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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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auf seine Brust und fühlte, daß seine Lungen arbeiteten. Besorgt verzog sie das Gesicht, als sie die Felldecken wieder über ihn legte, um ihn vor der Kälte zu schützen.
    Sumach kniete neben ihr nieder. Ihre alten Augen glänzten. »Ich denke, er hat versucht, bis zu deiner Rückkehr wach zu bleiben, um sicher zu sein, daß dir nichts passiert ist.«
    Sanft preßte Turmfalke Sonnenjägers Hand, und plötzlich fühlte sie sich völlig ausgelaugt und kraftlos. Sie setzte sich auf den Boden aus gestampfter Erde und schlang die Arme um die hochgezogenen Beine. Das Flackern der Flammen warf merkwürdige Gebilde auf die Wand zu ihrer Linken. Sie sahen aus wie Tiere, die sich einen tödlichen Kampf lieferten.
    »Ich bin so müde, Sumach.«
    Die alte Frau nickte. »Du brauchst Schlaf. Aber können wir uns noch ein wenig unterhalten, bevor ich aufstehe und Felldecken für dich suche?«
    »Ja. Was möchtest du wissen?«
    Sumach setzte sich mit untergeschlagenen Beinen neben Turmfalke. Ihre Stirn verzog sich in tiefe Falten. »Dein kleines Mädchen …«
    »Ist irgend etwas mit Wolkenmädchen?« Wieder war es Turmfalke, als würde sich die Erde unten auftun. »Ist ihr etwas passiert?«
    »Nein, nein, es geht ihr gut. Aber ich mache mir Sorgen. Ich habe Milan und seine Brüder beobachtet.
    Sie sind gemein, ihnen ist alles zuzutrauen. Ich befürchte, daß sie, wenn sie es dir nicht heimzahlen können … Nun, Kinder sind so verwundbar.«
    Turmfalke legte eine Hand vor den Mund und nickte. »Ich denke, Sumach, das beste für uns alle auch für euer Dorf- ist es, wenn ich mein Mädchen nehme und weggehe. Letzte Nacht ist mir zum ersten Mal bewußt geworden, daß es ein Fehler war, hierherzukommen. Ich wünschte, ich wäre …«
    Sumach packte sie am Handgelenk. »Nein, es war kein Fehler. Jetzt weißt du, daß du eine Familie hast. Deine Kinder werden immer einen Ort haben, zu dem sie kommen können, und Menschen, die sie lieben. Jeder braucht so etwas. Und besonders Kinder. Du solltest nicht bedauern, daß du hierhergekommen bist. Ich zumindest bedaure es nicht.«
    Turmfalkes Augen schwammen in Tränen. Sie tätschelte Sumachs Hand. »Wir werden oft zurückkommen, das verspreche ich dir. Ich möchte, daß Eiskrauts Tochter euch richtig kennenlernt.«
    »Gut.« Sumach ließ Turmfalkes Hand los, und ihr Blick wanderte zu dem Bündel, das neben Sonnenjäger lag. »Das ist das tote Baby, nicht wahr? Stechapfel hat es uns nie gezeigt, aber ich habe die Leute sagen hören, daß er es in diesem Bündel mit sich schleppte.«
    »Ja. Das ist das tote Baby.«
    Sumachs Blicke wanderten über Turmfalkes Gesicht. »Soll ich es wegbringen? Ich könnte es draußen unter die Felldecke legen, die wir über Tannin gebreitet haben. Er liegt unter der großen Eiche im Norden des Dorfes. Melisse hat eine Wache aufgestellt, um die Raubtiere fernzuhalten.«
    Turmfalke strich sich mit der Hand durch das schwarze Haar und schüttelte den Kopf. »Nein. Heute nacht soll mein Sohn dicht bei mir sein, damit er weiß, daß ich ihn nicht noch einmal verlassen habe.
    Ich kann es nicht erklären, Sumach, aber ich glaube, daß er mich braucht.«
    Sumach nickte. »Ja, ich ahne, was du fühlst. Nach dem Tod meiner Enkeltochter habe ich die ganze Nacht neben ihr gesessen, gewacht und darauf geachtet, daß sie warm lag. Ich will jetzt gehen und Felldecken für dich holen. Brauchst du sonst noch etwas?«
    »Nein. Danke. Nicht heute nacht. Aber morgen muß ich Tannin und meinen Sohn für die Reise zum Land der Toten fertig machen. Wirst du mir helfen, ihre Seelen zum Sternenvolk zu singen?«
    »Das ganze Dorf wird dir helfen. Aber hast du denn die Seele deines Sohnes noch nicht zum Sternenvolk gesungen?«
    »Vor langer Zeit. Aber ich habe Angst, Sumach. Stechapfel hat behauptet, er hätte die Seele des Babys zurückgerufen und wieder an den Körper gebunden. Ich muß ganz sichergehen, daß mein Sohn nicht hier gefangen bleibt. Er verdient die Chance, noch einmal geboren zu werden.«
    Turmfalke streckte eine Hand aus und legte sie auf Stechapfels Bündel. Sie hätte schwören können, eine winzige Hand zu fühlen, die sich verzweifelt nach ihr ausstreckte und versuchte, sie zu berühren.
    Wieder nahm sie das Bündel in die Arme und drückte ihren Sohn an die Brust. Die Verzweiflung verebbte.
    »Sumach! Ich weiß, daß ich dir mein kleines Mädchen gegeben habe, aber …«
    »Ich will sie holen und dir zurückgeben.« Sumach grinste zahnlos und stand auf.

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