. Beeil dich!
    Sie hat nicht mehr viel Zeit. Er kann es sich

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