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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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durchdrang den Wald und überzog Bäume und Gras vorübergehend mit silbernem Schimmer. Muschelweiß schwieg eine Weile und sagte dann: »Wenn es Riedgras in dir ist, dann versucht er vielleicht, dich zu beruhigen, Teichläufer. So wie ich ihn einst zu beruhigen versuchte.«
    »Um meine Ängste zu lindern angesichts seiner Geburt?«
    »Ja. Hast du Angst, Teichläufer?«
    Teichläufer legte einen Arm um ihre Hüften und drückte sie fest an sich. Heiser sagte er: »Sehr, mein Weib.«
    Muschelweiß legte ihre Wange liebevoll auf seinen Scheitel. »Ich wünschte, ich wüsste, was ich sagen könnte, um dir zu helfen, Teichläufer. Aber ich wollte in meinem Leben nie etwas mit der geistigen Macht zu tun haben, so dass ich jetzt…«
    »Schon gut, mein Weib. Schon deine Stimme zu hören beruhigt mich.«
    Sie strich ihm mit den Fingern durch das weiße Haar. »Ich wünschte, Hundszahn wäre hier. Er wüsste, was man dir jetzt sagen müsste. Teichläufer«, sagte sie, als wäre ihr der Gedanke jetzt erst in den Sinn gekommen, »als wir Hundszahn bei der Lagune der Seekuh getroffen haben, da hat er gesagt, er sei ausdrücklich deinetwegen gekommen. Um mit dir zu sprechen. Er hat sogar den Blitzvogel erwähnt.
    Hast du mit ihm darüber sprechen können?«
    Er rollte sich zusammen und verbarg sein Gesicht in ihrer Tunika. »Ja.«
    »Was hat er dir gesagt? Hat er erklärt, was geschehen würde, wenn der Blitzvogel zur Welt kommt?«
    »Ja.«
    »Teichläufer!« Sie stützte sich auf einen Arm und stieß ihn an, um ihn auf den Rücken zu wälzen, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. »Was hat Hundszahn gesagt?«
    Er zwang sich, ihrem Blick zu begegnen, aber ihr Blick ließ sein Herz heftig schlagen. »Er sagte, das Junge wachse sehr schnell, und es werde nicht lange dauern, bis es durch meine Rippen schnitte und auf die Jagd ginge.«
    »Auf die Jagd? Wen oder was will es jagen?«
    Teichläufer machte eine hilflose Armbewegung. »Hundszahn sprach damals zu einer vorwitzigen Wolfsspinne und hatte offenbar keine Lust, auf meine Fragen zu antworten -eine ausgenommen.«
    Ihre Augen verengten sich. »Welche?«
    »Ich habe ihn gefragt, was wohl geschehen würde, wenn das Blitz vogeljunge frei in die Höhe schießt.«
    Muschelweiß wartete und betrachtete ihn forschend. Die Wolken zogen weiter, und das Mondlicht fiel über den Wald; die schwarzen Schatten der verflochtenen Zweige lagen in Streifen über ihrem Gesicht wie eine Kriegsbemalung. »Und? Was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt…« Seine Hand zitterte, als er sie auf ihre glatte Wange legte. »Er hat gesagt, dass ich sterben müsste.«
    Er fühlte, wie ihre Muskeln sich spannten. Aber sie sagte nichts. Ihre Blicke schössen über die Lichtung, überwachten die Bäume und wandten sich dann wieder Teichläufer zu.
    »Hat er sonst noch etwas über diesen Tod gesagt?« fragte sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Erzähle mir alles, was er in jener Nacht über dein Sterben gesagt hat.«
    »Nun, ich habe zuerst gefragt, ob ich sterbe, sobald das Junge sich frei aufschwingen würde, und da hat er gesagt: Du bist schon einmal gestorben, hat das wehgetan? Darauf habe ich geantwortet -«
    »Hat er gemeint, du seist gestorben, als du in den Heiligen Teich gegangen bist?«
    »Ja. Darüber hat er geredet, dass meine Seelen im Teich weggewaschen würden. Jedenfalls, habe ich gesagt, hat es nur ein bisschen wehgetan, als ich das erste Mal gestorben bin, und daraufhin fragte er: Also wovor hast du Angst?« Teichläufer strich über ihren Arm. »Ich weiß nicht, wieso er so beiläufig darüber sprechen konnte.«
    Muschelweiß lächelte breit. »Verstehst du nicht, Teichläufer? Hundszahn spricht immer in Rätseln. Du weißt doch gar nicht, ob er gemeint hat, dass du tatsächlich stirbst. Er hat vielleicht gemeint, dass du stirbst wie im Teich, und das heißt, dass deine Seelen eine Art von Verwandlung durchmachen müssen.« Sie verzog den Mund. »Wie ich Hundszahn kenne, könnte er auch gemeint haben, dass ein Fußnagel von dir stirbt. Wir wissen nichts Genaues.«
    Sie stieß mit der Stirn gegen die seine, und er grinste und starrte in ihre warmherzigen Augen. »Also hör auf, dir Sorgen zu machen. Du kannst sicher noch weitere zehnmal acht Sommer leben.«
    »Das glaubst du wirklich?«
    »Das ist sehr gut möglich.«
    Erleichterung überwogte Teichläufer. Muschelweiß würde ihn nicht belügen, und wenn sie glaubte, dass Hundszahn in Rätseln gesprochen habe, dann waren seine Ängste vielleicht

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