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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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dachtest wohl, du könntest mir entkommen, nicht wahr? Nicht wahr!« Er packte mit der rechten Hand ihr dickes schwarzes Haar und riß so heftig daran, daß sich ihr Hals schmerzhaft verdrehte.
    Schwach nickte sie. Stechapfel fühlte, wie Tränen warm über die Finger seiner linken Hand rannen.
    »Du dumme Närrin«, zischelte er. »Ich habe es dir gesagt. Ich habe dir gesagt, daß ich dich finden würde. Hast du mir nicht geglaubt? Du weißt, wie berühmt ich als Spurensucher bin. Keiner tut es mir darin gleich. Ich habe jeden Fußabdruck gefunden, den du hinterlassen hast, jeden noch so winzigen Fetzen deines Kleides. Ich fand sogar die Stelle, wo du meine Kinder zur Welt gebracht hast.«
    Turmfalke verdrehte den Kopf, um ihm in die Augen zu schauen. Ihr Gesicht war von glänzendem Schweiß bedeckt. Ihr langes schwarzes Haar flatterte in dem kühlen Wind, der den Waldpfad entlangwehte. Oh, wie er es geliebt hatte, sich in diese schimmernde Pracht zu vergraben und Turmfalke wild zu begatten.
    »Ja, meine Frau, ich weiß, daß die Zwillinge meine Kinder sind und nicht Eiskrauts. Mein Sohn hat es mir gesagt. Sobald ich ihn zum Leben gebracht hatte, nannte er mich Vater.«
    In Turmfalkes Augen glomm Entsetzen auf, und Stechapfel lachte hämisch.
    »Du glaubst mir wohl nicht? Nun, das hat Tannin auch nicht. Ich habe versucht, es ihm zu zeigen, aber er hat Augen und Ohren verschlossen. Darum mußte ich ihn töten. Er dachte, ich sei verrückt. Ich wette, du denkst das gleiche.«
    Er warf den Kopf zurück und lachte irre in den kalten Wind hinein. »Warte nur. Warte, dann werde ich dir unseren Sohn zeigen. Ich habe mich gut um ihn gekümmert, anders als du. Du hast versucht, ihn zu ermorden. Er wäre tot geblieben, wüßte ich nicht in solchen Dingen Bescheid und hätte ihn gerettet.«
    Ein Schauer durchlief ihren Körper, was seine Erregung steigerte.
    Wenn er sie nur jetzt schon aufschlitzen und den Wölfen und Kojoten übergeben könnte. Seit Tagen hatte er ihren Tod geplant. Während er sie über den von Büschen umwucherten Wildpfad drängte, redete er auf sie ein.
    »Erinnerst du dich, wie ich dir gesagt habe, was ich mit Eiskraut vorhätte? Hm? Ich sagte dir, ich würde ihn laufenlassen, um ihn dann Niederzuhetzen und vor deinen Augen aufzuschlitzen.« Ein Kichern schüttelte seine knochige Brust. »Bei ihm hat sich die Gelegenheit nicht ergeben. Er hat mich gezwungen, ihn zu töten, noch bevor ich mit ihm spielen konnte. Doch jetzt habe ich dich. O meine Frau!« sagte er leise und vertraulich, als sie über einen umgefallenen Baum strauchelte. Weiter stieß und trieb er sie den gewundenen Pfad entlang.
    Aus der Ferne drang das leise Gebrüll von Löwen, die sich über die Hügel hinweg zu rufen schienen.
    Die schlafend in den Bäumen hockenden Vögel wachten zwitschernd auf, als hätte der Klang sie erschreckt.
    »Ich will dir erzählen, was ich mit dir vorhabe, Turmfalke. Ich erzähle es dir, damit du beim Laufen darüber nachdenken kannst. Zuerst werde ich dich zwischen zwei Bäumen ausstrecken und deine Hände am einen und deine Füße am anderen Baum festbinden. Dann werde ich mit meinem Messer ganz vorsichtig deine weiche Bauchhaut aufschneiden. Ich werde den Gewebesack herauslösen, in dem deine inneren Organe liegen. Ja, denk darüber nach. Stell dir vor, welche Schmerzen du haben wirst. Schließlich wenn ich fertig bin - werde ich in dich hineingreifen und deinen Magen, deine Leber und deine Eingeweide herausholen. Aber ohne sie zu verletzen, Turmfalke. Ich möchte, daß sie weiterarbeiten. Und das werden sie, du weißt es. Eine lange Zeit. Ich werde deine Innereien auf den Waldboden legen, wo sie in der Kälte und im Wind austrocknen. Du wirst zum Sterben viele Stunden Zeit brauchen, vielleicht sogar Tage.«
    Er schüttelte sich vor Lachen über diese glorreiche Gerechtigkeit. »Vielleicht werden es aber auch gar nicht Tage sein, hm? Wahrscheinlich wirst du bei lebendigem Leib aufgefressen, bevor irgendeiner dieser Dummköpfe aus dem Dorf dich findet und von deinem Elend erlöst.«
    Ein gedämpftes Jammern entrang sich ihrer Kehle, und er preßte ihr die Hand noch fester auf den Mund, während er versuchte, in die Dunkelheit des Waldes zu spähen. Der Wind blies durch die Zweige, und die Flecken des Mondlichts huschten hin und her.
    Aber Stechapfel hatte das unheimliche Gefühl, daß sich dort in der Dunkelheit noch etwas anderes bewegte, etwas Riesiges mit mitternachtschwarzen Augen. Sein Herz begann

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