Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen
durch ihr Hemd seine Wärme. Sie schloß die Augen und genoß es, seinen Arm um sich zu spüren. In der Nähe hörte sie ein Mädchen kichern, und ein junger Mann lachte. Jugend und Verliebt sein, das gehörte einfach zusammen.
Sie befreite sich aus Otters Armen und zog ihn hoch. »Komm, laß uns Spazierengehen.«
Sie nahm seine Hand und führte ihn an den Häusern vorbei und weiter in die Dunkelheit der Bäume.
»Wohin gehen wir?« fragte er.
»Ich weiß es nicht. Ich war noch nie hier. Kommst du mit?«
»Ich komme ja schon.« Er umfaßte sie zärtlich.
»Otter, wenn das alles vorbei ist, möchte ich wieder nach Süden gehen.«
Er schwieg, sagte dann nach einer Weile: »Schön. Wir könnten vielleicht sogar das Wetter überlisten.
Flußabwärts geht's immer schneller als flußaufwärts.« Nach einer Pause: »Wohin wollen wir gehen?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Irgendwohin, wo Sümpfe sind, Alligatoren, und wo es angenehme Winterabende gibt.«
»Alligatorclan? Oder ist das zu nahe bei den Anhinga?«
Sie seufzte. »Es wird in jedem Fall schwierig, oder?«
»Von weitem sieht es meistens schwieriger aus als aus der Nähe.«
Sie kamen auf eine Kuppe. Die Gegend schien nur aus Hügeln zu bestehen. Von diesem konnten sie fast das ganze Land, das im Mondlicht lag, überblicken.
»Ich hoffe, du behältst recht.« Sie blieb stehen, um nach Süden zu blicken, den Sternen zu folgen, dorthin, wo ihr ehemaliges Zuhause lag. »Ich hatte dort ein wunderbares Leben.«
»Magst du mir sagen…«, begann er zögernd, »warum sie dich wie eine Ware eingetauscht haben?«
»Es wollte mich niemand.« Sie zog ihn zu sich, schmiegte sich unter seinen Arm und hielt ihn ganz fest.
»Du bist eine sehr schöne Frau. Ich hätte mich schon um dich bemühen sollen, als ich dich zum ersten Mal sah.«
Sie streichelte sein Gesicht. »Damals war dein Herz woanders. Bist du sicher, daß du damit im reinen bist?«
»Sie ist die Frau meines Bruders.«
»Und was bin ich?«
In den Bäumen schrie eine Eule, ein leichter Wind bewegte die Blätter.
»Die Frau, die ich liebe«, sagte er leise.
Sie fuhr mit den Fingern über seinen Arm. Er zitterte unter ihrer Berührung, und das erregte sie. »Ich fürchte, wir geraten von einem Sturm in den nächsten, Otter.«
»Ich glaube, das gefällt mir.« Langsam und zärtlich streichelte er ihre Brust. »Ich möchte nicht… ich meine …«
»Ich habe keine Angst, Otter.«
»Das stimmt, du und Forelle …«
»Nein, da war nichts. Es ging nicht.« Sie blickte ihn lächelnd an. »In jener Nacht wünschte ich mir sehnlichst, umarmt zu werden. Aber es waren deine Arme, die ich wollte.«
»Du weißt nicht, wie nahe ich daran war, euch… Ich stürmte über den Strand, und Grüne Spinne rettete mich. Ich hätte mich ganz schön zum Narren gemacht.«
»Warum?« Sie fuhr mit den Händen unter sein Hemd und spürte die gespannten Brustmuskeln.
»Bis dahin wußte ich nicht, wie sehr ich dich liebe. Ich fürchtete, daß Forelle…«
»Grüne Spinne hat recht daran getan, dich aufzuhalten. Ich brauchte diese Zeit mit Forelle.«
Ihr Puls ging schnell. Sie zog ihm das Hemd aus, löste den Knoten seines Gürtels und zog seinen Lendenschurz herunter. »Ich habe mich lange genug gefragt, Otter, ob du dir etwas aus mir machst.«
»Jetzt weißt du es.«
Als sie Hemd und Rock ausgezogen hatte, beugte er sich zu ihr hinab, um ihre Brüste zu küssen.
Sie hielt seinen Kopf mit beiden Händen einen Augenblick fest. »Ich liebe dich, Otter.«
»Perle, ich liebe dich aus ganzem Herzen. Ich möchte dich für immer bei mir haben.«
Sie faßte nach unten, um ihn zu führen, und stöhnte auf, als er in sie glitt. Sie schlang sich um ihn und flüsterte: »Ein Sturm nach dem anderen, Otter, ich habe dich gewarnt.«
Bleiche Schlange schüttelte sich. In den zwei Tagen seit ihrem Aufbruch vom Gebiet des Windclans hatte er alles getan, um Sternmuschel aus seinen Gedanken zu vertreiben.
Als sie nun den gewundenen Geisterfroschfluß hinunterpaddelten, zwang er sich, die Ufer angestrengt zu beobachten, nur, um nicht nach vorn schauen zu müssen, wo sie saß.
Ihr das Lederkleid zu schenken, war der größte Fehler seines Lebens gewesen - na ja, der größte nach der Heirat mit seiner Frau. Dieses Kleid paßte sich jeder Kurve ihres Körpers an. Ihre geschmeidigen Bewegungen beim Paddeln und ihre vollen, runden Brüste ließen seine Phantasie nicht mehr ruhen. Er konnte sein Verlangen, den Arm auszustrecken und sie
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