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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Blick zu, und sie lächelte. »Erzähle mir von der Verhandlung, Vater. Ich will mich von meinen schauderhaften Gedanken ablenken.« Schote trat nach einem Schwamm, der weiter über den Strand rollte, und kickte dabei eine Menge verschiedener großer Muscheln hoch. »Oh, da gibt's nicht viel zu erzählen. Mondschnecke will unbedingt mit dir verwandt sein, auch wenn sie es nicht zugibt, die alte Hexe.«
    Tauchvogel schlief, von warmen, sonnigen Tagen in seiner Jugend träumend, als er und Muschelweiß ganze Tage lang müßig Hand in Hand durch die Wälder gewandert waren, wo der Duft der Wildblumen sie umgeben hatte. Die Sonne, die durch das Laub fiel, hatte das schöne Gesicht von Muschelweiß mit Licht besprenkelt, als sie durch blühende Beerenbüsche schlenderten und dabei breite Moosgirlanden zur Seite schoben. Sie hatte seine Hand geschwungen und ihn tadelnd angesehen.
    »Das wäre nicht sehr klug«, hatte sie gemeint. »Nicht einmal als Scherz. Niederwald könnte dich zufällig töten.«
    »Wie denn? Ich würde von Süden kommen, sein Dorf vom dichten Wald aus überfallen. Wir wären die ganze Zeit in Deckung. Er kann niemals -«
    Sie hatte seine Hand gedrückt. »Das ist ja das Problem. Niederwald ist kein Dummkopf. Trotz allem, was du gehört hast. Er hat bestimmt dauernd Krieger im Wald postiert. Der Wald ist seine schwache Stelle, und das weiß er.«
    »Du traust ihm mehr Scharfsinn zu, als er hat - und mir weniger!«
    Sie hatte gelacht, und der Klang hatte ihn an die Muschelglöckchen erinnert, die im Wind schwingen; er liebte diesen Klang, hatte ihn für immer in seinem Gedächtnis bewahrt, um ihn wieder und wieder zu hören, wenn er den Gestank des Todes und die Schrecken des Krieges nicht mehr ertragen konnte.
    An den Rändern seines Traums huschten einzelne Bilder vorbei wie Mottenflügel, die in der Flamme verbrennen: Purpurwinde tot, schreiende Männer, fliegende Speere, Blaues Echo …
    Wo ist Muschelweiß? Ist sie hier? Meine Frau! Hast du meine Frau gesehen? Wo?
    Er hörte das schwache Geräusch von Füßen auf Sand. Die Palmenmatte unter ihm erzitterte.
    Tauchvogel kämpfte gegen die Geräusche an, er wollte nicht aufwachen. Aber die Stimmen waren unbarmherzig laut.
    »Hoch mit ihm! Jetzt!«
    Männerhände ergriffen ihn an den Armen, wälzten ihn auf den Rücken und zogen ihn auf die Beine.
    Vier Krieger standen um ihn herum, auch der kleine Mann namens Maulbeere. Hinter ihnen stand Kupferkopf. Er trug eine blassgelbe Tunika und hatte sein langes, ergrauendes Haar in einem Knoten unten am Hinterkopf befestigt. Die silbernen Schläfen leuchteten im Licht der frühen Morgensonne.
    Seine starre Miene ließ Tauchvogel erschaudern.
    Tauchvogel blinzelte den Schlaf fort und verschob seine Füße, um sein Gleichgewicht zu finden.
    »Was willst du?«
    Kupferkopf trat wortlos vor. In seiner rechten Hand trug er etwas, und als er näher kam, sah Tauchvogel, dass es eine Kinderpuppe war, eine Schildpattpuppe mit einer zerschlissenen Tunika und langem schwarzem Haar, das mit Harz festgeklebt war. Das Spielzeug hatte einmal ein aufgemaltes Gesicht gehabt, aber das war seit langem verblasst; jetzt waren nur noch pastellfarbene Flecken übrig geblieben. Die Männer blickten ängstlich auf die Puppe, und Maulbeere schaute sie mit zusammengebissenen Zähnen drohend an, wie um ihnen anzuzeigen, sie sollten den Mund halten.
    Tauchvogel sah in die Runde, er spürte ihre Angst. »Was ist das? Was ist los?«
    Niemand sagte ein Wort. Kupferkopf trat in die Hütte ein und breitete eine Decke über die sandigen Matten; auf der Seite liegend, die angelehnte Puppe vor sich, so starrte er in deren längst verschwundene Augen, mit einem seltsamen, fast liebevollen Gesichtsausdruck.
    »Stehst du?« murmelte er in vertraulichem Ton zur Puppe. »Ich hab dir ja gesagt, dass er hier ist. Jetzt kannst du ihn mit eigenen Augen sehen.« Er drehte die Puppe herum und hielt sie näher an Tauchvogel heran. »Glaubst du mir jetzt?« Die Finger von Maulbeere bohrten sich in Tauchvogels linken Arm, und Tauchvogel spürte, wie der junge Mann zitterte. Sein Herz fing an, heftig zu schlagen. Tauchvogel spannte seine Muskeln an, um aufrecht stehen zu bleiben.
    Er hörte zwei Männer hinter sich leise flüstern. »Wahnsinnig« und »Ich kann das kaum aushalten, wenn er das macht.« Ein anderer murmelte: »Es ist die Puppe. Immer, wenn er sie berührt …!«
    Maulbeere warf ihnen warnende Blicke zu.
    Tauchvogel strich sich mit der Zunge über

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