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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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vorzuweisen hätten - außer den Erdhaufen. Vielleicht…«
    »Ich habe mich jetzt drei Jahre bemüht, genau dafür Mittel für eine Lehrausstellung zu bekommen«, antwortete Bill leidenschaftlich und sah, wie sich Annes Augen in Erwartung der kommenden Auseinandersetzung verengten. »Mit nur 2000 oder 3000 Dollar und der Hilfe meiner Volontäre im Sommer könnte ich ohne weiteres ein Gänsefuß- und Maigrasfeld anlegen, ein Beinhaus aufbauen, vielleicht sogar Schaustücke herrichten, so hervorragende wie in Cahokia in Illinois oder am Poverty Point in Louisiana ausgestellt sind. In Ontario, in Sainte Marie Among the Hurons, haben sie ein komplettes Langhaus der Hurons, und sie zeigen, wie die Leute dort lebten. Das könnten wir hier auch haben!
    Anne Seibowitz wandte sich ab und schaute auf die hinter den Bäumen sichtbaren Dächer der Appartementhäuser. »Bill, Sie kennen die Besucherzahlen. Wären sie höher, zeigte sich das Publikum überhaupt an Ihrem kleinen Park interessiert, dann könnte der Etat…«
    »Wie soll ich denn Besucher anlocken, wenn ich ihnen kein Informationszentrum bieten kann? Ich brauche finanzielle Unterstützung, Anne.«
    Sie drehte sich zu ihm um und zog eine Augenbraue hoch. »Ich will ehrlich sein, Bill. Ich kann nicht einsehen, warum dieser Ausbau dem Park schaden sollte. Sie könnten sogar mehr Aufmerksamkeit gewinnen. Die Leute werden von der Autostraße das viele Grün hier sehen und dann - wer weiß?
    Wenn die Besucherzahl steigt, finden wir vielleicht auch die Mittel für informative Ausstellungen.«
    Aber dann wären trotzdem 14 Hektar wertvollstes Ausgrabungsgelände dahin.
    Roy Roman riß die Augen auf - das war es überhaupt! »Natürlich! Das läßt die Besucherzahl steigen!«
    Dieser scheinbare Rettungsanker lag auf Bill allerdings so schwer wie eine Tonne Blei. »Wir haben Gesetze zum Schutz staatlicher Altertümer. Wenn auch der Gouverneur Ihnen zustimmt, Mr. Roman, dann haben Sie nicht nur die SOPA am Hals, dann werden sich auch die Stämme hier furchtbar aufregen. Für sie ist das ein heiliger Ort, und wenn sie hören …«
    »Soll das etwa eine Drohung sein, Bill?« Anne hob die Augenbraue noch höher, und Bill verstand nur allzugut ihre Drohung: Quertreiber wie dich, mein lieber Freund, werden wir sehr schnell los. »Ich weiß, Sie sind ein ausgebildeter Archäologe, aber unsere Nationalparks dienen nicht nur einem einzigen Zweck. Wir müssen auf die Bedürfnisse vieler Gruppen Rücksicht nehmen, auf Jogger, Wanderer, Vogelfreunde.«
    »Und Autostraßenbauer!« schrie er fast heraus. »Vergessen Sie's, Anne. Ihre Vorgängerin hat mich angestellt, kurz bevor sie den Dienst quittierte. Sie hatte die irrige Idee, einen Archäologen in einem Nationalpark mit archäologischen Funden mit dem Schutz der letzten Adena-Hopewell-Hügel zu betrauen.«
    »Bill, jetzt gehen Sie zu weit.«
    »Nein, ich sage Ihnen nur, wie es ist, Anne. Seit Jahren bin ich gegen dieses System angerannt. Ich habe immer noch die Schilder vor Augen, die in den fünfziger Jahren von den Damen der hiesigen Gesellschaft für Geschichte geschrieben wurden. Sie behaupteten, diese Erdwerke seien Festungen.
    Heiliger Himmel!«
    »Immerhin, haben Sie wenigstens Schilder«, sagte Roman. »Das ist mehr, als manche unserer anderen Parks vorweisen können.«
    Bill hob beschwörend die Arme, als appellierte er an ihren Verstand. »Also gut. Wenn wir dem Publikum diesen Fundort schon nicht erklären können, dann können wir ihn doch zumindest schützen, oder? Geben Sie mir etwas Geld, um dieses Gelände zu untersuchen, bevor Sie alles zerstören! Oder hat der Gouverneur bereits entschieden, daß die prähistorische Vergangenheit in diesem Staat unwichtig ist? Ist das so? Ist es das, worüber wir reden?«
    Anne Seibowitz sah ihn kalt an und sagte mit versteinertem Gesicht: »Ich bedaure, Sie zu verlieren, Bill. Ich werde der Personalabteilung mitteilen, daß die Stelle freigeworden ist.«
    Er hätte wütend sein sollen, hätte fluchen und toben sollen. Statt dessen fand er alles nur furchtbar sinnlos. Ein scharfer Wind peitschte durch den Park, und die Stimmen schwollen an, schrill und verzweifelt.
    Bill stand allein auf dem Naturpfad und schaute zu, wie die Honoratioren in ihre Wagen stiegen und davonfuhren. Es regnete wieder, und die Tropfen fielen wie Perlen auf sein heißes Gesicht.
    Er drehte sich um, wanderte zurück zum Ring und stellte sich an den Einlaß. Im Geist sah er die Schamanen in farbigen Gewändern,

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