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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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erst vor kurzem in diesen Teil der Welt gekommen waren. Eine solche Jacke mußte ein Vermögen wert sein. Sonnenjäger hatte das weiße Haar aus seinem ovalen Gesicht nach hinten in einen langen Zopf zurückgebunden. Diese Frisur betonte seine tiefliegenden, schwarzen Augen und ließ sein Kinn noch kantiger erscheinen.
    Berufkraut blieb vor Sonnenjäger stehen. »Wir haben versucht, dich einzuholen.«
    Ein freundliches Lächeln überzog das Gesicht des Träumers. Er ging von dem Baum weg, legte einen Arm um Berufkrauts Schulter, als wären sie alte Freunde, und stieg mit ihm zusammen weiter den Pfad hinab. Sie gingen Seite an Seite, während Balsam ihnen mit ungewöhnlich leisen Schritten folgte.
    Berufkraut schaute beim Gehen auf den Arm des Träumers. »W-was wolltest du, Sonnenjäger?
    Wolltest du … mir etwas sagen?«
    Sonnenjäger blinzelte zu den im Sonnenlicht schimmernden Baumwipfeln empor. »Ich habe über dieses Erdbeben nachgedacht, das wir da oben im Gebirge hatten.«
    »Erdbeben?« wiederholte Berufkraut. »Was für ein Erdbeben?«
    »Das die Decke der Traum-Höhle zum Einsturz gebracht hat. Ich denke, es war ein Zeichen.«
    Berufkraut warf einen neugierigen Blick auf Sonnenjäger. »Ein Zeichen wovon? Von Dummheit?«
    Sonnenjäger unterdrückte ein Lächeln. »Nicht im geringsten. Wären Balsam und du nicht gerade rechtzeitig gekommen, um mich herauszurufen, dann hätte ich mich mit Sicherheit in der TraumHöhle aufgehalten, als das Erdbeben einsetzte.« Er seufzte tief. »Ja, ohne jeden Zweifel. Melisse wird wohl sehr stolz auf euch sein, wenn er hört, wie ihr mich gerettet habt.«
    »Das wirst du ihm erzählen?«
    »Ihr habt mich herausgerufen, oder?«
    Berufkraut stieß hervor: »Ich wollte nicht dir all diese Dinge zurufen, Sonnenjäger. Ich habe dich nicht erkannt. Du siehst mit dem weißen Haar so viel älter aus. Hätte ich gewußt…«
    »Ihr habt mich herausgerufen, und dann haben die Geister-Der-Bebenden-Erde ihren Zorn über die Berge ergossen. Ist das nicht richtig?«
    Berufkraut schluckte. »Wenn du es so sagst…«
    »Gut.« Sonnenjäger klopfte ihm auf die Schulter. »Das ist schon mal geklärt. Und nun brauche ich deine Hilfe.«
    Berufkraut sank das Herz in der Brust, und er kniff skeptisch die Augen zusammen. Jetzt kommt es.
    Was hat Balsam gesagt? Ein Leberblümchen? Ein Blutegel?
    Hinter ihm schrie Balsam aufgeregt: »Wir werden Helden sein. Was habe ich dir gesagt?
    Wahrscheinlich halten sie uns zu Ehren einen Tanz ab. Noch nach Jahresumläufen wird man unseren Namen mit Stolz aussprechen.«
    Sonnenjäger lächelte, blickte jedoch beständig auf Berufkraut. »Wirst du mir helfen?«
    Berufkraut sank das Herz noch tiefer. »Was brauchst du?«
    »Ich muß wissen, was Klebkraut über mich gesagt hat. Ich habe noch einen weiteren Mammut-Geist-Tanz versäumt. Das ist ihm sicherlich aufgefallen.« Sonnenjäger blickte Berufkraut ernst an.
    »Klebkraut mag dich nicht, Sonnenjäger.«
    »Das habe ich bemerkt. Was hat er gesagt, als ich den Tanz versäumt habe?«
    Berufkraut zuckte unsicher mit den Schultern. »Wir haben das Dorf am Tag vor dem Beginn des Tanzes verlassen, aber ich hörte ihn zu Großvater sagen, daß er, falls du vor Ende des Tanzes nicht auftauchst …« Berufkraut dachte einen Moment nach. Wie hatte Klebkraut es ausgedrückt? »Ich glaube, er sagte, in dem Fall würde er bei den Klanältesten um Rat bitten.«
    Sonnenjägers Gesicht verdunkelte sich. Er ließ Berufkrauts Schulter los. »Er hat jedes Recht dazu.«
    »Denkst du, er möchte deinen Platz einnehmen?« Berufkraut schnaubte verächtlich. »Klebkraut ist kein Träumer. Er tut nur so. Großvater ist sich da sicher.«
    »Ja, Melisse hat genug Träumer kommen und gehen sehen, um den Unterschied zu bemerken. Aber die anderen Klanältesten … Nun, warten wirs ab. Ich werde nicht über sie urteilen, bevor ich die Gelegenheit hatte, mit ihnen zu sprechen.«
    »Erwartest du, daß sie dich verurteilen, weil du wiederum den Tanz versäumt hast? Sonnenjäger, du warst zum Heilen in den Bergen. Jeder weiß das. Wie könnten sie dich dafür verurteilen, daß du Leben rettest?«
    »Oh, vielleicht verurteilen sie mich nicht.« Sonnenjäger schob die Hände in seine Jackentaschen.
    »Aber die meisten Leute glauben, daß ihre Bedürfnisse weit wichtiger sind als die Bedürfnisse anderer Menschen. Und ich vermute, daß die vom Otter-Klan-Dorf der Meinung waren, daß sie mich brauchten.« Er neigte den Kopf entschuldigend.

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