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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Schwager festzuhalten.
    Überrascht stolperte Fleckentatze seitwärts, und Teichläufer handelte, ohne zu denken. Er schwang herum, den Speer in der rechten Hand, und trieb die Feuersteinspitze tief in die Brust von Fleckentatze.
    Der Krieger stieß hörbar den Atem aus und blinzelte ungläubig. Seine Kriegskeule schlug auf dem Boden auf, und er packte seinen Dolch mit beiden Händen. Mit den Fingern strich er mit einer beinahe liebenden Geste über den glatten Holzschaft. »Sieh nur, was du mir angetan hast«, tobte er, taumelnd im Bemühen, sich auf den Beinen zu halten. Er brach wie ein Sack neben Adlerrochen zusammen.
    Teichläufer wich zurück, benommen, wie betäubt.
    Adlerrochen schob sich mühsam vorwärts, betrachtete kurz den Speer im Herzen seines Schwagers und warf sich dann auf die Keule. Teichläufer sprang vor, riss sie ihm aus den Händen und stand mit erhobener Keule da, ohne es selber wahrzunehmen.
    Adlerrochen brüllte wütend auf, zog den Speer heftig aus der Brust von Fleckentatze und rutschte zurück, um auf Teichläufer zu zielen. Teichläufer ließ seine Arme schwingen, ohne dessen gewahr zu werden. Die Keule zischte durch die Luft und traf laut krachend die Schläfe von Adlerrochen, der in die Kiefern flog und zu Boden fiel.
    Teichläufer erstarrte.
    Da war - da war Blut!
    Er fasste es nicht, wie viel Blut da war.
    Die Keule fiel ihm aus gefühllosen Händen.
    Er stolperte rückwärts, über einen Stein, und taumelte zu Boden. Er wälzte sich auf den Bauch und kroch auf allen vieren zu Muschelweiß. Seine Hand zitterte derart, dass er sie nur mit Mühe zu ihrem blutverschmierten Kopf führen konnte. Seine Finger waren rot. »O mein Weib«, wimmerte er.
    Teichläufer setzte sich und nahm sie in die Arme, küsste ihr Gesicht, zupfte Blätter aus ihrem Haar.
    »Ich bin an allem schuld. Es ist meine Schuld. Meine Schuld!«
    Das Wahrnehmungsvermögen erwachte, langsam und grau stieg es hoch durch das pulsierende Meer der Schmerzen; sie sah das Sternenlicht durch Bäume fallen, die ihr völlig unbekannt waren. Sie blinzelte. Sie wagte es nicht, den Kopf zu bewegen, aus Angst, er würde in eine glitzernde Masse von Knochensplittern zerbersten. Sie kannte weder den Ort noch die Bäume, noch den Modergeruch der Sümpfe, doch das Gewand mit der Kapuze - das kannte sie. Und das knabenhafte Gesicht darin, weiß wie das Licht des Mondes. Tränen schimmerten auf seinen Wangen.
    Er wandte sich ihr zu und flüsterte: »Muschelweiß?« Er legte ihr eine kalte Hand auf die Schulter.
    »Bist du wach?«
    »Wie … lang?«
    »Wie lang?« wiederholte er, als wüsste er nicht genau, was sie meinte. Dann stieß er hervor: »Nur ein paar Zeithände. Vielleicht vier. Höchstens fünf.«
    Dann könnte sie es überleben, vorausgesetzt, sie konnten sich verborgen halten und Teichläufer erlegte etwas zum Essen - und Kupferkopf suchte sie nicht.
    Aber Tauchvogel… O Tauchvogel, vergib mir …
    Muschelweiß sehnte sich danach, in seinen Armen zu liegen und über all die Fehler zu weinen, die sie gemacht hatte. Tauchvogel hätte sie zu trösten gewusst. Sie brauchte ihn, seine Zärtlichkeit und Stärke und seinen neckenden Ton, der sie immer schon aus ihrer Verzweiflung herausgelockt hatte. Könnte sie ihm doch nur in die Augen sehen, seine liebevolle Berührung spüren …
    Aber das war nicht möglich.
    Und nach dem heutigen Tag würde es vielleicht nie mehr möglich sein.
    In ihrer Sorge über Teichläufer war sie unachtsam gewesen, hatte vergessen, sich den Rücken freizuhalten. Den Jungen konnte sie nicht tadeln. Er bemühte sich, sein Bestes zu geben, und das wusste sie. Sie konnte sich nur selber tadeln. Die Last der Selbstvorwürfe wuchs mit jedem Atemzug.
    Tauchvogel wartete auf sie, wohl wissend, dass sie kommen würde, so wie sie umgekehrt wusste, dass auch Tauchvogel in vergleichbarer Lage nach ihr suchen würde.
    »Wasser!« flüsterte sie heiser. »Hast du Wasser?«
    »Ich hole welches.«
    Teichläufer lief mit der Kalebasse aus seinem Beutel fort und kam gleich darauf zurück. Zärtlich schob er einen Arm unter ihr Genick und hob ihren Kopf. Die Bewegung war so quälend für sie, dass sie am ganzen Leibe zitterte. In dieser Stellung sah sie die beiden toten Männer und empfand Erleichterung.
    »Versuche zu trinken«, sagte Teichläufer und hielt ihr das Gefäß an den Mund.
    Muschelweiß trank viermal. »Genug …« Sie hatte zu viele Kopfverletzungen gesehen, um nicht zu wissen, was geschehen konnte, wenn

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