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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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mit ihm geschehen war. War es möglich, daß sein eigener Bruder ihn ermordet hatte?
    .Armer Tannin.«
    Berufkraut nickte. »Mein Großvater hat ihn bestimmt ins Lager bringen lassen, damit die Frauen ihn für sein Begräbnis morgen vorbereiten können.«
    »Ich danke euch dafür, aber ich möchte ihn selbst vorbereiten. Er war mein Schwager. Er war sehr gut zu mir, Berufkraut, selbst ganz zum Schluß.« Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen, als sie daran dachte, wie er gekämpft hatte, um sie vor Stechapfel zu schützen.
    »Danach werde ich seiner Frau, Rufender Kranich, die Botschaft von seinem Tod schicken.« Ihre Stimme wurde heiser, und sie schluckte einen Kloß hinunter. Was würde Rufender Kranich tun?
    Würde sie Turmfalke dafür hassen, daß sie die Ursache für Tannins Tod gewesen war? Nicht jetzt, Turmfalke. Nimm die Last dieses Schmerzes an, wenn du sie verkraften kannst. »Rufender Kranich wird sich Sorgen machen, bis sie Sicherheit über das Schicksal ihres Mannes hat.«
    »Ich verstehe.«
    Als sie die Hügelkuppe erreicht hatten und über den Dorfplatz auf das Feuer zugingen, atmete Turmfalke kräftig durch. Melisse, Sumach, Schwindlige Robbe und Milan hockten um die Flammen und tranken Tee aus ihren Holztassen. Milan saß mit dem Rücken ihr zugewandt. Sein rotes Hemd schimmerte im Schein des Feuers orangefarben. Noch einige weitere Menschen standen in der Nähe, aber Turmfalke erkannte sie nicht. Melisse sprach mit leiser Stimme.
    Mit entsetztem Blick suchte sie Sonnenjäger. Das Schleppgestell, das Berufkraut und sie gemacht hatten, stand senkrecht gegen das weiter entfernte Zelt gelehnt.
    Sonnenjäger lag nirgendwo in Blickweite, zumindest nicht im Lichtkreis der tanzenden Flammen. Wie Nadelstiche spürte Turmfalke die Angst in ihrer Brust, als ihr Verstand sie mit Fragen bestürmte, die so entsetzlich waren, daß sie sie nicht ertragen konnte.
    Nein, nein, Turmfalke. Bestimmt haben sie ihn ins Zelt gebracht. Das ist alles.
    Aber das Bild seines fahlen, blutbespritzten Gesichts erschien kristallklar vor den Augen ihrer Seele.
    Und wo war Wolkenmädchen? Die Frau, die sie vorher gestillt hatte, war verschwunden. Plötzlich schienen Turmfalkes Füße schwer wie Granit zu sein.
    Als hätte Berufkraut in ihrem angespannten Gesicht lesen können, sagte er: »Ich bin sicher, daß es Sonnenjäger soweit gutgeht, Turmfalke. Meine Großmutter hat wohl seine Wunden gesäubert und verbunden und ihn dann ins Zelt tragen lassen und mit Fellen bedeckt, damit er warm bleibt. Du wirst schon sehen. Sonnenjäger ist bestimmt in dem Zelt, das dem Feuer am nächsten liegt. Dort schläft meine Großmutter. Sicherlich wollte sie ihn in ihrer Nähe haben, damit sie während der Nacht nach ihm schauen kann. Das ist ihre Art.«
    Turmfalke drückte sanft seinen Unterarm. Sie fühlte die kräftigen Muskeln unter ihrem Griff. »Danke, Berufkraut. Du hast mir heute nacht mehr geholfen, als ich sagen kann. Es war sehr mutig von dir, in den Wald zu kommen, um mich zu suchen, vor allem, da du ja wußtest, wie rasend Stechapfel war. Ich stehe tief in deiner Schuld.«
    Er senkte den Kopf, als machte ihn ihr Lob verlegen. »Ich wollte nicht mutig sein, Turmfalke. Du bist meine … meine Kusine oder so etwas. Und Sonnenjäger hat mich gebeten, dich zu suchen. Ich mußte also.« Er lächelte. »Nicht, daß du meine Hilfe gebraucht hättest.«
    Turmfalke legte den Kopf zur Seite. »Wenn du nicht gekommen wärest, Berufkraut, würde ich immer noch da draußen im Wald sitzen.«
    Wie zur Bekräftigung schloß sie einen Moment die Augen. Berufkraut hatte jeden ihrer Finger einzeln aufbiegen müssen, während er ihr immer wieder versicherte, daß Stechapfel wirklich tot war.
    Als sie endlich auf den Beinen war, hatte sie eine kurze Strecke wegrennen müssen, bevor sie den Mut aufbrachte, zu Stechapfel zurückzuschauen. Ein Teil ihrer selbst glaubte noch immer, daß er aufstehen und wieder hinter ihr herkommen könnte. Vielleicht war sein Körper tot, aber in ihrer Seele lebte er weiter. Jahresumläufe würden vergehen, bevor sie eine ganze Nacht würde durchschlafen können, ohne entsetzt aufzuwachen, weil sie seine Stimme gehört zu haben glaubte oder wie er sich im Traum anschlich oder einfach fühlte, daß er über ihr stand.
    Als Sumach sie kommen sah, stand sie auf und zog ihre Felldecke dichter um die gebeugten, alten Schultern. Vor Sorge wirkte ihr Gesicht wie eine getrocknete Beere. Ihr graues Haar schimmerte im bernsteinfarbenen

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