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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sie wusste nicht genau, was es war. Riedgras, ein Junge aus dem Dorf des Stehenden Horns, der zur Zeit des Pelikan-Insel-Massakers starb …
    »Was war so grauenvoll?« fragte Schote drängend.
    Hundszahn schaute sich furchtsam um, stand auf und setzte sich dann dicht neben Mondschnecke.
    Hätte sie sich besser bewegen können, wäre sie etwas zur Seite gerückt, aber stattdessen packte sie nur ihre Knie. In den Augen von Hundszahn funkelte Wahnsinn. Der Seelentänzer flüsterte: »Es war die Tatsache, dass der Junge nur noch eine Seele hatte, die Seele, die immer im Körper bleibt. Die anderen Seelen waren weg.«
    »Großer Bruder Erde!« flüsterte Schote. »Du meinst, sein Körper hätte schon länger als zwei Tage gelegen? Warum würde -«
    »Nein, nein«, sagte Hundszahn leise und reckte den Hals, um sich zu vergewissern, dass sie nicht belauscht wurden. »Der Junge war noch nicht einmal einen Tag tot, Schote. Das war das Grauenvolle daran.«
    Schote kniff die Augen zu. »Wie war das möglich? Was ist mit seinen anderen Seelen geschehen?«
    Plötzlich flammten seine Augen auf. Er stützte sich mit den Handflächen auf und beugte sich zu Hundszahn. »Hast du nicht gesagt, eine davon wäre in einen Blitz verwandelt worden?«
    »O ja. Die Erste Mutter nahm seine im Wasser gespiegelte Seele zurück. Das wissen wir. Aber was geschah mit seiner Schatten-Seele, Schote? Das war das große Geheimnis. Ich glaube, wenn Kupferkopf die Antwort darauf wusste, könnte er Muschelweiß töten, sowie sie den Fuß in sein Dorf setzt. Aber zum Glück weiß er es nicht. Und deswegen hat sie eine Chance.« Hundszahn runzelte die Stirn und sah Mondschnecke teilnahmsvoll an. »Und die anderen haben natürlich auch eine. Ich wollte dir keine Angst machen.« Liebevoll tätschelte er die Hand von Mondschnecke. »Nicht, dass Muschelweiß die Antworten hätte, aber -«
    Mondschnecke riss ihre Hand weg. »Hundszahn, ist dir klar, wie wütend du einen machen kannst?«
    ««Natürlich«, sagte er. »Da kommt er wieder, also wenn ihr nichts dagegen habt, mach ich mich wieder auf.« Rasch erhob er sich und trottete davon.
    »Worum ging es da?« fragte sie.
    Schote deutete auf Schwemmstock, der aus dem Wald kam. Sie schüttelte den Kopf. »Also ich muss sagen, mir ist es ganz recht, wenn Hundszahn geht. Hast du von alledem etwas verstanden? Was hatte das mit den fehlenden Seelen zu bedeuten?«
    Schote schaute düster auf die Asche in der Feuergrube. »Ich habe keine Ahnung. Aber ein paar wichtige Sachen hat er uns ja mitgeteilt.« Er sah Mond Schnecke starr an. »Erstens, dass der Sturm da draußen anscheinend eine Bedrohung sein wird. Ich halte es für angebracht, für ein paar Tage weiter ins Binnenland zu ziehen. Zweitens, dass Muschelweiß noch nicht im Dorf des Stehenden Horns angekommen ist, Mondschnecke. Sie und Teichläufer hätten schon vor Tagen dort ankommen sollen.«
    Vor Aufregung schnürte sich ihr der Hals zu. »Glaubst du, dass sie in Schwierigkeiten sind?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Er schnaubte auf. »War keine große Hilfe, Hundszahn, oder?«
    Mit zugekniffenen Augen sah Schote dem Seelentänzer nach. Hundszahn winkte den Leuten und grüßte sie, als er das Dorf durchquerte. Eine Rotte von Kindern formierte sich hinter ihm und lief ihm nach. Ihnen folgten wiederum Hunde, die jaulend und bellend spielerisch nach ihren Fersen schnappten. Hundszahn bemerkte sein Gefolge offenbar nicht.
    Schwemmstock wartete ab, bis Hundszahn endgültig verschwunden war, kam dann zur Ratshütte zurück und setzte sich neben Schote. Von seiner Nasenspitze tropfte der Schweiß. Er wischte ihn ab und gewahrte dann den Gesichtsausdruck von Mondschnecke und von Schote. Wortlos zog er sein Messer aus dem Gürtel und reichte es Schote: »Hier. Die große Ader verläuft an der Schenkelinnenseite.«

Der warme Nachtwind trug das Bellen und Kläffen von Füchsen herüber. Teichläufer zog sich die Decke über den Hals und lauschte. Sie hatten Beute erspäht. Das hörte er, denn die Fähe, die den Standort jedes Jägers im Rudel wissen wollte, gab dem Rudel Signale und rief es immer näher herbei, um die Beute zu reißen. Es dauerte nur einen Zeitfinger. Ein Kaninchen stieß in Todesangst einen Schrei aus, es folgte noch ein kurzes, scharfes Gejaule, und dann herrschte Schweigen.
    Teichläufer sog die Nachtluft ein und schaute zu den Zweigen der Persimonen hoch, die wie ein feines, schwarzes Filigran über ihm hingen. Das Lager befand

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