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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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so wie ich selten eines gesehen habe. Seine Unschuld ist völlig entwaffnend.«
    »Hm«, grunzte Schote. »Das hat er bestimmt nicht von der weiblichen Seite der Familie, das kann ich dir sagen. Mondschnecke und Schwarzer Regen sind beide so durchtrieben und gnadenlos wie ein Puma auf der Jagd. Worüber willst du mit mir sprechen?«
    »Über nichts. Nein, wirklich. Ich wollte nur wieder einmal in deine strengen alten Augen sehen - um mich wieder zu fassen. Teichläufer hat mich aus dem Gleichgewicht gebracht.«
    Er sah Muschelweiß schräg von der Seite an. »Das ist aber eine Überraschung.«
    »Ich glaube, er wird ein treuer Gefährte sein.« »Das ist schon etwas, besonders da sie sich wegen dieser Hochzeit in den Haaren liegen. Weil du Teichläufer keine Kinder mehr schenken kannst.
    Deshalb verlangt Mondschnecke jeden Herbst die Hälfte unserer Nussernte.«
    »Die Hälfte!« schrie Muschelweiß und blieb unvermittelt stehen. »Das ist unerhört! Was hast du darauf erwidert?«
    Schote kicherte. »Ich habe ihnen gesagt, es sei mir zu Ohren gekommen, dass Teichläufer nicht einmal einen Speer handhaben kann, was bedeutet, dass er für unseren Clan völlig nutzlos ist. Und besonders für dich, meine liebe Tochter, da du nicht einmal ein kümmerliches Eichhörnchen in der Jagdtasche fändest, zum Beweis, dass du einen Mann hast. Ich habe ihnen mitgeteilt, dass sie keine einzige Nuss von uns bekommen werden. Umgekehrt aber habe ich die Hälfte ihrer Nussernte verlangt, zum Ausgleich für Teichläufers Untüchtigkeit.« »Also ohne Ergebnis?«
    »O nein. Im Gegenteil, es läuft alles sehr gut. Ich sehe voraus, dass du morgen heiratest, nachdem -«
    »Morgen!« stieß Muschelweiß hervor. »Sie haben es eilig. Das ist gut, gar nicht schlecht.« »Aber es geht so schnell.«
    Schote zuckte die Achseln. »Sie sind erpicht darauf. Und wir sind zugegebenermaßen in einer verzweifelten Lage. Und deswegen habe ich auch keine Einwände gemacht, als Mondschnecke als Termin den morgigen Nachmittag vorgeschlagen hat. Und jetzt zu Teichläufer. Worüber habt ihr gesprochen?«
    Muschelweiß führte Schote um einen Sandhaufen herum, der einige Zeit zuvor noch ein springender Delphin gewesen war, nun aber einer zerquetschten Kalebasse glich. »Er wollte mir all seine Mängel und Schwächen offen legen. Es war wirklich rührend. Er behauptet, er habe andere Stärken, die unserem Clan von Nutzen sein könnten.«
    »Natürlich hat er die«, antwortete Schote nüchtern. »Er ist ein Blitzjünger. Er braucht nur neben mir zu sitzen, wenn ein Händler ankommt, und dann bekommen wir niedrigere Preise. Seine Anwesenheit wird jeden Händler mit Verstand einschüchtern. Aber sag das nicht Mondschnecke, sie hat Teichläufer noch nicht in diesem Sinne eingesetzt, und sie feilscht schon hart genug mit uns.« Dann fragte er: »Also du hast den Jungen gemocht?«
    Muschelweiß seufzte. »Ja, aber ich fürchte, dass meine Gegenwart seine Seelen töten wird.«
    »Tauchvogels Seelen sind nicht getötet worden.« Sie lächelte, aber mit zitternden Lippen.
    »Tauchvogel war ein starker Mann. Aber dieser Junge ist - eben ein Junge. Wenn er mich ansieht, ist eine solche Sehnsucht in seinen Augen, das macht mich ganz traurig, Vater. Wie sehr ich mir auch vornehmen werde, ihn nicht zu verletzen - am Ende werde ich ihn doch verletzen, und zwar ohne es zu wollen, ich werde nichts dazu tun. Seine Seelen sind zu zart, zu schwach, um die Wut und die Verzweiflung in meinem Herzen auszuhalten. Ja, ich werde ihm wehtun. Mehrmals. Bei vielen Kleinigkeiten. Ein scharfer Blick. Ein hartes Wort. Wie Blut, das aus einer aufgeschnittenen Ader pulsend herausfließt, so wird der liebevolle Blick allmählich aus seinen Augen verschwinden, bis ich ihm gleichgültig sein werde.« Sie machte eine Pause. »Aber selbst nach unserem kurzen Treffen stelle ich fest, dass ich jetzt keine Lust habe, an so etwas zu denken. Ich hoffe nur, es kommt nicht so weit, dass er mich hasst.«
    Schote drückte ihren Arm und schaute hinaus zum Meer. Die Meerfrau ärgerte Bruder Erde, indem sie große gischtige Wellen ans Ufer warf und sie dann schnell wieder zurückzog. Als sich die beiden der Brandung näherten, glitzerte ein Schleier funkelnder Wassertröpfchen im Sternenlicht und fiel ihnen kühl aufs Gesicht.
    »Sie meinen vielleicht«, sagte Schote, »dass du ihn noch nach Belieben formen kannst. Wäre nicht schlecht. Denk mal an all die Möglichkeiten.«
    Er warf Muschelweiß einen listigen

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