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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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große Höhlung aufgerissen, dass sich Teichläufer in seiner ganzen Größe darin verstecken konnte. Er kauerte sich so zusammen, dass er gerade noch über den Rand der schwarzen Erde verfolgen konnte, wie Muschelweiß sich durch das verfilzte Geflecht von Lianen und hängendem Moos schlängelte. Die gelben Blätter der Ranken hoben sich von dem dunkleren Hintergrund der Moose und Zweige ab.
    Er verlor sie aus den Augen und setzte sich in seinem feuchten Loch zurück. Sie hatte ihn geführt wie der Leithirsch sein verängstigtes Rudel führt. Sie waren in der eigenen Spur wieder zurückgegangen, hatten oft die Richtung gewechselt oder sich auf den Bauch gelegt, um ihre rückwärtige Spur aus einem anderen Blickwinkel zu beobachten. Sie hatte ihm erklärt, dass man Verfolger oft nicht wahrnehmen konnte, wenn man aufrecht stand, weil sie meist ihren Oberkörper in Deckung hielten, doch auf dem Bauch liegend könnte man ihre Füße sehen.
    Schon lange vor Morgengrauen hatten sie sich auf den Pfad begeben, und nun lastete die Erschöpfung auf Teichläufer wie ein steinerner Umhang. Sein Körper hungerte nach Schlaf und Nahrung.
    Schlimmer noch, Schuldgefühle bedrückten ihn. Er hielt sie auf, und sie ließ es ihn dauernd spüren - durch einen scharfen Blick, eine ärgerliche Handbewegung, ein kehliges Grollen, wenn er stolperte oder sich bückte, um irgendwo Wasser zu schöpfen. Aber er verstand sie. Sie musste unter allen Umständen das Dorf des Stehenden Horns zur Zeit erreichen, um Tauchvogel zu retten. Natürlich brachte sie seine Begleitung auf. Alle drei Schritte stolperte er über den Saum seines Gewandes, obwohl er sich solche Mühe gab …
    In der feuchten Erde überfiel ihn wieder der vertraute Schmerz, wie der Stich ungezählter Dornen in die Waden. Er verzog das Gesicht und rieb sich die Beine.
    »Heilige Geister, bin ich müde«, murmelte er.
    Das Blitzvogeljunge gab nun einen neuen Laut von sich, nicht mehr das alte Rumpeln und Donnern.
    Teichläufer konnte das Geräusch nicht richtig einordnen; es glich dem hohen Knistern von Blitzen direkt über seinem Kopf, und das Knistern wiederum war wie Gewisper, fast wie Wörter, aber so sehr er sich auch anstrengte, er konnte nichts verstehen. Und bei jedem Knistern spürte Teichläufer etwas in seinen Adern aufsteigen, wie ein Heer winziger, bissiger Ameisen.
    Oberhalb, zu seiner Linken, hörte er das Geplätscher von Schildkröten, die, von einem ärgerlichen Sperling beschimpft, in das flache Gewässer tauchten.
    Er hielt den Atem an und lauschte.
    Was hatte die Tiere verscheucht? Das konnte alles Mögliche sein, der Schatten eines fliegenden Falken, ein Alligator - Etwas ächzte.
    Beim ersten Mal sagte er sich: Das ist kein Fuß, der hastig in Windbruch tritt. Als er es zum zweiten Mal hörte, befand er, es sei der Wind in den Bäumen gewesen, und er blinzelte in die schwankenden Äste.
    Beim dritten Mal sank er mit erschrecktem Keuchen in sein Loch zurück.
    »Blitzjünger?«
    Ihm zog sich der Magen zusammen. Diese unterdrückte Stimme kannte er nicht.
    Noch mal ein Ächzen, diesmal näher.
    Unter seinen Achseln war das Gewand schweißnass, und Schweiß bildete sich auch auf seiner Nasenspitze. Er atmete jetzt wie ein gehetzter Fuchs.
    »Ich tu dir nichts«, sagte der Mann. »Ich habe dich mit dir selber reden hören und wollte dich sehen.
    Du kannst herauskommen.«
    Wenn er nur gekonnt hätte, dann hätte sich Teichläufer in Erde verwandelt, um mit dem Erdboden zu verschmelzen. Ein triebhaftes Verlangen wegzulaufen packte ihn. Er kauerte sich zusammen und machte sich zum Sprung bereit, i »Komm raus!« befahl der Mann heiser flüsternd. »Wenn du nicht aufstehst, dann, bei den Leuchtleuten, dann werde ich -«
    »Gut, gut«, erwiderte Teichläufer. »Tu mir nicht weh.«
    Es dauerte eine Weile, bis er seine zitternden Beine dazu bringen konnte, ihn zu tragen. Langsam kam er hoch. Gerade als er über den Rand sehen konnte, erkannte er den Krieger, der viel näher hockte, als Teichläufer erwartet hatte; in der linken Hand hielt er einen Dolch. Er war am rechten Arm verletzt.
    Verdreckte, blutgetränkte Lappen waren um die Wunde gewickelt. Der Mann machte große Augen, als er Teichläufer sah. Er stand auf.
    »Bitte!« flehte Teichläufer. »Tue -«
    Beim Klang von Teichläufers Stimme schien der Wald zu bersten. Muschelweiß stürzte aus den Bäumen hervor, das Atlatl in erhobener Hand.
    »Nein!« schrie der Unbekannte und duckte sich, um ihrem Speer

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