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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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daß der Magier die Maske zur Zauberei benutzt, daß er… äh, die Ahnen beschwört und Böses tut. Daß du, Mädchen, seine neue Schülerin bist, daß du die Methode der Maske lernst, Männer mit einem Blick zu töten. Außerdem wird erzählt, du frißt kleine Kinder.
    Wenn die Leute heute nur nicht so beschränkt wären und so voller Furcht vorm Tod!«
    »Das reden sie? Über mich?« Wie ist das möglich? Ich bin nicht so! Das ist ungerecht!
    »Oh, nicht alle reden so«, beschwichtigte Sterngucker. »Die Schwachen glauben immer, was am kühnsten und unwahrscheinlichsten klingt. Die Welt ist ihnen nicht wundersam genug. Es treibt sie, grauenhafte Phantasien auszubrüten. Aber es stimmt, daß sich dein Mann tötete, auch hast du die Maske gestohlen, und du bist mit dem Magier unterwegs - also, was erwartest du?«
    Was erwarte ich? Die innerliche Leere wuchs. »Dann sollten wir aufbrechen. So schnell wie möglich.« Sternmuschel warf einen Blick auf ihre Tochter. »Wir vertun unsere Zeit, wir sollten eigentlich längst auf dem Weg nach Norden sein.«
    »Solange die Flüsse Hochwasser führen, kommen wir nicht weit«, belehrte sie Langer Mann. Er hatte Schmerzen in der Seite, beugte sich vor und wiegte sich leicht, um sie zu lindern. »Viele Pfade werden überflutet sein, auf den Flüsse können wir nicht reisen. Auf abgelegenen Wegen an Land sind wir wahrscheinlich vor Entdeckung sicherer.«
    »Werden wir es schaffen?«
    »Ja, junge Sternmuschel.« Langer Mann lächelte sie beruhigend an, drückte aber weiter vorsichtig seine Hand auf die Seite.
    Silberwasser war eingeschlafen. Mit den Fingern fuhr Sternmuschel durch das seidige Haar ihrer Tochter. Noch immer trommelte der Regen auf das Dach, der Donner krachte und erschütterte die Welt. Sternmuschel konnte förmlich spüren, wie die Zeit unwiederbringlich verstrich.
    »Was für eine Art von Zauberer bist du?« fragte sie den Zwerg.
    »Ich möchte jetzt nicht darüber reden, nicht hier.« Langer Mann zuckte mit den Achseln. »Ein andermal, Sternmuschel.«
    »Nein«, sagte Sterngucker mürrisch. »Du wirst einen deiner alten Geister rufen. Und der Geheimnisvolle weiß, daß du ziemlich viele hast.«
    »Ja, sie weiß es«, antwortete Langer Mann auf die unausgesprochene Frage.
    »Alles?« fragte Sterngucker.
    »Einiges.«
    »Erzähl mir alles darüber«, verlangte Sternmuschel.
    »Morgen, wenn niemand mithören kann.« Langer Mann deutete auf Silberwasser.
    Auf Sternguckers Gesicht zeigte sich plötzlich ein Lächeln. »Das wäre eine Möglichkeit…«
    »Was?« fragte Langer Mann. »Sprich es aus! Wovon redest du?«
    »Die alten Bräuche zu retten«, antwortete Sterngucker. »Ja, das wäre es. Wenn jemand genügend Macht hätte, genügend persönliche Stärke.«
    »Die Welt hat sich gewandelt«, sagte Langer Mann mit Nachdruck. »Unsere Zeit ist vorbei. Laß sie sterben, mein Freund. Laß sie in Frieden gehen.«
    »Vielleicht…« Sterngucker schien zu grübeln. »Seht ihr? Die Ente geht auf. Dort, direkt unter dem Horizont.«
    »Die Ente?« flüsterte Sternmuschel und sah den Ältesten beunruhigt an.
    »Das Sternbild des Frühlings. Das Zeichen der Erneuerung, der Wiedergeburt.«
    »Sterngucker, geh schlafen!« knurrte Langer Mann.
    »Nein, alter Freund. Ich werde gerade erst richtig wach. So ist die Welt.« Er streckte einen Finger aus.
    »Seht! Dort ist die Wahrheit! Ich werde die Sterne wieder sehen! Jeder wird sie sehen, wird die richtigen Namen lernen.«
    »Ja«, stimmte Langer Mann zu, du wirst die Sterne wieder sehen.«
    Sternmuschel kniff die Augen zusammen. Und morgen, Magier, unterhalten wir uns lange und ernsthaft darüber, wer und was du gewesen bist!
    Mit diesem Gedanken zog Sternmuschel Silberwassers Decken zurecht und legte sich zu ihrer Tochter.
    Sie schlief schon, als Sterngucker spät in der Nacht vor den glimmenden Kohlen saß, die blinden Augen auf das Bündel gerichtet, in dem sich die Maske von Bunte Krähe befand.
    Der Ilinifluß war ein angenehm zu befahrendes Gewässer, breit und mit einer trägen Strömung.
    Wellentänzer kam schnell stromauf voran, denn Otter wich dem Hauptstrom aus. Das Hochwasser war gefallen, aber immer wieder brach unter Blitz und Donner der bewölkte Himmel auf, und Regen fiel herab.
    Mittags legten sie an einer licht bewaldeten Insel an. Ihr Mahl bestand aus kaltem Löffelstör, Gänsefußbrot, getrockneten Beeren und Pfefferminztee, den sie aus einem Tonkrug ausschenkten.
    »Wir kommen rasch voran«, bemerkte

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