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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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aufmerksam gemacht.
    Glimmervogel schob die Zweige zurück und schaute in die Höhle. Ihre Decke war durch viele Feuer schwarz geworden, und die hintere Wand war uneben.
    Als Glimmervogel hineintrat, wurde ihm eiskalt. Er erkannte in dem düsteren Raum zwei Gestalten, die an der Rückwand lehnten. Er zwang sich, in das Dunkel zu treten.
    »Du bist gekommen.« Die Stimme des alten Mannes klang erschöpft, wie die eines Besiegten.
    »Großvater!«
    Als sich Glimmervogels Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, erkannte er seinen Großvater. Wie gebeugt er dort saß! War das der Mann, den Glimmervogel im Gedächtnis hatte? Wo waren die breiten Schultern? Wo war die hochmütige Macht geblieben, die Großvater einst besessen hatte? Dieser Mann, dieser Schatten eines menschlichen Wesens - sollte das wirklich Großvater sein?
    Glimmervogel schaute jetzt auf die Gestalt, die neben seinem Großvater saß. Es war der Tote, den Großvater ihm beschrieben hatte: leere Augenhöhlen, offener Mund, flehentlicher Gesichtsausdruck.
    Eine Weile starrte Glimmervogel auf den Leichnam, wie betäubt von der Trostlosigkeit, die seine Haltung ausdrückte. Als ob - als ob jemand dem Toten die Seele geraubt hätte.
    Glimmervogel nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Ich … ich bin wegen der Maske gekommen.«
    Die Arme des Großvaters, dünn wie Stöcke, legten sich schützend über die Stofftasche in seinem Schoß. Als der Alte den Kopf neigte, wirkte sein Gesicht ausgedörrt, und unter dem eingesunkenen Fleisch zeichnet sich die Form seines Schädels ab.
    Großvater flüsterte: »Geh weg von hier, sofort, mein Junge! Hier gibt es nichts für dich. Nur Qual, nur Leid.«
    »Ich muß die Maske haben. Du kannst es nicht verhindern.«
    Der alte Mann starrte auf den Boden. Schließlich fragte er: »Und was, glaubst du, gibt sie dir? Macht?
    Die Fähigkeit, den Clan zu führen? Nein, Glimmervogel. Laß sie hier! Dieses Ding, dieses fluchbeladene Ding bringt nur Unheil.«
    Glimmervogel konnte seine Blicke nicht von dem scheußlichen Leichnam lösen. Braune Fleischstreifen klebten an den brüchigen Knochen. Trockene, verstaubte Haarbüschel hingen noch an der verhärteten Kopfhaut. Zwischen den ledernen Lippen, in tückischem Ausdruck verzerrt, zeigten sich Zahnstümpfe. Die Fetzen der einst bunten Kleidung, verblichen jetzt und voller Staub, hingen wie ein Sack über dem geschrumpftem Leib. Mäuse und Ratten hatten das feine Gewebe zernagt. Aus der wertvollen Brustplatte waren Perlen herausgefallen. Was einstmals Zeichen von Besitz und Ansehen gewesen war, roch nun nach Moder und Verfall.
    Glimmervogel zögerte. Wo war der Geist des Toten? Schwebte er in der Luft? Was war das für eine geheimnisvolle Kälte, die Glimmervogel spürte?
    Schließlich zwang er sich, seinem Großvater in die Augen zu schauen. »Warum bist du hergekommen?«
    »Um zu sterben, mein Junge, zu sterben, wie ich gelebt habe. Allein und zerfressen von Haß und Selbstsucht. Diese Maske hat eine Macht, die Tod und Elend bringt. Tue nicht, was ich getan habe. Du wirst dich nur vernichten.«
    »Warum hast du sie behalten, sie nicht zurückgebracht, wenn sie so furchtbar ist?«
    Der alte Mann lachte boshaft. »Sie ließ mich nicht. Du mußt verstehen, mein Junge, wenn du durch die Maske blickst, läßt dich Bunte Krähe durch alles hindurchsehen. Willst du das wirklich? Nichts als Schwäche in anderen sehen? Sehen, wie du andere verletzen kannst, wie du sie für deine Zwecke ausnutzen kannst? Die Schönheit der Welt wird dir verloren gehen. Ist es das, was du willst?«
    Glimmervogel richtete sich auf. »Ich würde die Macht besitzen.« Großvater schnaubte ärgerlich. »Du weißt nicht, was du verlangst. Geh nach Hause. Lebe dein Leben. Sei ein Farmer, und sei glücklich.
    Zerstöre dich nicht selbst. Werde nicht zu einem weiteren Opfer der Maske.«
    »Ein Opfer? Ich werde der mächtigste Mann von allen Clans sein. Wenn ich die Maske habe, wird Sternmuschel mich heiraten. Ich will der Führer meines Volkes sein. Ich werde die größten Monumente bauen lassen, die je gebaut worden sind. Mein Name wird noch über viele Generationen hinweg genannt werden.«
    Großvaters Kopf fiel auf seine Brust. »Die Maske bringt dir Sternmuschel. Aber niemals wirst du sie mit den Augen der Liebe sehen. Deine Kinder wirst du nur danach beurteilen, was sie für dich tun können, oder inwieweit sie dir für deine Ziele gefährlich werden könnten. Deine Freunde wirst du nur unter dem Aspekt sehen, ob sie dir

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