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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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ein scharfer und zielloser Wind angefangen, durch die Hütten zu wimmern und wie zur Warnung wackelnde Säcke und klappernde Kalebassen aneinander zu schlagen.
    Er küsste den Jungen auf die Stirn. »Dein Vater hat sich nur um einen Tag verspätet. Wenn sie auffällige Zeichen im Wald gefunden haben, dann müssen sie diesen nachgehen. Das dauert immer eine Weile. Deine Mutter braucht nicht besorgt zu sein.«
    Stacheljunge schälte die geröstete Haut auch von der anderen Seite des Fisches ab. Der Feuerschein tanzte über sein angespanntes kleines Gesicht. »Sie ist trotzdem besorgt. Und ich glaube auch nicht, dass sie einen zweiten Mann will.«
    Sofort blickte Schote ihn an. »Was weißt du davon? Hat deine Mutter etwas gesagt?«
    Stacheljunge steckte sich ein großes Stück weißes Fleisch in den Mund. Kauend gab er Antwort.
    »Mutter sagt, mein Vater ist ihr genug.«
    »Zweimal zehn und fünf Sommer lang habe ich für dieses Gefühl Verständnis gehabt. Aber jetzt leben wir in einer Welt, die viel gefährlicher geworden ist.« Regen peitschte unter das Schutzdach, und Schote zog sich die Kapuze über das weiße Haar. Die kleinen Gehäuse der Kreiselschnecke an seinen Ärmeln klingelten, als der Wind durch den Schutzraum und in den Wald stürmte. »Wir brauchen dieses Bündnis, Stacheljunge. Der Clan von Teichläufer hat viele Krieger, fünfmal so viele, wie wir haben. Kupferkopf wird es sich zweimal überlegen, bevor er uns angreift, wenn er weiß, dass er den verbündeten Kräften vom Windeck-Clan und dem Kernholz-Clan gegenübersteht.«
    Stacheljunge rieb sich die Stupsnase und verschmierte sich dabei das Gesicht mit Fett, das im Feuerschein schimmerte. »Aber warum muss Mutter denn heiraten, wenn sie gar nicht will? Warum kann nicht eine andere diesen Teichläufer heiraten, damit seine Krieger uns helfen?«
    Schote nahm sich ein Stück Fleisch von seinem Katzenfisch und aß es. Der Regen vom Dach bildete einen wehenden Vorhang, der Muschelweiß vorübergehend Schotes Blicken entzog.
    »Weil die Ehrwürdige Mutter vom Kernholz-Clan, die alte Mondschnecke, sehr gerissen ist, Enkel.
    Dieser Teichläufer ist ein ganz besonderer junger Mann. Er ist ein Blitzjünger. Mondschnecke würde keine andere Frau von unserem kleinen Clan anerkennen als die Große Muschelweiß.«
    Die dunklen Augen von Stacheljunge weiteten sich, der Mund blieb ihm offen stehen und enthüllte ein halbzerkautes Stück Fisch. »Ein Blitzjünger? Ich bekäme vielleicht einen Blitzjünger, der bei mir wohnt?«
    »Warten wir's ab.«
    In Blitzjüngern nistete die Macht wie ein Schildkrötenwurf im Sand. Wenn ein Blitz in den Schoß einer Frau einschlug, brannte der Strahl alle Farbe aus dem Kind heraus, so dass es so bleich blieb wie eine Riesenqualle. Die Farbtönung schwankte dennoch etwas. Den letzten Blitzjünger im Windeck, vor mehr als zehnmal zehn Sommern geboren, hatte man den Blauen Blitzjünger genannt. Er hatte zwar die typischen Merkmale, weißes Haar und bleichrosa Haut, aber die Augen hatten die Farbe von Bruder Himmel gehabt.
    Teichläufer hieß man den Weißen Blitzjünger. Der Feuerstrahl im Schoß seiner Mutter hatte jede Andeutung von Farbe weggebrannt, und seine Augen waren sogar so durchsichtig, dass man die Blutgefäße dahinter pulsieren sah.
    Es gab Dutzende von Legenden über Blitzjünger und ihre Rolle in der Schöpfung und der Vernichtung von Welten. Teichläufer war in seinem Clan sehr gefürchtet, hatte Schote gehört.
    »Hat dir die böse Frau von diesem Blitzjünger erzählt?« fragte Stacheljunge.
    »Ja. Sie heißt Schwarzer Regen. Sie ist die Mutter von Teichläufer.«
    Stacheljunge blinzelte vor Überraschung. »Ich hoffe nur, dass Teichläufer nichts von ihr hat. Sie ist gemein. Sie hat das kleine Echsenmädchen geschlagen. Hast du davon gehört?«
    Schote runzelte die Stirn. Schwarzer Regen hatte den Ruf besonderer Niedertracht und Verschlagenheit, und der war weit und breit bekannt. Man wusste auch, dass sie Männer auf ihr Lager lockte, alle Lust genoss, die sie ihr geben konnten, und wenn sie genug von ihnen hatte, schnitt sie ihnen die Kehle durch; so berichteten jedenfalls die Händler, die jeden Sommer neue und aufregendere Geschichten von ihren Abenteuern zu erzählen hatten.
    »Was hat Echsenmädchen denn getan, dass sie geschlagen wurde?«
    »Nichts!« sagte Stacheljunge mit Nachdruck. »Sie hat sich nur bei einem Würfelspiel neben Schwarzer Regen hingehockt, und die hat sie auf den Hinterkopf geschlagen

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